Irgendwie hatte ich es mir leichter vorgestellt Sylvesters Zimmer zu finden. Die Treppe hinauf war zwar unübersehbar jedoch gab es gefühlt tausend Türen. Hinter welcher war er denn nun? Auf einmal kam mir Catriona aus heiterem Himmel entgegen. Sollte das kleine Mädchen nicht längs schlafen? Erstmal erschrak ich natürlich, da mir das kleine Mädchen in ihrem weißen Hemdlein wie ein Gespenst aussah. "Wo kommst du denn her, mitten in der Nacht?" Sie sah mich verschlafen an. "Ich hab Tuffy draußen vergessen." Tuffy war Catrionas Puppe. Ohne diese wollte sie nicht schlafen. Erleichtert atmete ich auf. "Na komm ich bring dich zurück ins Bett. Wo ist denn dein Zimmer?" Ich umschloss ihre kleine Kinderhand und sie führte mich zu ihrem Gemach. Ich brachte sie ins Bett und deckte sie zu. "So, dann träum was schönes. Soll ich die Tür einen Spalt offen lassen?" Die Kleine schüttelte müde den Kopf. "Nein, Onkel Sylvester ist zwei Türen weiter, der passt auf mich auf." Mir ging das Herz auf bei ihren Worten. Also schloss ich die Tür hinter mir und freute mich natürlich. Sie hatte mir eben verraten wo ich ihn finden würde. Also schlich ich auf Zehenspitzen zwei Türen weiter und schaute erstmal nur durch einen Spalt ob es auch stimmte. Tatsächlich war er dort. Ich machte die Tür nur so weit auf das ich gerade so durchpasste und schloss sie dann wieder leise. Nicht das vielleicht ein Scharnier zu quietschen begann oder ähnliches. Sylvester schlief tief und fest. Wenn er schlief sah er einem Engelchen gleich. Ich hätte ihn die ganze Nacht beobachten können. Das er die Augen aber aufschlug, damit hatte ich nicht gerechnet. Direkt setzte er sich auf und sah mich fragend an. "Warum bist du nicht in deinem Zimmer und schläfst?" Nervös spielte ich mit meinen Fingern. "Weil ich eben nicht schlafen kann." Er atmete noch halb verschlafen durch. "Wir bekommen Schwierigkeiten wenn du hier bleibst. Wir sind nicht verheiratet. In dieser Zeit ist es unmöglich." Ich sank auf die Knie, stützte meine Arme verschränkt auf dem Bett ab und legte den Kopf darauf. "Dann bleibe ich eben so hier bis morgen früh." Nun hob er seine Decke an. "Na komm schon her, bevor du auf dem Boden pennst." Schnell schlüpfte ich unter die warme Decke und schmiegte mich eng an seine Brust. Im ersten Moment fühlte es sich für mich im Inneren wieder an als würde ein Feuerwerk ausbrechen doch genau dieses Gefühl wog mich dann in den Schlaf. Sicher und geborgen, so schlief ich gleich viel besser. Geweckt wurden wir schon recht früh. Die Sonne blinzelte durch die Vorhänge hindurch und kitzelte uns beide etwas auf der Haut. Als ich meine Augen öffnete, beobachtete er mich. Da hatte er mir doch tatsächlich beim schlafen zugesehen. Irgendwie konnte ich nicht anders als zu lächeln. Es war der perfekte Morgen. Wieder kam ich ihm ganz nah und legte mein Ohr auf die Stelle seines Herzens, während meine Hand zu seinem Nacken glitt und ihn etwas kraulte. Er hatte in mir tiefe Emotionen und eh schon scheinbar vorhandene Gefühle zum Leben erweckt. Das war sicher gefährlich. Mit den Owlmoon Männern hatte ich immerhin bisher nicht nur gute Erfahrungen gesammelt. Sylvester umschlang mich mit beiden Armen. Es tat unendlich gut. Konnten wir nicht die Zeit anhalten und eine Weile so verharren? Aber wer hätte es gedacht, genau in solch einem Moment klopfte es natürlich. "Mr. Owlmoon, bis in einer halben Stunde steht das Frühstück bereit." Es war mir egal ob uns jemand sah, es konnte nichts mehr dergleichen geben das mich störte. Sylvester schien trotzdem froh zu sein, daß sie draußen blieb. "Vielen Dank, ich werde bis dahin erscheinen!" Er fuhr mir übers Haar. "Wir müssen aufstehen Stella. Die Hausmädchen werden sicher schon nach dir suchen." Dazu hatte ich aber keine Lust und grummelte. "Wir haben doch noch ne halbe Stunde.." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Es wäre besser wenn du angemessen gekleidet unten auftauchst. Du kannst nicht im Schlafgewand herumgeistern." Eigentlich wusste ich ja auch das er recht hatte und rappelte mich schweren Herzens auf. Es erging mir in den letztens Stunden so gut wie lang nicht mehr. Er Stand auf und warf einen Umhang rüber. "Bedeck dich wenigsten. Es soll keiner direkt merken das du hier warst." Schweren Herzens warf ich mir den Umhang über und schlich zum Glück unbemerkt zurück in mein Zimmer. Den Umhang ließ ich dort flix verschwinden. "Miss, wo waren sie denn?" Eines der Hausmädchen stand hinter mir. Ich erschrak des Todes weil ich nicht bemerkte das jemand eingetreten war. "Oh ich... Ich dachte etwas gehört zu haben und habe mich im Haus umgesehen." Die junge Frau schloss die Tür hinter sich. "Sicher ist nur die Katze auf der Pirsch gewesen. Aber verstehe ich es zu gut. Immerhin sind sie in einem fremden Hause zu Gast, da fühlt sich einiges seltsam an." Ihre warme Art gefiel mir. Sie erinnerte mich ein wenig daran das da draußen meine beste Freundin auf mich wartete. Sabrina und Jannis sorgten sich sicher.. "Darf ich sie nach ihrem Namen fragen?" Meine Frage erschien ihr wohl etwas unangenehm. "Miss, das ist nicht von belangen. Für Zuständigkeiten ist Gillian verantwortlich." Mit dieser Antwort gab ich mich nicht zufrieden. "Aber das Fräulein Gillian ist nunmal gerade nicht hier und sie sind mir gerade eine gute Gesellschaft. Es wäre mir eine Freude sie beim Namen nennen zu können." Damit hatte sie ganz offensichtlich nicht gerechnet. "Marie lautet mein Name." Sie schnürte mich und zog mir eines von Teresas Kleidern über. Dann machte ich mich auf in den Speisesaal. Ewan und Fiona erwarteten mich schon. Jedoch fehlte Sylvester noch. Da machte er vorhin solch einen Stress und jetzt kam er selbst zu spät. Das war ja mal wieder typisch. "Guten Morgen Ewan, guten Morgen Fiona. Wo ist Sylvester?" Belustigtes Gekicher ertönte und Cateiona sprang mit Sylvester zusammen hinter den Vorhängen hervor. "Buh!" Natürlich war ich erschrocken, doch schließlich mussten alle lachen, eingeschlossen mir. Für mich war es zuckersüß mit anzusehen wie viel Liebe Sylvester in den Umgang mit seiner Nichte steckte.
![](https://img.wattpad.com/cover/101361462-288-k1243.jpg)
DU LIEST GERADE
Eulenmond (2) - Schottische Prinzessin
Fantasía(Band 2) Der scheinbare Liebeskummer hatte Stella zurück in ihre Heimat geführt. Dort ging sie wieder zur Schule, zum arbeiten und versuchte ihr Leben nach den schweren Erlebnissen wieder in den Griff zu bekommen. Wäre da nur nicht dieser geheimnis...