Angelos Andeutung war seltsam. Verschwommen... Warum sollten wir verschwommen sein, er brauchte wohl eher eine Brille! Und was hatte es mit der Zeit auf sich?
"Angelo, was meintest du, also du sagstest, wir stehen zwischen zwei Zeiten?" Er sah nicht gerade glücklich aus als ich danach fragte. "Okay pass auf. Du wurdest ungewollt in dieses Jahrhundert befördert aber dein Wille kämpft dagegen an hier zu sein. Deshalb versucht ein Teil von dir zurück zu kommen und alles was und wen du mit dir gebracht hast. Ich hatte selbst auch schon solche Probleme, allerdings hielt das nicht lange an. Kleine Komplikationen mit dem Zeitreisemedium."
Das klang zwar merkwürdig aber wie üblich stellte ich keine weiteren Fragen diesbezüglich. Wie schon oft erwähnt, in dieser Welt ging nichts mit rechten Dingen zu.
Wir verweilten also die Stunden über in der unterirdischen Halle. Angelo hatte sogar etwas zu essen da. Ich war es noch immer nicht gewohnt das Vampire sich auch von anderen Dingen ernähren konnten. Meine Vorstellung hielt ständig daran fest, dass Vampire nur Blut trinken konnten. Endlich, seit Tagen das erste Mal etwas zu essen. Die Rettung vor dem Verhungern. Gestärkt war es ein viel besseres Gefühl sich darauf einzustellen ins Anwesen einzubrechen. Auch wenn das rechtlich gesehen nicht ganz richtig war aber immerhin hingen hiervon zwei Leben ab. Naja eigentlich nur eins aber das Zweite wurde ja mit rein gezogen.
Es vergingen Stunden. Angelo und ich frischten die gelernten Kampftechniken von damals etwas auf. Sylvester machte eine elegante Bewegung und klaute mir mitten im Kampf das Schwert. "Hey! Das war meins!" Sylvester lachte nur. Er hatte bis jetzt nicht ein Wort gesprochen. Mir bereitete sein Verhalten Sorgen. "Na dann zeig mal was du kannst Junge!", grinste Angelo herausfordernd. Die Beiden legten einen unglaublichen Kampf hin. Dieser Eleganz konnte ich längst nicht das Wasser reichen. Am Ende entwaffnete Sylvester Angelo sogar noch. Dieser schien erstaunt.
"Wer hat dich gelehrt so gut zu kämpfen?" Sylvester sprach noch immer kein Wort. Was ging hier nur vor sich? Ich versuchte irgendwie das Thema zu wechseln um eine Eskalation zu vermeiden. Immerhin konnte Angelo ziemliches Temperament zeigen. "Wann hast du vor los zu gehen?" Er war nicht dumm und antwortete auf meine Frage obwohl er weiter Sylvester fixierte. "In wenigen Stunden geht's los. Ihr solltet euch noch ein wenig hinlegen um Kraft zu tanken."
Angelo wollte Sylvester einen Schlafplatz am ganz anderen Ende der riesigen Halle geben. Mir kam die Sache allmählich faul vor. Ich bestand darauf, dass Sylvester bei mir blieb. Angelo schnaubte leicht, widersetzte sich aber nicht. Jedoch gab er einen Kommentar ab bevor er zu seinem Schlafplatz ging. "Wenn ER das wüsste.. Ich weiß nicht wen von euch er zuerst umbringen würde."
Einige Minuten verstrichen. Als Angelo sich in eine ganz andere Ecke als wir verkroch, flüsterte Sylvester mir etwas zu. "Wenn wir zurück im 21. Jahrhundert sind müssen wir reden." Ohnein, das klang garnicht gut. Hatte er nun doch die Schnauze voll von der Freundschaft? Ich hätte ihn da nicht mit reinziehen dürfen. "Worüber?", fragte ich unschuldig und ebenfalls flüsternd. Er hielt mich nun urplötzlich in seinem Arm. "Über IHN." Mir lief ein kalter Schauer über den Körper. "Bitte tu mir das nicht an. Dieses Thema bringt mich innerlich um. Ich bin froh wenn ich wieder nach Hause kann und alles vergessen." Eine Träne lief mir das Gesicht herunter und landete auf Sylvesters Arm. "Ich möchte nur endlich verstehen was oder wer dir diesen Schmerz zufügt. Und ich habe das Gefühl das dieser ER die Ursache ist. Und vor allem das ER hier in dieser Zeit eine große Rolle spielt." Eine weitere Träne lief mir das Gesicht herunter. Mit meinen Händen klammerte ich mich an seiner Brust fest.
" Ich hab Angst. Verdammt große Angst. Mehr kann ich dir nicht sagen, jedenfalls nicht jetzt. Angelo führt sich seltsam auf. Ich bin mir nicht mal sicher ob ich ihm so trauen kann. Er versucht ständig dich von mir wegzulocken." Er drückte mich nun nur noch fester an sich.
"Stella, ich werde auf dich Acht geben. Egal wer er ist, ich werde bis zum bitteren Ende bei dir bleiben." Bei den letzten Worten hielt ich die Luft an. "Du glaubst es wird ein bitteres Ende geben?" Er streichelte mir über den Kopf und durchs Haar. "Nein. Das war doch nur so n Sprichwort. Mach dich nicht verrückt. Wir bekommen das schon hin. Versuch erstmal zu schlafen. Müde und unkonzentriert funktioniert das alles nicht."
Wo er Recht hatte, hatte er recht. Innerlich dachte ich, dass er das so leicht sagen konnte mit schlafen aber es dauerte nur wenige Sekunden und schon war ich eingeschlafen. Sylvester selbst schien diese Nacht nicht zu schlafen. Zwar versicherte er mir aufzupassen jedoch kam ihm die Sache anscheinend selbst nicht ganz koscher vor. Da konnte er noch so sehr versuchen ruhig zu atmen, so nah an seinem Körper hörte und spürte ich die letzten Sekunden, bevor ich meine Augen schloss, dass sein Herz nicht ganz im normalen Takt war.
DU LIEST GERADE
Eulenmond (2) - Schottische Prinzessin
Fantasy(Band 2) Der scheinbare Liebeskummer hatte Stella zurück in ihre Heimat geführt. Dort ging sie wieder zur Schule, zum arbeiten und versuchte ihr Leben nach den schweren Erlebnissen wieder in den Griff zu bekommen. Wäre da nur nicht dieser geheimnis...