Kapitel 38

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Dieser Abschied tat nicht nur Sylvester weh. Selbst ich habe in den letzten anderthalb Monaten auf Comhachag Nead mein Herz für all das dort verloren. Diese Landschaft, das Haus, die Familie, es war einfach wunderbar. Wie versprochen teleportierte man uns in die Nähe unseres Ziels. Norwegen um genau zu sein. Wir landeten ein ganzes Stück weit weg von Arendal. Direkt im Dorf zu landen wäre zu auffällig gewesen. Sylvester schien sich hier nicht schlecht auszukennen. Ewan erwähnte das er damals seine Verlobung mit Fiona dort feierte und eine enge Freundschaft mit dem dazugehörigen Königreich pflegten. Allerdings sollte dies noch eine komplizierte Geschichte werden. Arendal lag unter einem Schutzzauber den die Darsenga nicht durchbrechen konnten. Das Königreich war so klein, dass es zu dieser Zeit sogar in Vergessenheit geraten war. Doch von wo genau dieser Schutz ausging sollte mich noch richtig umhauen. Es hieß nicht umsonst Wolkenschloss. Der Palast lag hoch oben in den Wolken. Doch bevor wir irgendwie dort hoch mussten gab es noch jemand anderes den es zu finden galt. Cedric schien auf dem Festland zu leben. Wir drangen tief in einen Wald ein. Besuche im Wald gingen bisher noch nie gut aus. Immer geschah etwas unerwartetes. Mir war überhaupt unwohl einen Fuß hier rein zu setzen. Sylvester nahm mich bei der Hand. Er las wohl die ganze Zeit meine Gedanken. "Beruhige dich, dir wird nichts geschehen. Wir befinden uns im Hoheitsgebiet von Cedric, da gibt es keine Banditen." So sehr ich ihm glauben wollte, meine Nerven hingen trotzdem am seidenen Faden. Auf einmal raschelte es. Vor Angst blieb ich stehen. "Sylvester, hast du das gehört?" Er schärfste seine Sinne. "Ja, ich hab es auch gehört." Das war mir alles zu viel, ich wollte hier fort aber Sylvester ließ meine Hand nicht los. "Jetzt bleib ruhig Stella. Ich weiß um wen es sich handelt. Gedanken lesen kann ich nicht nur bei dir.." Er kannte die Person? War es vielleicht dieser Cedric? Aber nein, wir fanden keinen Mann sondern einen Wolf! Am liebsten wäre ich in Ohnmacht gefallen aber es wurde erst noch viel skurriler. Er sprach mit dem Wolf! "Maik, ich grüße dich! Du weißt nicht zufällig ob der Alpha in der Nähe ist?" Der Wolf sprang los als wolle er uns wo hin führen. Ohne mit der Wimper zu zucken folgte Sylvester ihm und schleifte mich hinter sich her. "Sylvester Alexander Malcom Owlmoon, hör auf mich so hinter dir her zu ziehen!" Der brummte nur. "Stell dich nicht so an, sonst werf ich dich mir gleich über die Schulter!" Ich schnaubte. Am liebsten hätte ich jetzt Drama geschoben aber dafür war die Zeit einfach nicht rechtens. Wir liefen auch nicht lange, höchstens fünf Minuten. Wir befanden uns auf einer verborgenen Lichtung, niemand weit und breit zu sehen. Der Wolf heulte auf. Auf einmal leuchteten viele gelbe Augen aus den Büschen. Wölfe, alles Wölfe! Okay, Stella Ruhe bewahren! "Cedric, bist du hier?" Also Sylvester nahm das alles irgendwie auf die leichte Schulter. Ein großer rostroter Wolf trat aus dem Dickicht hervor. Seine Tatzen waren gewaltig. Seine Augen strahlten Friedlichkeit aus. "Sehr schön da bist du ja. Wenn du so freundlich wärst und diesen Brief entgegen nimmst. Wir müssen gleich weiter zu Königin Anika. Vertraue niemand, allein nur auf die Worte in diesem Brief. Ewan erklärt dir darin alles, für Erklärungen bleibt keine Zeit." Der Wolf verneigte sich, nahm den Brief anschließend in die Schnauze und verschwand direkt auch wieder. War das etwa alles? Inzwischen hatte Sylvester meine Hand los gelassen. Immerhin musste er den Brief aus seiner Tasche kramen. "Bereit aufzusteigen?" Moment, aufsteigen? Doch nicht etwa auf einen der Wölfe? Er kramte in seiner Tasche herum und holte ein Blatt heraus. Das sah ein wenig aus wie Bärlauch, roch aber nicht so. Das Blatt zerbrach er und zerrieb es zwischen seinen Fingern. "Sieh mich nicht so an, du wirst schon sehen was das wird. Warte kurz." Jap, er las meine Gedanken, wie eigentlich immer. Also wartete ich einen Moment ab. Bildete ich mir das ein oder hörte ich tatsächlich ein Pferd gallopieren? Ein wunderschöner schwarzer Hengst mit grauer Blässe blieb vor Sylvester stehen und verneigte sich. "Silverstar, wie lang haben wir uns nicht gesehen, komm her mein Schöner. Hat man gut auf dich acht gegeben?" Er drückte seinen Kopf an Sylvesters Hand, damit er ihm über die Nüstern streichelte. "Lustig. Silvester und Silverstar, das klingt so ähnlich", grinste ich. "Liegt daran das es meiner ist. Es musste sich ja jemand um ihn kümmern." Nein, es überraschte mich nichts mehr. Nein, wirklich nicht. Daran musste ich mich nur wieder gewöhnen. Wir stiegen auf den Rücken von Silverstar und gallopierten los, hinaus aus dem Wald. Kaum ließen wir die Bäume hinter uns geschah etwas unerwartetes. Auf einmal sah es so aus als würde Silverstar schwarze glänzende Flügel ausbreiten und hob vom Boden ab! Vor Schreck krallte ich mich richtig an Sylvester fest. "Hooooooo Yeah, haha!" Also er schien eine riesen Freude daran zu haben. Nach einer kleinen Weile gewöhnte ich mich jedoch ebenfalls daran. "Sag mal, was war das vorhin für ein Blatt das du in den Fingern zerrieben hast", wollte ich wissen. "Das ist Flatterkraut. Die Leibspeise von Silverstar. Wenn er das Zeug riecht kommt er sofort zur Stelle. Das ist eher ungewöhnlich für einen Pegasus wie ihn." Ein Pegasus? Irgendwie hab ich mir die immer anders vorgestellt. Weiß mit Flügeln wie ein Engel. Silverstar hatte zwar Federn die aus dem nichts aufgetaucht waren aber ich hatte mir immer vorgestellt das man diese immer sehen konnte. Behutsam landete er vor einem monströs großen Palast der glänzte wie Glas in rosa, himmelblau, lila und weiß. Die Farben fügten sich wunderbar in die Wolken ein von denen es umgeben war.

Eulenmond (2) - Schottische PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt