Kapitel 32

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Wie versprochen reitete Ewan mit einem seiner Bediensteten noch vor dem ersten Sonnenstrahl davon. Er hatte Fiona am Abend zuvor einen Brief und ein Säckchen voll Geld da gelassen, damit wir im Notfall versorgt waren. Sylvester machte sich alleine auf und verschwand mehrere Tage für viele Stunden ohne Bescheid zu geben wohin. Fiona brachte mir in der Zwischenzeit neue Dinge bei. Zwar hatte ich eine Grundausbildung in Etikette und im Kampf doch mir fehlte doch noch so einiges an Wissen. Die Bräuche und Sitten in Schottland unterschieden sich eben doch von denen der Preußen. Wusste ich zum Beispiel nicht das eines der Glückssymbole der Schotten Disteln waren. Schottische Disteln tragen einen großen violetten Kopf, ganz anders als das Unkraut das man bei uns Distel nannte. Außerdem sprachen Schotten nicht schon immer Englisch. Ihre Muttersprache war Schottisches Gälisch. Anscheinend gab es im Gälisch Abweichungen. Ich nahm an das es so ähnlich war wie wenn man Deutsch mit Österreichischem Deutsch und Schweizer Deutsch verglich. Alles vom selben Grundgerüst aber doch verschieden. Ewan würde zwei Wochen fern bleiben, was bedeutete das wir genug Zeit hatten für uns selbst zu sein. Nach ein paar wenigen Tagen nervte es mich schon das Sylvester nie im Haus zu sein schien. Wollte er mich denn nicht einmal mit auf seine Ausflüge nehmen? Fiona bemerkte natürlich das ich nicht ganz auf der Spur war und schlug vor das wir uns am Nachmittag etwas in der Küche austoben. Sie erzählte mir, wenn sie im 21. Jahrhundert niedergeschlagen oder gelangweilt war, backte oder kochte sie unglaublich gern. Sie zeigte mir wie man Bannocks backte und ich zauberte so gut ich konnte selber Nudeln. Eine halbe Ewigkeit hatte ich keine Pasta mehr gegessen. Dazu bereiteten wir Apfelmus zu und schlugen ein Ei über die Nudeln. Nudeln mit Ei und Apfelmus. Simpel und doch so lecker. An Tagen wie diesen waren die Hausmädchen froh nicht kochen zu müssen, denn einen Koch hatte das Haus nicht. Natürlich gehörte es sich nicht für so feine Damen zu kochen aber es fühlte sich gut an für einen Moment vergessen zu können wo ich mich befand. Fiona verstand mich in diesem Punkt sehr gut und versuchte vieles um mich glücklich zu stimmen. Oft war Catriona um uns herum, was alles noch viel fröhlicher gestaltete. Nach einer Woche erreichte uns ein Brief von Ewan in dem er uns von Fortschritten berichtete. Er lag wohl richtig mit seiner Vermutung. Auf der Kette lag ein Fluch. Dieser musste aber erst vor einer Weile drauf gelegt worden sein. Die weiße Zauberin versprach zwar den Fluch brechen zu können aber sie würde trotzdem zur Sicherheit noch einen Schutzzauber aussprechen. Wenn vor noch garnicht langer Zeit der Fluch drauf gelegt wurde bedeutete das es muss geschehen sein kurz bevor man das Schmuckstück Jannis übergab um es weiter zu verarbeiten. Ich hoffte Sabrina war nun nicht in Gefahr, denn sie trug die selben Perlen in ihrer Kette. Endlich kam Sylvester heim. Ich hatte ihn bisher noch nie wirklich bemerkt wenn das der Fall war. Seine Kleidung war schmutzig, von oben bis unten. Ohne Umweg machte er sich auf ein Bad zu nehmen und sich frisch einzukleiden. Genug war genug, es war mir egal weshalb er schmutzig heim kam oder weshalb er bestimmten Gesprächen bewusst aus dem Weg ging aber allmählich wollte ich wissen was er trieb. Wer so schmutzig heim kam hatte wohl schwer gearbeitet. "Stella hast du gehört?" Fionas Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Wie bitte?" Verammt um was ging es eben? Schuldig grinste ich. "Es tut mir leid, ich habe nicht zugehört." Fiona atmete schwer aus. "Okay also nochmal. Catriona wird nächste Woche 9. Wir möchten eine Gesellschaft veranstalten mit Bekannten und Freunden unseres Hauses. Vor allem die mit eigenen Kindern. Was meinst du, soll Gillian ihr ein Kleid umnähen? Ich kann das Kind unmöglich mit den selben Kleindern wie die letzten Male präsentieren." Catriona hatte wirklich hübsche Kleider. Also warum sollte sich da nichts machen lassen? "Da du mich nach deiner Meinung fragst, sollten wir nicht erstmal in ihre Truhe sehen? Wer weiß was man so alles findet." Catrionas Garderobe war mir nun nicht wirklich sehr geläufig, denn immerzu wollte sie das selbe Kleid tragen, so oft es ging. Ihre Mutter stimmte mir zu und wir verrückten uns in Catrionas Gemächer. Dort durchstöberten wir erstmal ihre Truhe. "Was ist hiermit?" Ich hielt ein grünes Kleid in den Händen. "Auf garkeinen Fall. Das war ein Geschenk ihrer Großmutter." Na gut, dann war es wohl besser es nicht zu verunstalten. "Und das hier?" Dieses Mal war es ein himmelblaues Kleid. "Zu dezent. Catriona sollte aus der Menge hervor stechen." In Ordnung, noch eine Niete. Egal welches der Kleider ich in den Händen hielt, immer war etwas damit. Etwas genervt sah ich mich um. Dabei fiel mir eine weitere Truhe auf. Darin lag nicht viel. Zwei Paar Schuhe, Haarbänder und ganz unten noch ein weißes Kleid. Zwar schlicht doch chic. "Fiona, warum liegt das Kleid hier drüben drin? Es ist wunderschön!" Sie schüttelte den Kopf. "Sie mag das Kleid nicht, wollte es sogar ins Feuer werfen. Dabei sitzt es wie angegossen." Vielleicht klang es verrückt aber ich hatte eine Idee. "Wir haben es!" Verdattert sah Fiona mich an. "Sie wird es nicht anziehen, ich kenne sie zu gut." Mein grinsen entging ihr jedoch nicht. "Wir werden es verändern. Sind nicht ein paar Frauen gerade am Trauben stampfen?" Ihr schien klar zu werden was mein Plan war. "Ja, sie sind hinten auf dem Hof." Also nahm ich Fiona an der Hand und wir nahmen das Kleid mit nach draußen. Wir warfen es in den Trog wo die Trauben gestampft wurden und färben es so violett. In der Zwischenzeit sollten die Mädchen mir Stoffreste, Nadel, Faden und Schere suchen. Die Stoffreste waren zwar nur cremefarben , doch das machte nichts. Wir verpassten dem Kleid ein paar Rüschen und Schleifen. Die Kombination aus creme und violett sah nicht mal übel aus. Puffärmel hatte es ohnehin schon. Insgesamt dauerte es eine halbe Woche bis wir fertig waren. So hatte ich schon eine sinnvolle Beschäftigung. Wir würden Catriona das Kleid zum Geburtstag schenken. Sie würde hoffentlich nicht bemerken das es ihr altes, verschmähtes Kleid war. Ausserdem war da ja noch die Sache, das ich Sylvester zur Rede stellen wollte. Das dürfte noch ein Spaß werden.

Eulenmond (2) - Schottische PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt