Aslans Tafel

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Einige Tage später kommt die Insel des Sterns in Sicht

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Einige Tage später kommt die Insel des Sterns in Sicht. Der blaue Stern leuchtet direkt darüber, sogar mitten am Tag. Die zerklüftete Insel ist über und über mit grünen Wäldern und Wiesen bedeckt. Ein breiter Bach schlängelt sich zwischen den Fluren und stürzt in einem hohen Wasserfall die Klippen hinab in eine Bucht, die von einem Sandstrand umrahmt wird. Die Morgenröte tastet sich langsam durch das türkise Wasser voran bis Drinian schließlich die Anweisung gibt, die Barkassen vorzubereiten. Es dauert nicht lange und wir können in die Beiboote klettern und das letzte Stück zum Strand übersetzen. Sobald ich einen Fuß an Land setze, spüre ich die magische Aura, die die Insel zu umgeben scheint. Es – was auch immer es ist – wirkt nicht bedrohlich, sondern vielmehr alt und mächtig. Kaspian und Edmund gehen vor uns einen Pfad entlang. Der Weg führt direkt in einen Wald hinein. Die Luft ist dick und ein seltsam düsteres Licht scheint hier. Es sind nicht die Strahlen der Sonne, diese können das dichte Blätterdach der uralten, mit Moos bewachsenen Bäume nicht durchdringen. Glühwürmchen schwirren in kleinen Gruppen um uns herum. Diese kleinen Tierchen sind überall. Sie sitzen auf Ästen, schweben über den Tümpeln und Bächlein und begleiten unseren Weg.


Ich weiß nicht wie lange wir so dahinwandern. Jegliches Zeitgefühl verliert sich in dem düsteren Dickicht dieser Insel. Da erreichen wir eine steinerne Brücke, die über eine tiefe, dunkle Schlucht führt. Der Weg dahinter liegt im Schatten einer hohen Felswand. Eine Art Torbogen ermöglicht es uns, den Stein zu passieren und auf eine Lichtung zu treten, die von Felswänden umrahmt wird. Inmitten des kleinen Platzes befindet sich ein langer Tisch, über und über mit den erlesensten Speisen beladen. Misstrauisch mustere ich die Umgebung. Am anderen Ende des Tisches rankt sich wilder Efeu um drei der insgesamt vierzehn Stühle. Lucy und Reepicheep erreichen diese Gebilde zuerst und die Königin der goldenen Zeit stößt einen spitzen Schrei aus. In einer fließenden Bewegung ziehe ich mein Schwert und richte es auf den Tisch. Doch nichts bewegt sich, nur einige Geräusche dringen zu uns. Das Rauschen des Baches, das Zirpen der Grillen, das leise Tuscheln der Matrosen und...Schnarchen. Ich muss mich täuschen, doch es scheint als hätten auch die anderen diesen seltsamen Laut gehört, der so gar nicht in diese Umgebung passen will. Edmund und Kaspian beugen sich über die mit Efeu überwucherten Gebilde und Eustachius neben ihnen zieht scharf die Luft ein.

» Das sind Menschen «, stellt Lucy tonlos fest und schiebt einige Efeublätter beiseite. Darunter erscheint das schlafende Gesicht eines Mannes mit grauem Bart. Edmund berührt einen von ihnen an der Schulter. Nichts geschieht. Sie wachen nicht auf.

» Das ist das Siegel von Lord Argoz «, sagt Kaspian und deutet auf den Siegelring eines Mannes,

» Und das dort müssen Lord Mavramorn und Lord Revilian sein «.

» Sie sind wohl verzaubert «, murmelt Lucy.

» Fasst das Essen nicht an! «, befiehlt Drinian sogleich und scheucht die Männer ein Stück zurück, die sich um den Tisch geschart hatten.


Plötzlich wird der kleine Platz in blaues Licht getaucht. Mein Blick wandert gen Himmel und siehe da, der blaue Stern schwebt zu uns herab. Knapp über dem Boden materialisiert sich eine wunderschöne, junge Frau aus dem gleißenden Licht. Auch sie umgibt der bläuliche Schein.

» Reisende aus Narnia, seid willkommen «, spricht sie mit einer melodischen und wohltönenden Stimme und bedeutet uns, uns aus unseren Verbeugungen zu erheben.

» Warum setzt Ihr Euch nicht an diese Tafel? «, fragt sie.

» Mit Verlaub, Milady, wir fragten uns, was mit jenen Männern geschah «, meint Kaspian und kann – wie der Rest der Mannschaft – kaum den Blick von der Dame abwenden. Das versetzt mir einen Stich ins Herz und irgendwo in meinem Kopf meldet sich die Eifersucht. Schon fast ärgerlich über mich selbst, schüttle ich den Kopf. Jetzt ist nicht die Zeit für so etwas.

» Diese drei kamen vor langer Zeit auf diese Insel. Mit einem Schiff, das sie nicht mehr lange getragen hätte. Hier gerieten sie in Streit und drohten, sich Gewalt anzutun. Gewalt ist an der Tafel Aslans verboten und so ließ man sie einschlafen «, erklärt die Dame.

» Und wann werden sie wieder aufwachen? «, fragt Eustachius, der von Verzauberungen natürlich nicht viel versteht.

» Wenn dies Aslans Tafel ist, müssen wir die sieben Schwerter der Lords von Telmar niederlegen, um das Böse zu besiegen. Das sagte der Zauberer Coreakin «, meint Edmund.

» Er spricht die Wahrheit «, erwidert die Dame andächtig und daraufhin legt der König der alten Zeit nacheinander alle Schwerter auf den Tisch. Es sind sechs.

» Bitte, Milady «, flüstert Lucy und die Angesprochene wendet sich der kleinen Königin zu,

» Seid Ihr ein Stern? «.

» Ja, das bin ich. Mein Name ist Liliandil, Tochter von Ramandu «, sie lächelt,

» Ihr könnt jene drei Schläfer aufwecken, wenn Ihr bis zum äußersten Osten segelt und dort ein Mitglied Eurer Gruppe zurücklasst «.

» Und um dorthin zu gelangen, müssen wir die Dunkle Insel passieren «, murmelt Drinian.

» Wisst Ihr, wo sich das siebte Schwert befindet? «, fragt Kaspian. Liliandil neigt den Kopf und deutet Richtung Osten, wo sich am Horizont ein dunkler Fleck – dunkler als die Nacht selbst – abzeichnet.

» Das ist die Dunkle Insel «, erklärt sie,

» Nicht mehr lange und das Böse wird sich über ganz Narnia ausbreiten wie ein großer Schatten «.

» Dann ist es unsere Pflicht, dorthin zu segeln und alles zu tun, was in unserer Macht steht, um dieses Böse – was es auch sein mag – aufzuhalten «, piepst Reepicheep. Liliandil nickt dem bepelzten Helden zu und verweist auf die Tafel

» Setzt Euch, esst und trinkt. An Aslans Tafel ist jeder ein willkommener Gast «. Nach und nach folgen wir der Einladung und lassen uns mit etwas Abstand zu den drei Schläfern nieder.

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt