Kapitel 15: Verraten, aber du verstehst das nicht

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Nikayas P.O.V (Oder so...) :

»Nikaya?«
Stille.
»Nikaya?« Ophelia ging besorgt die Treppe hoch und zu Nikayas Bett.
Tatsächlich lag dort die fünfzehnjährige Blutelfe, allerdings den Kopf auf die Hand gestützt und in ihr Tagebuch schreibend.
Vereinzelte Stellen des Papiers waren nass.
»Nikaya, weinst du?«
Die junge Blutelfe zog die Nase hoch und machte dann »Mh-mh.«, was wahrscheinlich »Nein.« heißen sollte, obwohl es gelogen war.
»Du kannst mit mir über alles reden.«
Nikaya setzte sich auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Es läuft nur alles so komisch gerade...Faulbein ist plötzlich tot außerhalb der Todesschneise gefunden worden, die Forscher kriegen nichts raus, Vater ist schwer verletzt, die Waldläuferprüfungen stehen kurz bevor, im Adel herrscht Aufruhr wegen einem Elf, der bei den Amani lebt und dann soll ausgerechnet der Elf mein großer Bruder sein?«
»Achso...« Ophelia setzte sich lächelnd neben Nikaya. »Aber weißt du was? Für das alles findet man eine Lösung. Die Forscher und Faulbein vergessen wir. Dein Vater wird von den besten Priestern umsorgt, er ist auf dem besten Weg zur Genesung. Und meine Schwester ist auch Waldläuferin. Sie kommt dieses Wochenende zu uns. Sie kann mit dir üben. Außerdem...was deinen Bruder angeht...wenn wir ihn nochmal in die Finger kriegen sollten, werden wir ihn zu einem Elf erziehen. In Ordnung?«
Nikaya nickte und lächelte zögerlich. »Wann kommt deine Schwester denn?«
»Ich bin schon da.«, lachte eine Stimme. »Ich habe mir einfach mal erlaubt, euer kleines Haus zu betreten.«
Die blonde Elfe sah auf einmal erstaunt um sich. »Nanu? Wo sind denn Zaeith und Palnor?«
»Zaeith ist nicht mehr hier, Schwesterherz.« Ophelia stand auf und umarmte sie. »Ich hätte dich besser informieren sollen. Aber jetzt bist du ja etwas länger hier.«
»Jetzt bin ich gespannt...ähm...« Payna sah unsicher zu Nikaya. »...ähm...gib mir einen Moment...Ni...Nikaya, richtig?«
»Richtig.« Nikaya lächelte schwach. »Ich bin Zaeiths vier Jahre jüngere Schwester.«
»Ah, wundervoll. Ich bin deine Tante Payna.« Sie musterte Nikaya. »Ich seh schon, ich seh schon...die perfekte Statur für eine Waldläuferin. Wer hat dich so geformt?«
»Geformt?« Nikaya sah verwirrt zu ihrer Mutter.
»Sie meint...wer dich so hart trainiert hat, dass du so aussiehst.«
»Achso! Mein Freund Kayn natürlich!«, erwiderte Nikaya ehrlich. »Er hat ziemlich gute Methoden, jemanden zu trainieren, aber er ist leider kein offizieller Trainer...«
»Kayn...weiter?«, hackte Payna nach.
»Kayn Immersang, warum?«
»Imnersang? Ist er Waldläufer?«
»Jaaa...« Nikaya wurde wieder unsicher. »Warum?«
»Ach, eine lange Geschichte. Ich kenne ebenfalls einen Kayn Immersang, aber der war ein wenig älter. Wie alt ist dein Kayn?«
»Er ist sechzehn...und er wurde nach seinem Vater benannt, sagte er.«
»Hm...«
»Warum fragst du mich so was komisches?«
»Was? Achso, ja...der Kayn, den ich kannte, hat uns Sin'dorei verraten, aber du verstehst das nicht, nein, nein, um das zu verstehen müsstest du älter sein.«
Stille.
»Möchtest du vielleicht einen Tee trinken, während wir uns austauschen, Schwesterherz?« Ophelia bedeutete ihr, ihr nach unten zu folgen.
»Gern...oh, Ophelia, ich muss dir so viel erzählen...« Payna folgte ihr, ihre Stimme wurde leiser, je mehr sie sich von Nikaya entfernte. »...hast du schon gehört, dass die Waldläufer in Tristessa sowohl eine Heimstatt der Neruben gefunden haben als auch ein verlassenes Dorf der Amanitrolle? Ist das nicht unglaublich? Dabei sollen neuerdings noch einige von den Amani gegen die Neruben gekämpft haben...«
Nikaya stand wie erstarrt da.
Eine Heimstatt der Neruben?
Ein verlassenes Dorf der Amanitrolle?
Moment!
War ihr Bruder nicht bei den Amani aufgewachsen?
Ihr Herz raste.
Und dann fasste sie einen Entschluss.

Das Geheimnis kennt nur Quel'ThalasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt