Kapitel 10

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Ich hob mein Handgelenk und betrachtete es. Netos hatte mir mit seinem Spruch ein Zeichen eingebrannt. Ein schwarz-grauer Sichelmond und in dem Mond war eine Seerose. Was bedeutet das? „Sicherlich nichts Gutes, es sieht aus wie eine Kombination aus zwei verschiedenen Symbolen."

„Und jetzt runter von mir.", knurrte ich ihn an. Da er sich nicht bewegte, richtete ich mich einfach so auf. Aber ihm gefiel das gar nicht und versuchte mich auf den Gang zu schleifen. Irgendwie entwickelte sich eine Art Kampf unter uns. Wir versuchten nicht uns zu verletzen und immer so zuschlagen, dass der andere es abwehren konnte. Wir merkten nicht, dass wir so miteinander umgingen. Trotzdem sah es scheinbar von außen schlimm aus. Einige Mädchen aus der Klasse weinten, während die Lehrerin im Kreis rannte.

„Lass mich in Ruhe. Was willst du überhaupt von mir?", zischte ich bei einem Aufeinanderprallen.

„Du gehörst mir.", knurrte er.

„Niemals." Ich schaute mich nach einem Fluchtweg um. Der einzige war das Fenster, welches offen stand. Schnell sprang ich da hin.

„HEY, ONYX! DU KANNST DOCH NICHT AUS DEM FENSTER SPRINGEN!", rief die Lehrerin. „WIR SIND IM 5. ... Stock...." Aber schon als sie "im 5." sagte, sprang ich und Netos mir hinter her. Wir landeten auf dem Innenhof und wollten wieder aufeinander losgehen, doch wir wurden beide zu Boden gedrückt.

„Mensch, Leute. Wenn ihr euch immer wieder anfallt, können wir euch gar nicht mehr rauslassen.", meinte eine Person hinter mir.

„Marissa, lass mich los!", zischte ich.

„Nope, du wirst ihn nur zerfleischen."

„Gar nicht. Nur ein bisschen zurecht schneiden.", zischte ich zu ihr.

„Schau mal auf deine Hand. Selbst beim zurecht schneiden würdest du ihn zerfleischen.", meinte sie.

Ich schaute auf meine Hand und merkte, dass statt meinen Fingern dort schwarze Krallen waren und wieder meine Goldbraunen Federschuppen. Eine Linie aus schwarzen Stacheln zog sich von meinem Handgelenk zu meinem Ellenbogen. Die Stacheln waren am Gelenk klein und wurden immer größer.

„Und wenn schon, das hat er verdient.", zischte ich.

„Ist ja niedlich, das Kätzchen hat sich verwandelt.", funkte jetzt der Spiegler dazwischen.

„Pass auf, ich halte zwar ihr Flügelpaar fest, aber sie hat trotzdem Kraft.", meinte Marissa. „Warte ... ihr Flügelpaar... sie geht davon aus, dass ich nur ein Flügelpaar habe..."

Ich bewegte die unteren Flügel sanft und es klappte, Marissa hielt sie nicht fest.

„Ach, du schaffst das schon. Frische Wandler sind noch nicht so stark. Aber das Kätzchen hat sich endlich verwandelt. Ist das nicht niedlich? Und sie ist sogar golden, das ist ja lustig.", provozierte mich Tyr weiter. Kurz darauf hatte er meinen Flügel im Gesicht und flog einige Meter nach hinten.

„Was war das? Mir tut der Kopf weh und womit hab ich das verdient?", maulte er und kam wieder in meine Reichweite. Marissa war in eine Art Schockstarre verfallen.

„Vier Flügel ... das habe ich nicht gesehen.", murmelte sie. „Wie gesehen? Was meint sie?"

Während Tyr sich immer noch den Kopf rieb, zog ich meinen Flügel dicht über dem Boden lang und er fiel wieder hin.

„WAS ist das?", rief er erschrocken. Leider konnte ich ihn nicht nochmal durch die Gegend kicken, da sich jetzt noch mehr auf meine Flügel stürzten.

Netos beobachtete das Ganze sehr genau, aber als sich ein älterer Schüler zu mir runterbeugte, fing er an zu knurren.

„Wer bist du? Und was?", fragte mich dieser. Ich ignorierte ihn und versuchte etwas aus. Ich versuchte teilweise meine Lunge und Luftröhre zu verwandeln und es klappte.

(Not) WANTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt