„Ich habe deine Anziehsachen gewaschen Jake, ich hoffe das war in Ordnung?". Geweckt wurde ich am nächsten Morgen von meiner Mutter, die gerade mit Jake redete. Sie war wirklich nett zu ihm. Wie war sie nur so nett zu jedem Menschen? Vielleicht kompensierte sie damit die ihr nicht zu Teil werdende Aufmerksamkeit meines Vaters? Deshalb mochte sie mich wahrscheinlich auch lieber als meine Schwester.
Sie brauchte einfach einen Mann in ihrem Leben, der ihr die Aufmerksamkeit gab, die sie brauchte, und wenn es mein Vater nicht tat, musste ich es tun. Auch wenn mich wahrscheinlich die wenigsten Leute als Mann bezeichnen würden. „Und hier sind die Dinge die in den Hosentaschen waren." sie überreichte ihm etwas, dass klimperte, und ihr Ton war sowohl mahnend als auch belustigt. „Danke Miss Anderson, das wäre doch nicht nötig gewesen!" bedankte Jake sich höflich bevor meine Mutter wieder aus dem Zimmer ging. Auch in seiner Stimme konnte ich die Belustigung heraushören. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen öffnete ich meine Augen und stieg langsam aus dem Bett auf.
Jake zog sich gerade an und ich warf noch einen letzten Blick auf seine Brust bevor sie wieder von dem Tank Top verdeckt wurde. Eine Schande das solch schönen Männern nicht verboten wurde, Bekleidung am Oberkörper zu tragen! „Guten Morgen Josh!" er lächelte mir zu und lehnte sich dann an meine Balkontüre. „Oder sollte ich lieber sagen guten Nachmittag? Du hast wirklich ewig geschlafen!" lachte er. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass er Recht hatte. Es war schon drei Uhr nachmittags.
Wann hatte ich bitte zum letzten Mal so lange geschlafen? Und ich fühlte mich dabei nur noch müder. Nannte man das nicht REM-Phase oder sowas? Wenn die vorbei ist erholt man sich doch nicht mehr, oder? „Ich sollte jetzt gehen, ich muss meine Bahn erwischen!" sagte er und sprang auf. Ich hätte ihn gerne zurückgehalten, aber das wäre komisch gekommen. „Danke für die Couch, man sieht sich Kumpel!" rief er mir noch durch die geschlossene Türe zu. Kumpel? Er nannte mich Kumpel? Hieß das ich gehörte zu seinem Freundeskreis oder sowas? Oder hatte er sich damit über mich lustig gemacht? Was war es! Man, warum war es nur so verwirrend?
„Über was denkst du nach?" fragte meine Schwester als ich neben ihr auf der Couch saß und unsere Lieblingsserie auf Netflix anschaute. „Was in mich gefahren sein muss das ich einen Obdachlosen, super heißen Teenager mit nach Hause gebracht hab und er auf meiner Couch geschlafen hat." antwortet ich gedankenverloren. „WAS HAST DU GETAN?" schrie sie mich entsetzt an.
„Ich weiß... er hätte mit im Bett schlafen sollen! Dann wären wir uns nähergekommen! Und wann bekommt man schon die Chance so etwas Heißes zu vögeln, wenn man aussieht wie ich?" seufze ich. Es stimmte ja auch. Ich war nicht besonders hübsch und es zeigte auch sonst nie jemand Interesse an mir. Noch nicht einmal mein Exfreund hatte mich sexuell attraktiv gefunden. Dachte ich zumindest immer. Jake war nett, hübsch und er redete ganz normal mit mir. Er war anders als die anderen Jungen die ich sonst kennenlernte. Viel aufgeschlossener. Und er gab mir nicht das Gefühl fehl am Platz zu sein.
„Wenn ihr Jungs nur einmal nicht mit dem Schwanz denken würdet, wäre die vielleicht aufgefallen das du einen Obdachlosen mit nach Hause gebracht hast?" meine Schwester war von meiner Antwort ein bisschen überrascht worden. „Einen Heißen Obdachlosen!"
„Es tut mir leid!" meine Schwester hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und weigerte sich es wieder zu verlassen bis ich wieder ganz bei Trost bin. Wenn ich mich daran erinnerte was ich gesagt hatte, wurde mein Kopf rot, aber ich war wirklich ganz tief in Gedanken versunken gewesen! Sonst hätte ich so etwas niemals gesagt! Natürlich war es dumm gewesen ihn mit nach Hause zu nehmen oder überhaupt im Dunkeln mit ihm alleine mitzugehen. Aber er ist so nett und wie ein Vergewaltiger wirkt er auch nicht. Außerdem hatte er mir so viel über sich erzählt, er konnte doch gar nicht böse sein! Außer es war alles gelogen. Das wollte ich allerdings nicht glauben, sonst hätte er doch sicher nicht geweint! So gut konnte man doch gar nicht schauspielern, oder? Im Film war es doch auch immer gefaked!
„Josh? Woher kennst du Jake eigentlich?" fragte meine Mutter beim Abendessen. Vi hatte heute Morgen eine E-Mail geschickt, dass ich ihr heute nicht helfen musste und sie mich morgen den ganzen Tag brauchte. Sonntags hatte ich zum Glück nie etwas zu tun und meine Mutter ging nicht in die Kirche. Zumindest nicht wenn mein Vater nicht zu Hause war. Sie war im Gegensatz zu ihm nicht gläubig erzogen worden und hielt auch nicht viel von Gott. „Er hat Olivia und mir geholfen den Straßenkindern etwas zu essen zu bringen." ich stocherte in meinem Salat herum, weil ich eigentlich keinen Hunger hatte.
„Und die Tatsache, dass er ebenfalls ein Straßenkind ist lassen wir außen vor?" fragte sie wieder. „Das ist doch nicht so wichtig!" ärgerte ich mich. Meine Mutter war doch sonst nicht so voreingenommen! Warum war sie es dann bei Jake? „Stimmt Josh, aber du solltest dich bedanken das ich ihm nicht gesagt habe was du wirklich über Leute wie ihn denkst!" da hatte sie auch noch recht! Wenn sie ihm das gesagt hätte, hätte er wahrscheinlich nicht mehr mit mir geredet. Aber ich hatte ja auch noch nie einen so netten Obdachlosen getroffen! „Und du hättest ihm ja auch noch Essen anbieten können, bevor er gegangen ist. Immerhin hat er sicher nicht so viel zu essen wie wir!" Natürlich, meine Mutter. Ärgert sich darüber das ich Jake nichts zu essen angeboten hatte. Daran erkannte man, dass sie nicht von Aliens entführt worden war.
„Warum hast du ihn überhaupt mitgebracht?" fragte meine Schwester, die auf meiner Couch lag. „Weil er mir leidgetan hat, weil er keine Jacke dabeihatte, und es so kalt war, ist das eine gute Erklärung?" antwortete ich. „Ja, aber keine warum der Typ so verdammt gut riecht, ist dir das noch nicht aufgefallen?" sie hielt mir das Kissen, das Jake als Kopfkissen benutz hatte unter die Nase und ich musste zugeben das sie recht hatte. Es roch unglaublich gut! Vielleicht sollte ich ihn darauf ansprechen? Ja genau Josh! Dann denkt er du seist verrückt! Und wieder musste ich mich fragen wie er das machte. Er konnte doch nicht einfach in irgendeinem Fluss baden, oder? Und wo bekam er sein Duschgel her? Duschte er vielleicht bei einem seiner Kunden? Oder in öffentlichen Schwimmbädern?
(1081 Wörter)
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Jakes Definition von Freiheit
Novela JuvenilJake und Joshua leben in verschiedenen Welten. Während Josh die Schule besucht, unter einem schützendem Dach schläft und von seinen Eltern versorgt wird, lebt Jake auf der Straße und hält sich dank Prostitution, Drogenverkauf und Stehlen über Wasser...