Kapitel 8: Verlorene Erkundung

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»Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte Kionan und ihre zarten Libellenflügel zitterten. »Was, wenn sie dich entdecken...?«
»Die merkn schon nix.«, gab Sen großspurig von sich.
»Du solltest 's dir nochma überlegn, Sen. Kionan hat Recht. Deine Kleidung könnte dich verratn.«, warf Mali ein.
»Das heißt nicht, dass sie 's muss.«, widersprach ihr Sen. »Außerdem macht 's kein'n Unterschied, ob ich jetzt nach Silbermond geh, oder nich. Früher oder später muss ich 's sowieso machn.«
»Aber es macht einen Unterschied, ob du jetzt stirbst oder nicht!«, rief Kionan. »Denkst du denn wirklich, dass du niemandem wichtig bist?!«
»Außer Vater und Mutter vielleicht schon.« Sen zuckte mit den Schultern.
»Wir sind auch noch da!«, erinnerte ihn die eigentlich recht schüchterne Nachtelfe heftig. »Und Ana'jin, Malis Opaija und die anderen Kinder im Dorf! Die Drachenfalken, die Dinosaurier, die Tiere, ja, sogar die Voodooopfer sind dir wohlgesonnen! Wer ist denn noch gegen dich?!«
»Der Häuptling.«, murmelte Sen. »Und sein Sohn und dessn Freunde auch. Wenn der was Schlechtes über mich labert, bin ich immer kurz davor, zu sterbn. Deswegn war ich jetzt auch zwei Wochen krank.«
Kionan schwieg.
»Ich weiß, was du machn kannst. Forder sein'n Sohn zum Kampf heraus. Wenn du gewinnst, kannst du 'n Lügn Einhalt gebietn, du bekommst 'nen gutn Ruf und vor allem: 'ne zweite Silbe.«, schlug ihm Mali vor.
»Jaja, werd ich auch machn. Aber zuerst Silbermond.« Sen schwang sich auf den Drachenfalken und flog auf ihm Richtung Elfenstadt.

»Und ich dacht immer, der Kerl sei vernünftig...« Mali schüttelte den Kopf und wandte sich dem Hippogryth zu. »Pass auf, das werdn lange Stundn.«
»Vernünftig?« Kionan sah sie erstaunt an. »Das war auch mein erster Eindruck!«
»Tja, lass dich niemals vom äußeren Schein trügn...«

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Die Mauern der schönen Stadt kamen näher.
Silbermond lag mit all seinem goldenen Glanz vor ihm, Sen, einem unbedeutenden Elf unter vielen Trollen.
»Schön hier, nich wahr?«
Der Drachenfalke stieß ein leises Brummen aus.
»Du würdest lieber hier wohn'n, nich wahr?«
Der Kopf des Drachenfalken bewegte sich hoch und runter.
»Ich nich. Hier is alles so...zugebaut.«
Der Drachenfalke blieb still und flog zu einem grünen Platz mitten in Silbermond, wo er landete, damit Sen absteigen konnte.
Doch kaum dass der Blutelf seine Füße auf dem grasigen Boden hatte, wurde er von etwas getroffen.
Das Surren von Pfeilen erklang, der Drachenfalke brüllte auf.
So laut, dass es noch viele, viele Meilen zu hören war.
Dann endete das Gebrüll.
Sen konnte sich nicht bewegen, doch er spürte, wie die Wärme den Körper des toten Drachenfalken verließ.
Ein Blutelf trat in sein erstarrtes Blickfeld und eine kleine Nadel bohrte sich in seine Stirn.
Und dann war alles schwarz.

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»Ha...Hast du das gehört?«, fragte Kionan ängstlich.
»J...Ja...«
»W...Wa...Was w...war...d...das?« Ihre Libellenflügel zitterten mittlerweile wie Espenlaub.
»W...Weiß i...ich ni...nich...« Mali drängte sich näher an Kionan. »F...Frag ma dein'n Hippogryth...«
Kionan nickte, und schloss die Augen.
»Das machen Drachenfalken, wenn...« Kionan schluckte. »...sie sterben...«
Mali schwieg entsetzt.
»W...Wir s...so...sollten...vielleicht...zum A...Amanidorf zurück, oder, Mali?«
Sie nickte schwach und stieg hinter Kionan auf den Hippogryth, der sie schnurstraks zurück zu den Geisterlanden bringen würde.

Das Geheimnis kennt nur Quel'ThalasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt