SO KOMMT ES, dass Kaspian und ein kleines Gefolge von Soldaten früh am nächsten Morgen aufbrechen. Bevor er das Schloss verlässt, stattet er mir noch einen Besuch ab.
» Ich bin so schnell wie möglich zurück, Liebste «, versichert er mir und haucht einen Kuss auf meinen Handrücken,
» Vielleicht...vielleicht wachst du in der Zwischenzeit auf «, er seufzt leise,
» Dann verzeih, dass ich nicht an deiner Seite wache «. Damit erhebt er sich und wendet sich ab. Ich folge ihm nach draußen. Dort wartet eine Heilerin und knickst vor dem König. Er neigt seinerseits den Kopf.
» Achtet gut auf sie «, es ist mehr eine Bitte als ein Befehl,
» Wacht bei ihr und behandelt sie wie eine Königin «.
» Ja, Eure Hoheit, wir werden unser Bestes tun «, verspricht die ältere Frau und sieht ihm in die Augen. Eine stille Bitte liegt in ihrem Blick, der das ausdrückt, was ich gerne sagen würde. Er möge vorsichtig sein, auf sich und seine Begleiter Acht geben und heil zurückkehren. Ich begleite Kaspian schweigend bis zu den Treppen nach unten, an deren Fuß Trumpkin den König erwartet. Kaspian sieht entschlossen aus – nicht so sehr wie einst, aber immerhin. In der vergangenen Nacht hat er endlich wieder einmal richtig geschlafen und schon ist ein bisschen Farbe in sein Gesicht zurückgekehrt. Dennoch wird die Reise nicht einfach für ihn, so ausgelaugt wie er ist. Ich laufe zum Balkon und trete in die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne hinaus. Dies ist nicht der Balkon, der zum Meer hin zeigt, sondern jener, von dem aus man auf den Hof und das Haupttor hinabblicken kann. Die Apfelbäume, die einst die Könige und Königinnen des goldenen Zeitalters pflanzen ließen, bilden nun eine Allee, die im Frühling schöne und herrlich duftende Blüten hervorbringt. Unten entdecke ich Jared, der ein schwarzes Pferd an den Zügeln hält. Es ist Donnerwind, mein treuer Hengst. Als Kaspian dazukommt und ihm über den Hals streicht, legt das Tier den Kopf zurück und sieht zu mir herauf. Es stößt ein freudiges Wiehern aus, als würde mich der Rappe sehen. Oh, was für ein gutes Pferd. Kaspian nimmt die Zügel von Jared entgegen und schwingt sich auf Donnerwinds Rücken. Die Soldaten tun es ihm gleich. Der König lässt seinen Blick noch einmal über Feeneden wandern, nickt seinen Begleitern zu und gibt dem Hengst die Sporen. Ich bleibe auf dem Balkon bis sich der aufgewirbelte Staub gelegt hat.
Mehrere Tage trägt sich nichts Erzählenswertes zu. Wenn ich nicht im Zimmer bei meinem Körper bin, streife ich durch das Schloss. Mein Radius hat sich mittlerweile beträchtlich erweitert. Ich gelange bis in Kaspians Arbeitszimmer im Südflügel des Schlosses. Dort leiste ich im Stillen Trumpkin Gesellschaft, der alle Hände voll zu tun hat. Jedes Mal, wenn ein Bote ankommt, wird er nach Nachrichten vom König gefragt, doch nie bringt er welche. Trumpkin streicht sich dann besorgt über den roten Bart, der an einigen Stellen schon weiße Stellen zeigt. Nach über einer Woche kommt schließlich erneut ein Bote an.
» Welche Nachrichten bringt Ihr? «, fragt Trumpkin den jungen Mann,
» Gibt es Neuigkeiten von König Kaspian? «. Als dieser nickt, springe ich von meinem Platz auf einer Truhe auf und trete näher, um kein Wort zu verpassen.
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Die Reise des Löwen | Eine narnianische Geschichte
Fanfiction"An deiner Seite bin ich immer bereit." Lunas Reise über Narnias Grenzen hinaus führt sie nicht nur zum äußersten Osten; sie findet eine Bestimmung, die über ihre Aufgabe, den König zu schützen, hinausgeht. März 2022: 3. Platz in FanFiction (The Bor...