Kapitel 15

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„Willst du das wirklich machen?" Seit Stunden, ehrlich gesagt seit wir losgelaufen waren, versuchte Netos mich zu überzeugen, nicht dort reinzugehen. Tyr hätten wir dann aber da drin lassen müssen. Das Prinzchen wollte das selber machen... mit einem guten, ausgeklügelten Plan.

„Ja, sie will das machen. UND JETZT LOS ONYX! GEH DA ENDLICH REIN.", schrie Marissa mich an und stieß mich von der Plattform, von der wir den Palast beobachtet hatten.

„SPINNST DU, MARISSA?", schrie Netos sie nun an. Das Prinzchen hatte scheinbar sehr Angst um mich gehabt.

„Könnte ihr mal bitte aufhören zu schreien?! Ich habe doch immer meine Flügel draußen!" Ich flog vor ihnen und funkelte beide böse an. Meine Flügel zog ich so gut wie nie ein, das war mir zu anstrengend. Und die zwei Flügelpaare waren einfach zu schön zum Verstecken.

„'Tschuldigung.", murmelten beide und schauten auf den Boden.

„Wir sind auf einer geheimen Mission.", stellte ich fest.

„Und deswegen jetzt runter.", zischte Marissa und ich legte die Flügel an und ließ mich fallen. Kurz über dem Boden breitete ich, um meinen Fall zu bremsen, meine Flügel aus. Langsam schlich in Richtung des Dienereingangs.

Ein kleiner Junge wollte gerade hereinschlüpfen, doch schnell schnappte ich ihn am Kragen.

„Tut mir Leid, Kleiner, aber ich muss einen Freund retten.", murmelte ich und schaute in sein verwundertes Gesicht. Er hob leicht seine Hand und berührte meine Wange.

„Goldene Schuppen? Seid Ihr die Prinzessin, die sie jetzt suchen?", fragte er. Scheinbar waren die Schuppen in meinem Gesicht wieder draußen. Diese konnte ich leider nicht kontrollieren.

„Ja und ich brauche deine Hilfe. Im Schloss wird ein Freund von mir festgehalten und ich muss da rein. Ich werde deine Gestalt annehmen, deswegen musst du jetzt hier bleiben. In 15 Minuten darfst du wieder rein. Vielleicht ist es aber auch ratsam draußen zu bleiben.", erklärte ich und verschwand kurz darauf.

Ich wandelte mich. Es war immer noch ein neues Gefühl, die Magie zieht sich über die Haut und man spürt, wie sie daraufhin langsam einzieht. Wenn man still stand, spürte man nichts. Man trug sie wie eine zweite, eng anliegende Haut, die extra für einen zurechtgeschnitten wurde, aber beim Bewegen, da war es wie ein sanftes Reiben. Wie Samt....

Mit der Zeit sollte das Gefühl weggehen, aber ich liebte es. Es entspannte total. Das Problem war nur, wenn man die Magie zu sich zwang, fühlte es sich immer an, als ob tausend Nadeln in die eigene Haut stachen. Zum Glück wusste ich, wie die Magie tickte und musste sie zu nichts zwingen, sie machte alles von alleine. Die Magie schlummerte wie ein kleines Tier in mir, ein Gedanke von mir und einmal das Tierchen an stupsen und schon geschah mein Wunsch.

Ich sah kurz in eine Pfütze am Wegrand und mir schaute der kleine Junge von gerade eben entgegen. Gut, es hatte geklappt...

Ich schlich zu der Tür und schlüpfte hindurch.

„Yaaa, Sammy! Auch maa wieder da, wa? Der Lord komm glei, eeer is noch i-im Kääärker. Dieseen Dunklen ausfragn. Wad da wohl passrt, ni wa?", lallte mir ein betrunkener Diener entgegen. Innerlich dankte ich ihm für diese Information und überlegte, warum die hier betrunkenen Diener arbeiten ließen.

„Keine Ahnung. Hat auch nicht gerade die höchste Priorität. Du musst in den Gang vor dir, zweiter Abzweig links, danach nächste Tür rechts.", erschallte Netos Stimme in meinem Kopf.

„Ok, Dankeschön.", flüsterte ich und damit verzog ich mich. Ich lief erst ein paarmal im Hof rum, ehe ich in den besagten Gang ging. Leer ... das war gut.

(Not) WANTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt