Morgen

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ZUNÄCHST BLEIBE ICH ein wenig befangen in der Tür stehen, bevor ich Kaspians Gemach betrete

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ZUNÄCHST BLEIBE ICH ein wenig befangen in der Tür stehen, bevor ich Kaspians Gemach betrete. Unschlüssig beobachte ich, wie er – den Rücken zu mir – zwei Gläser mit Wasser füllt und diese auf den Tisch stellt. Auffordernd sieht er zu mir und setzt sich. Also schließe ich die Tür und lasse mich ebenfalls auf einem Stuhl nieder. Eine Weile sitzen wir uns schweigend gegenüber. Zögerlich nehme ich einen Schluck Wasser. Die kühle Flüssigkeit rinnt meinen ausgetrockneten Hals hinunter und bringt mich auf andere Gedanken, lenkt sie weg vom Kampf und den unangenehmen Blicken, die mir die Gäste mit gereckten Hälsen zuwarfen. Als ich so dasitze und meine Finger betrachte – an den Knöcheln der rechten Hand haben sich blaue Flecken gebildet – fällt mir etwas ein.

» Kaspian? «, frage ich leise und ohne aufzublicken,

» Findest du, ich verweichliche? «. Jetzt, wo es endlich über meine Lippen kommt, scheint es eine lächerliche Frage und am liebsten hätte ich sie zurückgenommen. Mein Gegenüber sieht mich einige Momente prüfend an und ich rutsche auf meinem Stuhl hin und her.

» Nein «, antwortet er schließlich sanft,

» Du öffnest dein Herz, das ist gut so «. Das ist nicht das, was ich als Antwort erwartet habe. Um ehrlich zu sein, habe ich gar nichts erwartet. Zweifelnd erwidere ich also seinen Blick.

» Luna «, seufzt er und nimmt meine Hände in seine,

» Fehlt dir wirklich nichts? «. Ich schlage die Augen nieder und sehe auf unsere ineinander verschlungenen Finger. Sekunden verstreichen ehe ich etwas entgegne.

» Nein, mir fehlt nichts «, sage ich dann.

» Aber er hat dich getroffen, nicht wahr? «, will Kaspian wissen und sucht meinen Blick.

» Es geht mir gut «, wiederhole ich nachdrücklich,

» Ich halte das schon aus. Er war sowieso nicht sonderlich kampferprobt und hat mich nur erwischt, weil man in einem Kleid einfach nicht so beweglich ist «.

» Und obwohl du wusstest, dass dich das Kleid behindern wird, hast du dich Lord Benchheim entgegengestellt «, stellt er fest und lächelt leicht.

» Ich bin eine Kriegerin, natürlich habe ich das «, entgegne ich,

» Was hätte ich auch anderes tun sollen, um Sanna zu helfen? Schon allein wegen meines Ehrgefühls musste ich eingreifen «.

» Ich würde nie von dir verlangen, gegen dein Gefühl zu handeln. Du hast viel Erfahrung, wenn es darum geht, jemanden zu schützen «, erwidert er, hebt die Hand und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr,

» Solange du dabei selbst nicht zu Schaden kommst, ist das auch in Ordnung «.

» Über kurz oder lang kommt jeder einmal zu Schaden, aber meist ist es das wert «, murmle ich und schmiege meine Wange an seine Hand.

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt