Eines Abends wartete ich bis Sylvester mit baden fertig war. Ursprünglich wollte ich ihn an der Haustür abfangen doch er roch immer furchtbar wenn er heim kam. Gerade als er den Waschraum verlassen wollte schnappte ich ihn mir. "Wir müssen reden!" Das schien ihn nicht zu beeindrucken und schüttelte mich von seinem Arm. "Stella, können wir bitte später reden, ich muss noch einen Brief aufsetzen. Catrionas Geburtstag muss perfekt werden." Da er mir wieder entwischen wollte versperrte ich ihm den Weg. "Nein, wir reden jetzt! Du gehst mir nun schon seit anderthalb Wochen aus dem Weg. Was ist eigentlich los? Bereust du was letztens geschehen ist oder etwa das ich dich mit reingezogen habe? Wenn dann tut es mir leid, nur bitte sprich mit mir!" Seine Augen drückten keinerlei Hass aus. Ganz im Gegenteil, ich hatte eher das Gefühl das Leid darin lag. Egal was der Grund war, ich konnte mich nicht im Zaum halten und streichelte über seine Wange. "Na komm, dir brennt doch was auf der Seele. Sprich mit mir." Wir verzogen uns in Ewans Arbeitszimmer. "Eigentlich ist es einfach zu erklären. Okay Stella pass auf, mein Bruder ist nicht hier und seine Frau ist schwanger. Ich muss mich um die Geschäfte kümmern solange er nicht da ist. Jeden Tag reite ich ins Dorf hinunter und helfe bei der Ausbildung der jungen Burschen. Sie müssen lernen sich zu wehren, wie man mit einem Schwert umgeht und dabei möglichst überlebt." Das klang zwar plausibel aber irgendwas verschwieg er mir weiterhin. Man merke es ihm an. Beinahe hätte er geplaudert, hatte auch deutlich für den nächsten Satz Luft geholt, ließ es dann jedoch. In diesem Fall musste ich mich wohl damit zu Frieden geben, zumindest bis Ewan wieder da wäre. Er konnte nun jeden Tag wieder ankommen. Unter anderen Umständen wäre ich ihm vielleicht einmal heimlich gefolgt um zu sehen was er trieb doch ich traute mich nicht. Zu riskant war es allein hinaus zu gehen, zu groß war die Angst das jemand von Milos Leuten hier nach mir suchen sollte. Vorerst ließ ich die Sache erstmal ruhen und ließ Sylvester in Frieden. Ich fühlte mich ungebraucht. In meinem eigenen Jahrhundert hätte ich mehr ausrichten können. Die rechte der Frauen sind in meiner Zeit dann doch deutlich bedeutender. Meine Einstellung dazu musste ich unterdrücken, genau so wie es Fiona tat. Rebellen wurden hier anders und vor allem härter bestraft als im 21. Jahrhundert. So sehr wie eben sehnte ich mich noch nie zurück nach Hause. Ich wollte wieder Fahrrad fahren, Sabrina und Jannis sehen, einen Film sehen und dazu eine fette Pizza und kiloweise Salzkaramell- und Schokoladeneis essen. Vor allem, so schön es mal sein konnte ein aufwändiges Kleid zu tragen, es war doch äußerst unpraktisch. Eine Jeans war deutlich bequemer doch bis ich jemals wieder eine tragen durfte würde wohl noch eine Weile vergehen. Die Hausdamen huschten aufgeregt an mir vorbei als ich gerade wieder allein über den Korridor lief. "Der Liard ist zurück, hopp hopp, alle auf Position!" Endlich! Zwar früher als erwartet, doch endlich war Ewan zurück. Sofort eilte ich zu Fiona. "Ewan ist zurück!" Sie stürmte bei meinen Worten direkt an mir vorbei, die Treppen hinunter und fiel ihm um den Hals. "Endlich! Du ahnst nicht wie unerträglich es war ohne dich!" Er umarmte sie fest. "Mein Täubchen, es ist ja gut. Wie geht es dir und dem Kind?" Stolz nahm er sie bei den Händen und nahm eine Armlänge dabei Abstand um sie ganz zu betrachten. Fiona nahm seine Hände und legte sie auf ihren Bauch. "Uns geht es fantastisch. Stella war mir eine gute Gesellschaft in deiner Abwesenheit. Mit ihr kann ich über Dinge reden die in Anwesenheit vieler anderer Unaussprechlich wären." Ich beobachtete beide vom oberen Ende der Treppe und blinzelte um die Ecke. Sein Blick schweife hinauf zu mir. "Ich danke dir für die Fürsorge meine Gute. Nur ungern habe ich sie hier zurück gelassen." Etwas verdutzt kam ich aus meinem Versteck hervor. Er hatte mich die ganze Zeit bemerkt. "Es war mir ein Vergnügen und eine Ehre. Immerhin hilfst du uns auch." Er nahm mich ebenfalls für einige Sekunden in den Arm, einfach zur Begrüßung. Zu dritt setzten wir uns in einen herrlichen Salon. Es standen bereits Tee, Rahm und Zucker bereit. Es mussten Stunden dort vergangen sein, denn man konnte beobachten wie es allmählich dämmerte. Ewan hatte einiges zu berichten. "Ihr habt meinen Brief erhalten, nehme ich an?" Wir nickten. "Ja deinen Brief haben wir erhalten. Wir hatten deshalb nicht vor Ende der Woche mit deiner Ankunft gerechnet." Man spürte noch immer die Erleichterung in Fionas Stimme, das ihr Mann wohlauf zurück gekehrt war. "Wie ihr wisst war ich bei einer weißen Hexe. Das Zeitreisemedium ist von der dunklen Magie befreit. Sie sprach davon das irgendwo noch mehr Teile des ursprünglichen Steins existieren müssen und das sie sich wundert das überhaupt ein Fluch darauf liegen konnte. Das Schmuckstück wurde von der Liara gesegnet, laut ihrer Aussage. Es gibt in jeglichen Kulturen verschiedenste Legenden über sie. In manchen Kulturen ist sie ein wertvoller Gegenstand, wie etwa ein Kamm oder ein lebendiger Zauber. In der Schottischen Mythologie der Dämonenwelt ist sie Feenkönigin und Schutzpatron über die weiße Seite des Reichs. Sie ist das mächtigste Wesen überhaupt." Bei all den Fakten musste ich mich räuspern und unterbrach so ungewollt Ewan. "Also genau genommen hat sie recht. Ich bin der Liara tatsächlich begegnet. Ich hatte mal einen Zeitreisestein und die Liara verwandelte sie in eine wundervolle Kette. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich von Energie erfüllt gefühlt." Ewan fiel die Kinnlade herunter und musste sich erstmal sammeln. "Mein liebes Mädchen, warum hast du mir das denn nicht schon vorher gesagt? Das ist ein... das.. ein Wunder! Du bist das Mädchen das die Zukunft verändern kann, es ist dein Schicksal auf unsere Familie zu treffen!" Ich verstand nur Bahnhof. Wie sollte ein einfaches Mädchen, dazu noch ein ziemlich gewöhnliches wie ich es war, denn die Zukunft verändern? Nun, die Antwort lag nun endlich direkt vor meiner Nase.
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Eulenmond (2) - Schottische Prinzessin
Fantasy(Band 2) Der scheinbare Liebeskummer hatte Stella zurück in ihre Heimat geführt. Dort ging sie wieder zur Schule, zum arbeiten und versuchte ihr Leben nach den schweren Erlebnissen wieder in den Griff zu bekommen. Wäre da nur nicht dieser geheimnis...