Josh P.o.v.
„Liebe Schüler, wie ihr wisst stehen eure Praktika vor der Tür und ich trage heute ein wo ihr euch gemeldet habt! Nach dem Alphabet. Die erste ist Bethany Taylor." Miss Ashton rief die Namen der Reihe nach auf und ich hoffte einfach darauf, dass sie mich übersah. „Joshua Anderson?" Mist! Ich wollte dieses Praktikum nicht machen, aber meine Mutter hat darauf bestanden und deshalb konnte ich nicht einfach zu Hause bleiben! „Ich bin bei der Straßenkinderhilfe angemeldet." Eigentlich hatte mich meine Mutter angemeldet, weil ich mich nicht entscheiden konnte. Das wäre aber sicher meine letzte Wahl gewesen! Wer wollte den schon ein halbes Jahr lang jeden Tag fast vier Stunden auf der Straße herumrennen um Essen und Kleidung an dumme Straßenkinder verteilen die ihr Schicksal selbst besiegelt hatten? Wenn sie nicht von zu Hause weggerannt wären, würden sie in einem Wohnzimmer sitzen und Schokolade schlürfen während es draußen schneite, aber weil sie so blöd waren, mussten Leute die arbeiten gingen um sich zu versorgen, Steuern zahlen um die mit durch zu bringen.
Das einzige, wirklich einzige positive an der ganzen Sache war, dass jeder der ein Praktikum machte einen gewissen Stundenlohn von der Schule bekam der nicht immer gleich war. Je anstrengender und aufwändiger das Ganze war, je mehr Geld bekam man, und weil ich eine sehr anstrengende Arbeit genommen hatte, bekam ich den Höchstlohn von drei Dollar pro Stunde, am Wochenende und in den Ferien sogar fünf. Das hieß ich verdiente jeden Tag zwölf Dollar. In den Ferien waren es noch mehr. Warum die Schule das tat? Weil das sonst nur Leute wie ich machen würden, die von ihrer Mutter gezwungen wurden. So wie ich in etwa. Meine Mutter hätte mich nämlich ohne zu zögern angemeldet, um den armen Kindern etwas Gutes zu tun und ihr eigenes Gewissen zu befriedigen. Es war zwar schon so, dass der Nachmittagsunterricht ausfiel, aber den konnte man schwänzen und das Praktikum nicht. Demnach war das einzige positive daran, zwölf Euro und die Tatsache das Nathan und seine Freunde mich nicht mehr schikanieren konnten, wenn ich nach dem Unterricht nach Hause laufen musste.
Als die Stunde vorbei war behielt mich Miss Ashton noch kurz da. „Joshua, ich finde es sehr schön von dir das du dich dazu entschlossen hast dieses Praktikum zu machen! Menschen wie dich braucht unsere Gesellschaft, Menschen die ab und zu auch an andere denken. Du hast meinen größten Respekt! Und jetzt beeil dich, Mathe wartet nicht ewig!" sagte sie lächelnd zu mir. „Ich mache das doch gerne!" antwortete ich und ging so schnell ich konnte aus dem Zimmer. Wie schaffte diese Frau es nur dass ich mich innerhalb von nur zehn Sekunden hundsmiserabel fühlte? Ich wollte doch nicht für etwas gelobt werden, auf das ich gar keine Lust hatte!
„Du hast meinen größten Respekt Joshua!" machte Nathan Miss Ashton nach als er hinter mir auf den Pausenhof ging. Man, konnte der Typ nicht einfach seine Fresse halten? Es war auch ohne sein mitwirken schon blöd genug! „Würde sie das auch sagen, wenn sie wüsste, dass du ne kleine Schwuchtel bist?" er schlug mir noch mit der flachen Hand in den Nacken und verschwand dann mit seinen beiden Anhängseln Richtung Raucherecke. Wie ich ihn hasse! Er ist ein Arsch, beleidigt nur die, die sowieso nicht gegen ihn machen können. Wie mich. Was sollte ich den auch gegen einen großen Typen wie ihn ausrichten? Nichts! Also konnte ich nur stillschweigend dastehen und mir den Nacken reiben, damit er nicht ganz so weh tat. „Hey kleiner Bruder, das wird wieder, ignorier ihn!" meine große Schwester kam von ihren Freundinnen zu mir und legte mir ihre Hand auf die Schulter. „Komm mit, wir reden grade über den süßen Typ den wir neulich in der Stadt gesehen haben!" sie nahm meine Hand und schlenderte gemütlich zu ihren Freundinnen zurück. Nina, Juli, Kimberley und meine Schwester Mary sind die einzigen auf der ganzen Schule die mich mögen. Auch wenn man das nicht dachte, wenn man weiß das sie alle Cheerleader sind. Aber meine Schwester war ein Familientier und sie liebte mich. Sie war der Grund, warum ich mich morgens aus dem Bett aufrappelte. Auch wenn sie älter war als ich, hatte ich ihr gegenüber einen Beschützerinstinkt und ich würde jeden töten, der ihr wehtun wollte!
„Kommst du heute zum Training Josh?" Nina klimpert mit den Wimpern und schaute mich süß an. Mary hatte mir schon erzählt das sie in mich verknallt war. Und das obwohl sie wusste das ich eigentlich Jungs mochte. Irgendwie tat es mir leid, dass sie sich in jemanden wie mich verliebt hatte. Sie hatte es nicht verdient. Lieber sollte sie mit einem anderen glücklich werden! Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass ich langsam wirklich lossollte! Ich würde sonst noch zu spät kommen! „Sorry Nina, ich muss heute mit meinem Praktikum anfangen!" rufe ich ihr aus der Ferne zu als ich das Schultor hinter mir lasse. Ich habe mich wirklich zu einem etwas längeren Gespräch hinreißen lassen. Jetzt musste ich mich beeilen damit ich meine Bahn noch bekomme. Ich musste direkt ins Zentrum der Stadt, die Organisation bei der ich mich gemeldet hatte, hatte ihren Hauptsitz direkt neben dem Stadtpark, der Ort wo viele Obdachlose Jugendliche ihre Nacht verbrachten.
Ich war nur ein einziges Mal nachts in diesem Park gewesen und das war, als Nathan dort eine Party gefeiert hat. Damals hatte ich sogar eine Einladung. Weil wir uns, anders als heute, noch gut verstanden hatten. Auf jeden Fall hatte ich alleine in dieser Nacht mindestens zehn Obdachlose gesehen, die auf Parkbänken oder Steinen schliefen. Und manche von ihnen waren auch zu uns herübergekommen, um sich kostenlosen Alkohol und andere Drogen zu besorgen, die man auf Partys immer bekam. Was das anging hatte unsere Stadt dieses Problem gefühlt schon immer. Man kam zu jeder Zeit von überallher an Drogen. Das erste Mal traten diese Probleme auf, als sich die Einwohnerzahl innerhalb von nur zehn Jahren von 1800 auf mehr als 100.000 erhöhte. Natürlich war ich zu der Zeit nicht auf der Welt, aber was ich wusste, wusste ich von Nathans Vater und den ganzen Unterrichtsstunden in denen wir das alles thematisiert hatten. Damals eröffneten die ersten Nachtclubs und diese hatten kein Problem damit, auch Jugendlichen Alkohol auszuschenken.
Es war sogar ihr größter Profit! Das berühmteste davon, welches gleichzeitig auch das erste überhaupt war, war das After Hour. Es ließ jeden hinein und verkaufte jedem der darin war alles. Dort war der erste Treffpunkt für Junkies und Prostituierte. Man konnte sich von Ecstasy bis zu Heroin alles dort besorgen. Zumindest soweit ich das verstanden hatte. Damit wollte man uns in der Schule davon abhalten solche Klubs zu betreten, aber ganz ehrlich? Das klang doch viel eher nach einer Aufforderung, oder? Viele aus meiner Schule durften auch zu Hause mit ihren Eltern trinken, aber es war doch etwas ganz anderes, wenn man es im verborgenen tat! Es fühlte sich so böse an! Und das war auch irgendwie ein schönes Gefühl, weil man nicht von seinen Eltern abhängig war. Trotzdem würde ich die Finger vom Alkohol lassen! Es war nämlich nichts mehr als reines Gift!
(1183 Wörter)
Ich hoffe euch hat das erste Kapitel meines neuen Buches gefallen. Falls nicht, könnt ihr gerne Verbesserungsvorschläge in die Kommentare schreiben. Hoffentlich lesen wir uns bald wieder!
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Jakes Definition von Freiheit
Teen FictionJake und Joshua leben in verschiedenen Welten. Während Josh die Schule besucht, unter einem schützendem Dach schläft und von seinen Eltern versorgt wird, lebt Jake auf der Straße und hält sich dank Prostitution, Drogenverkauf und Stehlen über Wasser...