„Soso, sind sie auch wieder hier?" meine ehemalige Direktorin saß vor mir auf ihrem Stuhl. Ich hasste diesen Drachen! Sie war ein Mensch, der Träume zerstörte und einem Kind die Fantasie und seine Lebensgeister raubte. Ein Monster in Menschengestallt. „Ja, ich denke nicht das sie blind sind, oder schlechte Augen haben, sonst bräuchten sie eine Brille. Also müssten sie mich doch klar und deutlich vor ihnen sitzen sehen, was ihre Frage ziemlich unnötig macht!" antwortete ich. Natürlich war das ungezogen und frech, aber es stimmte ja auch und die Frau hatte es nicht anders verdient. „Du, werd mir hier mal nicht so frech, immerhin bekommst du eine letzte Chance bei uns! Wenn du dich allerdings weiterhin so aufführst junger Mann, werden wir das ganz schnell ändern und du kannst dich auf deine Karriere als Stricher gefasst machen!" sie knallte mir die Akte auf den Tisch und stand dann auf. „Morgen pünktlich um acht zum Unterricht. Sollten sie zu spät kommen, sehe ich sie beim nachsitzen." sagte sie noch, bevor sie das Sprechstundenzimmer verließ. Jetzt saß ich ganz alleine da und überlegte ob ich die Akte wirklich nehmen sollte. Das war meine letzte Chance wieder zu gehen. Meine Freiheit zu nehmen und Josh für immer zu vergessen. Aber das brachte ich nicht übers Herz. Vielleicht weil er meine erste große lLiebe war. Vielleicht weil ich ihn nicht verlieren wollte, wo er so viel für mich getan hatte. Vielleicht aber auch aus Eigennutzen, weil ich ihn brauchte und nur mit ihm glücklich sein konnte. Also nahm ich die Akte und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Mein letztes Jahr in der Schule stand mir bevor und ich würde eine ganze Menge nachzulernen haben.
„Und? Wie weit bist du bis jetzt gekommen?" mein Zimmernachbar, der Julius hieß, beugte sich über mich uns begutachtete mein Mathebuch. Er war wie ich im letzten Jahr und wir hatten uns eigentlich auf Anhieb gut verstanden. Er wusste wie es war, jeden einzelnen Tag hinter diesen Mauern zu hassen und am liebsten für immer weglaufen zu wollen. Aber das ging nicht. Ich hatte so viel zu tun, ich tat nichts mehr außer Lernen und die Toilette benutzen. Essen ging während dem lernen und wenig schlaf war ich ja von der Straße gewöhnt. Bis jetzt hatte ich zwar immer noch nicht den Mut gefunden bei Josh anzurufen, obwohl ich mindestens zwanzig mal die Nummer gewählt , aber nicht angerufen hatte. Ich war einfach zu nervös und seit ich wieder in meine Schule ging, war mir ein Problem aufgefallen. Wenn ich nicht da war, könnte Josh mich doch leicht durch diesen Jean ersetzten, oder? „Hey, hörst du mir überhaupt zu?" Julius wedelte mir mit der Hand vor dem Gesicht herum.
„Jaja." ich schlug seine Hand weg und versuchte mich wieder auf die Aufgaben zu konzentrieren. „Jaja heißt so viel wie leck mich!" er ließ sich auf sein Bett fallen. „Mach doch, habe ich auch kein Problem mit." erwiderte ich und schlug dann man Mathebuch zu. „Ich glaube das wird heute nichts mehr. Ich kann mich einfach nicht auf diesen Scheiß konzentrieren. Julius, glaubst du mir wie sehr ich die Straße vermisse?" ich drehte mich auf meinem Stuhl um und schaute ihn direkt an. „Naja, du bist es einfach nicht mehr so gewohnt jeden Tag in die Schule zu gehen." „Das ist es nicht, es ist einfach das ich hier nicht mehr tun und lassen kann was ich will. Ich möchte wieder gehen können wohin ich will und wann ich will, schlafen, essen und vor allem machen was, wann und wo ich will. Das alles geht nicht mehr, weil ich so dumm war und wieder zurück nach Hause gekommen bin. Lieber hätte ich mich umbringen sollen!"
(617 Wörter)
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Jakes Definition von Freiheit
TeenfikceJake und Joshua leben in verschiedenen Welten. Während Josh die Schule besucht, unter einem schützendem Dach schläft und von seinen Eltern versorgt wird, lebt Jake auf der Straße und hält sich dank Prostitution, Drogenverkauf und Stehlen über Wasser...