Kapitel 18: Was ist das?

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»Und jetzt sag mir, welches Heilmittel du brauchst. Ich hole es.« Senza nahm seine Hand zurück. Er war nun das Einzige, das einem Fluchtweg im Weg stand.
»Pestheilungskraut.«, murmelte Nikaya und fügte nuschelnd noch ein »Danke« hinzu.
Senza kam näher und Nikaya schloss ihre Augen.
Sie konnte seinen Atem spüren...
»Für dich tu ich alles, Schwesterherz.«, wisperte Senza liebevoll in ihr Ohr, doch es schwang so viel Schmerz in seiner Stimme mit, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen.
Glücklicherweise wandte sich Senza bereits zum Gehen, als die erste Träne über ihre Wange lief.
Dann verschmolz er mit der Dunkelheit.
»Ich frag mich, was los ist...«, murmelte Kionan nachdenklich. »So hat er noch nie ausgesehen...«
»Vielleicht, weil er zum ersten Mal was von seiner Schwester an den Kopf geworfen bekommen hat?«, mutmaßte eine Draenai zögerlich lächelnd in Nikayas Richtung, die noch immer vor der breiten Lücke stand, die Senza zerstört hatte.
»Nein, die anderen Trolle, besonders der Sohn des Häuptlings werfen ihm ähnliche Reden an den Kopf...« Kionan sah hoch. »Oh, äh...einen Moment...«
Sie drängte sich an Nikaya vorbei und ließ kräftige Schlingpflanzen aus dem Boden wachsen, die die Lücke füllten.
»Es tut mir leid, aber Senza, Mali und ich würden höllische Probleme kriegen, wenn einer von euch entkommt...« Die Nachtelfe hob entschuldigend die Hände. »Vielleicht beruhigt es euch, wenn ich euch versichere, dass für die nächsten drei Jahre kein Voodoozauberer Opfer braucht...«
Erleichtertes Raunen kam unter den Gefangenen auf.
»Nikaya...«, wandte sich Kionan an die weinende Blutelfe. »Senza kommt bestimmt zurück. Er ist ein herausragender Schurke und Waldläufer. Er wäre damals auch allein aus Silbermond gekommen, glaub mir.«

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Senzas P.O.V. (Oder so...):

Wo Pestheilungskraut wuchs, wusste Senza nur zu Genüge.
Er kannte ein ganzes Feld davon, und er stand gerade darauf.
Violett-rote Blumen erstreckten sich von ihm bis zum Ende des gewaltigen Plateaus, das weit oben, weit weg von Zul'Aman lag.
Wieviel er brauchte wusste er nicht, also nahm er einfach so viel, wie in seinen Beutel passte, den er wie immer bei sich trug.
Auch riss er drei Pflanzen samt Wurzel heraus, für den Fall, dass es nicht genug war.
Dann aktivierte er einen Ruhestein, der ihn innerhalb einer halben Minute in den Immersangwald bringen würde.

Das Zwitschern von Vögeln, das Brüllen der Bachtatzen und die leisen Flügelschläge der Drachenfalken erfüllten die Stille des ewigen Frühlings Quel'Thalas'.
Silbermonds weiß-goldenen Mauern lagen vor Senza.
Zu seinem Glück war bei den Wachen gerade Schichtwechsel, sodass er unbemerkt in die Stadt gelangen konnte.
Wo sein Geburtshaus lag, wusste er noch.
Einfach geradeaus, geradeaus, geradeaus und dann rechts, geradeaus, dann links...
Senza blieb erstarrt stehen.
Den Eingang des Hauses zierte nicht mehr der saphirblaue Seidenvorhang, sondern ein schwarzer.
Senza blieb vorerst unsichtbar und schlich in das Haus.
Ophelia und Palnor saßen dort, in einiger Entfernung bereitete ein Priester Tee zu.
Ophelia weinte.
»Nun, beruhige dich doch, Ophelia...«, versuchte Palnor sie zu trösten. »Sie kommt wieder, ganz bestimmt. Payna hat bereits alle Waldläufer benachrichtigt...«
»Es ist ja nicht nur das...«, schniefte die Blutelfe. »Erst verlieren wir Zaeith, dann finden wir ihn von den Amani verflucht, dann verschwindet Nikaya auf Nimmerwiedersehen und dann kommt raus, dass du bald sterben wirst...wie soll ich denn so leben?«
Darauf wusste Palnor keine Antwort.
Senza ging langsam zu Ophelia.
Bei ihr angekommen umarmte er sie von hinten und wurde sichtbar. »Alles wird gut, Mutter...«

Das Geheimnis kennt nur Quel'ThalasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt