Kapitel 6: Schurkentraining und eine zweite Silbe

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Fünf Jahre später:

»Sen!« Zelzulavo ging langsam durch das Amanidorf und sah um sich. »Sen, wo bist du?!«

Grüne Augen beobachteten ihn von einem Ast oberhalb des Weges zwischen den Käfigen für Voodooopfer aus und folgten jeder seiner Bewegungen.
»Sen!«, rief der Troll erneut.
Die kleine Gestalt richtete sich leise auf und als sich der blaue Troll direkt unter dem Ast befand, sprang sie hinunter.
Die kleinen Füße landeten auf den breiten Schultern des Trolls und die Arme schlangen sich um dessen Hals, ein kleiner Zweig drückte sich gegen Zelzulavos Kehlkopf.
Doch anders als erwartet fiel der Troll nicht auf den Boden.
»Hab ich dich!« Der kleine Junge grinste.
»Nee, ich hab dich.«, erwiderte Zelzulavo und zog Sen von seinen Schultern, um ihn an sich zu drücken. »Du bist leider noch zu leicht. Mich kriegste nich auf 'n Bodn, Sen.«
»Wart du nur, in 'n paar Jährchn sieht's anders aus!« Sen grinste.
»Das werdn wir noch sehn.«, meinte der blaue Troll und setzte sich den Jungen auf die Schultern. »Die Attacke von oben kannste jednfalls. Von hintn auch. Eigntlich alles, nur 'n offenen Kampf noch nich. Aber das habn wir bald.«
»Aber ich kann doch nich gegn dich kämpfn, weil du größer bist als ich!«, protestierte Sen.
»Hmm, deswegn ja auch erst bald. Bis du groß genug bist übn wir noch das andere Zeug.« Zelzulavo überlegte kurz. »Ich glaub, Ma wollt noch mit dir redn...«
»Dann geh ich schon ma los, okay?«
Zelzulavo nickte und setzte Sen auf dem Boden ab, woraufhin der sofort loslief, um Ma aufzusuchen.

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»Ma!« Sen winkte ihr im Laufen zu. »Ma!«
Das Mädchen drehte sich zu ihm um und strahlte, als sie ihn erkannte. »Sen!«
Er blieb vor ihr stehen und nahm die Hand, die Ma ihm bereits hinhielt. »Ich hab eben erst von Vater erfahrn, dass du mir was sagn wolltest...«
»Genau.« Ma lächelte. »Ich muss dir auch was zeign! Komm mit.«
Sie führte ihn zu ihrem Zimmer und bedeutete ihm sich hinzusetzen, während sie die Tür schloss.
»Alsooo...erstma alles Gute zum siebtn Geburtstag!«, sagte Ma und hielt ihm ein kleines Päckchen hin.
»Oh, danke...« Sen nahm es mit einem Hauch Überraschung entgegen.
»Na los, mach schon auf!«, drängte ihn Ma aufgeregt.
Sen nickte und entfernte das dünne Leder vorsichtig.
Zum Vorschein kam eine Kette, fein geschmiedet, golden glänzend, doch der Stein im Anhänger fehlte.
Ma kicherte, als sie sein verwirrtes Gesicht sah. »Frag nich! Den Stein hab ich dir gegebn, als wir zwei Jahre alt warn.«
»Achso!« Sen kramte in einem kleinen Beutel aus rotem Tuch mit goldenen Verzierungen herum und zog dann einen kleinen, roten Stein heraus. »Den hier, oder? Vater hat ihn geschliffn.«
»Jap, genau den!« Ma nahm den Stein und setzte ihn in den dafür vorgesehenen Goldring ein. »Fertig. Das ist mein Geburtstagsgeschenk für dich.«
»Danke, Ma.« Er umarmte sie und hängte sich die nun vollständige Kette um den Hals.
»Aber das war nich alles, was ich dir sagn wollt.« Ma lachte leise. »Kionan, komm raus!«
Eine kleines, grün leuchtendes Wesen flatterte hinter einer Topfpflanze hervor, wurde groß wie Sen und Ma und kniete sich auf den Boden.
Zarte Libellenflügel zierten ihren Rücken.
»Ich werd nich mehr! 'ne Fee?!«, staunte Sen.
»Nicht ganz.«, sagte die wohl ebenfalls siebenjährige Fee lächelnd. »Ich bin eine Nachtelfe. Ich war auf dem Weg nach Dalaran, als mein Reittier, ein Hippogryth, von einem stinkenden Untoten vom Himmel geholt wurde. Die ganzen Untoten dort in der Todesschneise fielen über mich her, rissen meinen Körper auf, zerfetzten mein Inneres und ich starb. Ma hat mich und meinen Hippogryth wiederbelebt, aber ich habe den Schein eines Irrlichts beibehalten...und die Flügel ebenfalls.«
»Kurz gesagt...« Ma grinste. »Durch die Wiederbelebung der beiden habe ich mir meine zweite Silbe verdient. Ich heiße jetzt Mali.«

Das Geheimnis kennt nur Quel'ThalasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt