Kapitel 26

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Niemand wollte mehr reden. Unsere kleine Gruppe von vorhin verzog sich auf die Zimmer. Die anderen, die nun auch geschockt waren, konnten nur erahnen, wie es uns ging. Aber eins kann ich mit Sicherheit sagen, mir ging es am schlechtesten.

Wenn sowas mit allen Anführern einer Rebellion passiert, dann ist das ein scheiß Job und ich war ich raus. Wenn so etwas wegen meiner Anwesenheit passiert ... Wie halten andere das psychisch aus?

Netos zog mich in sein Zimmer. Dort angekommen drehte er sich zu mir um.

„Ich weiß, dass ist schwer für dich, aber du darfst jetzt nicht aufgeben. Du musst sie rächen und andere vor so einem Schicksal beschützen, das würden sie wollen.", murmelte er. Ich nickte stumm. Er hatte Recht, ich hatte ihnen das geschworen. Trotzdem saßen der Schock und die Trauer noch zu tief in mir. Ich schaute ihn traurig an und mein Gefährte zog mich in eine Umarmung. Die Tränen bahnten sich wieder ihren Weg und meine Beine gaben unter mir nach. Netos fing mich auf und brachte mich zu seinem Bett. Dort legte er mich ab, ich schloss meine Augen. Ich wollte nur noch schlafen und in die ewigen, kalten Tiefen eines Traumes abtauchen. Ich spürte, wie sich jemand neben mich legte. Augenblicklich kuschelte ich mich an ihn ran. Er legte seine Arme um mich und so schlief ich ein.

Netos Anwesenheit hielt die Albträume fern und so träumte ich nicht mal.

***

>>... das macht Helden aus. Nie aufgeben. Ihr habt meinen vollsten Respekt und ich hoffe sehr, ihr nehmt meine Entschuldigung, dass ich nicht an eurer Seite war an, und reist zu Hel und den anderen Totengöttern. Wir werden euch rächen. <<

Ich blinzelte. Die Sonne schien auf mein Gesicht und jemand strich immer wieder über meine Haare. Erschrocken öffnete ich meine Augen ganz.

Ich lag mit dem Kopf auf Netos Schoß und er streichelte mich während er ein Video auf seinem Handy schaute.

„Morgen, Kleine.", grinste er zu mir runter. Ich schielte auf sein Handy und sah auf dem Bildschirm ein Standbild von mir wie ich traurig auf den Boden starrte. Er bemerkte meinen Blick und erklärte, dass Hel und Marissa gestern mit dem Handy alles gefilmt hatten und jetzt auf sämtlichen Social-Media-Plattformen veröffentlicht hatten. Jeder sollte die Grausamkeit sehen, aber alle sollten auch endlich erkennen, dass wir für die Schwächeren kämpfen und so.

„Na super.", murrte ich und wollte mich aufrichten, aber Netos drückte mich lachend zurück ins Bett und legte sich auch wieder hin. In derselben Position wie vorhin schliefen wir wieder ein.

Gegen Mittag wurden wir dadurch geweckt, dass jemand die Tür eintrat.

„Ony- oh... zwei Sachen. Erstens extrem schlechter Zeitpunkt jetzt gerade Gefährten-Klischee-Zeug auszuleben, das ist echt eklig." Das Wasserglas vom Tisch neben dem Bett flog in ihre Richtung und zersprang klirrend an der Wand neben ihr. „Zweitens ... ähm... nun ja. ... Die Tür ist im Eimer. Ihr solltet euch um eine neue kümmern." Das, was man früher Tür nennen konnte, war ... nun ja ... zweigeteilt. Die Hälfte mit der Klinke lag auf dem Boden und die andere Seite hing noch zur Hälfte in der Halterung. „Ernsthaft, Hel?", murrte ich.

„Jaahaaa. Ach und drittens, ihr sollt die Rede des lichten Königspaar aufmischen und zeigen, wer den Thron besitzt." Sie schenkte uns noch ein letztes Grinsen, danach verschwand sie wieder.

„#NyxIsReal." Sie streckte erneut ihren Kopf durch den Türrahmen, ein weiteres Glas hatte danach heute ein letztes Mal Tageslicht gesehen. „Die Rede beginnt in 'ner halben Stunde.", rief sie uns noch zu, danach polterte sie dir Treppe runter. Schnell zog ich mir was Bequemes an und ging danach zum Käfig. Dort hatten sich alle versammelt.

„Wie viele bekommen wir unauffällig dorthin?", fragte ich den Boss, der den ganzen Computer-Kram hier leitete.

„Hm. Marissa und Tyr würde ich hier lassen, Hel hatte schon ihre Vorstellung. Nimm die anderen beiden Götter, deinen Gefährten und noch zwei andere mit. Zu sechst stellt ihr schön Chaos an, aber seid noch keine auffällig große Gruppe. Loki und Hades kannst du ja auf deinem Körper mit rumtragen, dann seid ihr nur zu viert unterwegs.", überlegte der Boss. Ich nickte und die aufgezählten stellten sich hinter mir auf.

„Ich nehme noch den anderen Baldur und Mason mit." Beide traten nach vorne, auch wenn Mason sehr verschreckt aussah.

„Unser kleiner Computer-Geek muss auch mal an die Luft.", grinste ich und trat zu Marissa.

„Ruh dich aus, nächstes Mal würde ich dich lieber wieder mitnehmen als das Weichei." Ich schielte zu Mason rüber und erntete von Marissa ein dankbares und amüsiertes Lächeln.

„Danke.", flüsterte sie.

„Kein Ding."

***

Wir kamen mit leichter Verspätung *hust* 30 Minuten *hust* an dem Platz an, aber dort herrschte Chaos. Dunkle mischten alles auf und die panische Menge erfasste viele Touristen. Der Vertreter des Königs stand vollkommen überfordert an seinem Rednerpult.

„Scheiße, wir sind schon wieder zu spät. Wie kann das sein?", zischte ich und ließ mich von dem Dach, auf dem wir gerade standen fallen.

Ich landete leise hinter dem armen Lichten. Er bemerkte mich erst, als die anderen wenige Sekunden in Formation hinter mir landeten.

„Holy Sh*t.", fluchte er als er uns sah und löste sich auf.

„Der war mal noch ein größeres Weichei als unser kleiner Mason hier.", lachte Loki und klopfte dem Geek auf den Rücken.

„Ey~", murrte dieser.

Plötzlich kamen die Dunklen auf uns zu und grinsten uns böse an.

Irgendetwas stimmt hier gewaltig nicht und ein Seitenblick zu Baldur und Mason bestätigte mir meine Vermutung, die ich seit gestern hatte.


(Not) WANTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt