Rückkehr

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MIT SCHNELLEN FLOSSENSCHLÄGEN gleite ich durchs Wasser

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MIT SCHNELLEN FLOSSENSCHLÄGEN gleite ich durchs Wasser. Der Besuch bei meinen Eltern in Merenia hat doch länger gedauert, als ich angenommen habe. Die Sonne hat ihren täglichen Lauf beinahe vollendet und neigt sich bereits tief dem Horizont entgegen. Das hätte ich mir auch denken können. Wenn man seine Eltern seit dem Kindesalter nicht mehr gesehen hat und schließlich aufgefordert wird, bei ihnen auf dem Meeresgrund zu leben, hat man so einiges zu besprechen. Die beiden waren über meine Antwort verständlicherweise nicht begeistert, aber sie verstehen meine Entscheidung – außerdem kann ich sie ja ab und an aufsuchen. Im Moment schlägt mein Herz bei dem Gedanken an Kaspian schneller. In freudiger Erwartung schwimme ich auf den schattenhaften Umriss des Schiffes zu. Es dauert nicht lange und ich breche durch die Wasseroberfläche. Abrupt halte ich Inne. Vor der Morgenröte fährt ein zweites, etwas kleineres Schiff. Mit einem dicken Tau wurden die beiden Wassergefährte verbunden. Verwundert spähe ich mit zusammengekniffenen Augen auf das Deck des fremden Schiffes. Dort sind nur wenige Matrosen bei der Arbeit. Auf der Morgenröte entdecke ich nur unbekannte Gesichter. Männer, die mit grimmigen Mienen und den Händen auf den Schwertknäufen auf- und abmarschieren. Was ist nur geschehen? Wo ist die Besatzung unseres Schiffes? Wer sind diese Männer, etwa Piraten? Kurzerhand verschwinde ich wieder im Wasser und tauche unter dem Rumpf der Morgenröte hindurch. An ihrer Bordwand, die vom fremden Schiff aus nicht zu sehen sein sollte, hangle ich mich leise hinauf. Drei Männer patrouillieren, je einer auf dem Vorder-, Mittel- und Achterdeck, und einer steht am Steuerrad. Es ist seltsam, dort nicht Drinian oder Rynelf zu sehen. Wo sind sie bloß alle?


Lautlos lasse ich mich von der Reling zu Boden gleiten. Ich befinde mich auf dem Achterdeck. Der Wächter steht mit dem Rücken zu mir und starrt abwesend auf das Wasser. Ich ducke mich hinter ein Fass und werfe einen Blick zu den anderen drei Männern. Keiner von ihnen sieht hierher. Das und die einsetzende Dunkelheit stehen klar zu meinem Vorteil. Flink husche ich zu dem Mann hinüber, der noch immer in Gedanken versunken scheint, schlinge seine Arme um seinen Hals und drücke zu. Es knackt leise und das Genick ist gebrochen. Dasselbe gelingt mir auch beim Wächter auf dem Mitteldeck. Im Schatten schleiche ich die Treppe zum Vorderdeck hoch. Dort befinden sich zwei Männer. Einer von ihnen wird mich also bemerken und ich muss schnellstens für sein Verstummen sorgen. Sonst alarmiert er bestimmt seine Crew auf dem anderen oder womöglich sogar auf diesem Schiff. Allerdings kann ich ihm nicht sofort den Gar ausmachen, ich habe ein paar Fragen, die er mir sicherlich beantworten kann. Es geht jetzt also um Schnelligkeit und Präzision. Ich bewege mich langsam und geduckt an der Reling entlang bis zum Drachenkopf. Der letzte Wächter marschiert davor auf und ab. Jetzt hat er mir den Rücken zugewandt, wird sich aber jeden Augenblick umdrehen. Ich atme tief durch und springe wie eine Raubkatze auf den Rücken des Mannes. Wieder ertönt das leise Knacken, sein Kopf kippt zur Seite und der Körper fällt mit einem dumpfen Ton auf die Planken. Das Töten macht mir mittlerweile nichts mehr aus. Es ist aber doch immer wieder ein eigenartiges Gefühl, ein anderes Leben auszulöschen. Der Steuermann hat das alles gesehen und überrascht aufgekeucht. Nun stürmt er mit gezogenem Säbel auf mich zu. Mein Schwert habe ich bei meinem Aufbruch auf dem Schiff zurückgelassen, eine Waffe habe ich jetzt also nicht. Kurzerhand weiche ich dem recht jungen Mann aus und ziehe ihm mit dem Fuß die Beine weg. Er stürzt und lässt beim Aufprall den Säbelgriff los. Rascher als gedacht, hat er sich wieder aufgerappelt und will nach der Waffe greifen, doch ich bin schneller. Er steht noch nicht ganz, da springe ich auf seinen Rücken und drücke ihn mit meinem ganzen Gewicht hinunter. Der Mann keucht auf und strampelt mit Händen und Füßen, doch ich halte ihn fest und angle den Säbel von den Planken.

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt