Kapitel 24

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Netos sprang auf Hel zu, aber diese wich lachend aus.

„So macht das keinen Spaß.", murrte Hades. Wir beobachteten die beiden noch eine viertel Stunde. Netos jagte Hel hinterher und die Göttin sprang lachend überall hin und spielte mit ihm.

„Ich glaube, du solltest deinen Gefährten beruhigen." Hades fand das Geschehen langsam langweilig.

„Wie denn? Ich stell mich doch nicht in den Weg einer schwangeren Hydra, der man gerade das Essen gestohlen.", stellte ich klar.

„Gute Beschreibung, aber nur du schaffst das. Alle anderen zerreißt er in der Luft, sobald er sie in die Klauen bekommt.", sagte Hades und stieß mich von der Tribüne, von der wir das Ganze beobachtet hatten.

Nach dem ca. 4 Meter Fall schaute ich wütend hoch. „War das nötig, kleine Nervensäge?"

„Ich bin immer noch größer als du.", grinste Hades runter.

„Aber nicht mehr, wenn ich deine Beine gestutzt habe."

„Wirst du nicht schaffen."

„Doch werde ich."

„Wir werdens sehen. Und jetzt beruhig das Prinzchen."

„So darf nur ich ihn nennen." Ich funkelte wieder böse nach oben, wo sich Loki einen ablachte.

„Dann rette deinen Verlobten." Ich entschied, den Gott zu ignorieren. Gerade jagte Hel wieder an mir vorbei. „Wie kann ich Netos aufhalten?"

„Versuchs mit dem Androhen der Scheidung."

„Sehr lustig, Brüderchen. WIR SIND NICHT VERHEIRATET!"

„Ja, aber verlobt."

„ER HAT MICH DAZU GEZWUNGEN!"

„Das machen alle Gefährten am Anfang so. Bei Artemins war das nicht anders."

„Wenn du jetzt vor mir stehen würdest, würde ich dir schön dein Gesicht polieren bis die Knochen zum Vorschein kommen."

„Jaja und jetzt zu deinem Prinzchen."

„Er ist nicht – ach egal, du wirst ja eh nicht auf mich hören."

„Genau."

Wie hält man jemanden auf, der gerade jemanden zerfleischen möchte? Richtig, gar nicht. Aber wir brauchten Hel noch, also musste ich wohl oder übel meinen Kopf hinhalten. Wieder sprang Hel an mir vorbei. Ich streckte meinen Arm aus und fing Netos am Ärmelt ab. Ich nutzte seinen Schwung und zerrte ihn damit von der Göttin weg. Er versuchte immer noch, mich wegzustoßen.

„Und da sag nochmal jemand, Liebe macht blind. Wut macht dann aber blind und taub und gehirnlos.", murmelte ich. Netos sah nicht, dass ich es war, die ihn festhielt.

Ich zog ihn noch näher an mich und legte meine Arme um ihn. Meinen Kopf legte ich auf seiner Brust ab. Er regte sich nicht mehr, aber er war eher starr und war noch nicht aus seiner Wutphase erwacht.

Ich löste mich leicht von ihm und er wurde sofort wieder unruhig. Ich griff mit meinen Händen nach seinem Kragen und zog ihn so zu mir runter. Ich starrte auf seine Lippen, dann schaute ich wieder in seine Augen. Sie waren trüb und dunkler als sonst.

„Ich werde das gleich so bereuen."

Ich legte vorsichtig meine Lippen auf seine und verharrte so. Netos wurde ruhiger, aber starrte mich immer noch an. Ich wollte mich wieder lösen, aber er legte seine Hände an meinen Nacken und zog mich wieder zu sich. Er schloss seine Augen und fing an, seine Lippen zu bewegen. Für einen Moment war ich total geschockt, aber im nächsten Moment durchströmte mich ein sehr schönes Gefühl. Es war beruhigend und aufregend zu gleich, Schmetterlinge explodierten in meinem Bauch und flatterten wie ein Wirbelsturm umher. Im nächsten Moment fühlte ich aber wieder, wie die Schmetterlinge zu einem sanften Wind wurden. Dieser Kuss löste in mir ein Gefühlschaos aus. Ich merkte nicht, wie ich anfing den Kuss zu erwidern.

Plötzlich verdunkelte sich alles um uns herum. Ich löste den Kuss, aber Netos nahm mein Gesicht in seine Hände und zwang mich so, zu ihm aufzuschauen. Er legte seine Stirn an meine und schaute in meine Augen.

In dem kurzen Augenblick, wo ich nicht von seinen Augen gefesselt war, hatte ich gesehen, dass er seine Flügel um uns gelegt hatte. Seine Schwingen umgaben uns jetzt wie ein Zelt.

„Danke.", flüsterte er mit rauer Stimme, „Danke, dass du wieder bei mir bist."

Ich starrte ihn nur an und merkte, wie ich rot wurde.

„Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als du nicht widerkamst. Ich bin fast ausgeflippt, als ich dich auch nicht über Telepathie erreichen konnte."

„Stimmt, ich habe ihn schon lange nicht mehr gespürt."

„Wir waren zu weit voneinander entfernt. Unsere Distanz ist nicht groß, wir haben noch nicht geheiratet und du akzeptierst mich nicht."

„Noch?" Ich wurde noch röter.

„Ja, irgendwann gehörst du nur mir." Er legte wieder seine Lippen auf meine, aber entfernte sich gleich darauf wieder.

„Wenn ihr euch gleich aufesst, müssen wir leider ohne euch die Rebellion machen. Also kommt raus, ihr Turteltäubchen." Netos zog seine Flügel an und ich sah, dass alle im Raum waren. Tyr hatte seinen Arm um seine Gefährtin gelegt und Marissa hielt ihr Handy in der Hand, sie hatte wieder alles gefilmt... super. Hades und Loki waren von der Tribüne gekommen und standen jetzt rechts und links von Hel. Auch der Boss und zahlreiche Mitarbeiter der Arena waren aus ihren Löchern gekrochen.

Ich war nun so rot wie eine Tomate und sprang von Netos weg, direkt auf Hel zu. Sie hatte vorhin gerufen. Ich boxte sie einmal.

„Musste das gerade sein? Das war peinlich."

„Stimmt doch aber –au" Die Göttin grinste mich an, „Ich hatte zwar gedacht, du schlägst Netos bewusstlos, aber die Show gerade war noch besser. Endlich mal Nyx-Action –au! Was bist du heute so gewalttätig –au! Wofür war das?"

„Hör. Auf. Das war dafür, dass du mich gewalttätig genannt hast."

„Stimmt, das bist du immer – AU! Das sind deine fvcking Dolche!", zischte mich Hel an.

„Pech.", murrte ich.

Nun schaltete sich der Boss ein: „Was ist eigentlich passiert?"

Ich erzählte ihnen was passiert ist und alle kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.

„Du hast Samael beleidigt? Evulotionsbremse ... und transvestitischer Möchtegerndiktator, geil, darauf wäre ich nie gekommen. Und wie oft hast du meinem Vater eine Beleidigung an den Kopf geschmissen?", lachte der Prinz.

„Lass mich nachdenken... so sieben bis acht Mal und ein paar gedacht."

„Das hat er verdient." Netos zog mich lachend auf seinen Schoß. Ich wollte wieder runterrutschen, aber er hielt mich eisern fest.

Ich erzählt die Geschichte zu Ende, was wirklich schwer war, denn Netos hatte seinen Kopf auf meinen gelegt und das lenkte mich so dermaßen ab.

„Was hast du als nächstes vor?", fragte nun der Boss und alle sahen mich gespannt an.

„Hmmmm ... weiß nicht. Verbündete suchen, Schwächeren helfen, unsere Feinde einschüchtern und auf Informationen der Königin warten. Wir müssen nur aufpassen, nicht erwischt zu werden."

„Dann solltest du dafür sorgen, dass niemand hier unser kleines Geheimnis ausplaudert.", grinste Hel. Sie spielte die ganze Zeit mit ihren Kunais rum. Sie benutzte das japanische Werkzeug als Wurfklingen. Kleine, unscheinbare Dolche, die einem die Kehle rausreißen konnten.

„Jeder, der auch nur ein Wörtchen über heute verliert, wird eigenhändig durch mich seine Zunge verlieren und an die Krallen von Cerberus gebunden.", knurrte ich in die Runde, woraufhin alle anfingen zu lachen.

Wir redeten noch eine Zeit, danach gingen wir alle ins Bett. Als Schlafzimmer nutzten wir die Gästezimmer und Trainingsräume der Arena. Ich wollte gerade die Tür von dem Raum, in welchen ich mich zurückziehen wollte, schließen, da drängte sich jemand zu mir ins Zimmer.

„Ich bleibe bei dir.", flüsterte er in mein Ohr. Ich bekam Gänsehaut, aber ließ zu, dass er mich an seine Brust zog. An Netos gekuschelt, schlief ich auch kurz darauf ein.

(Not) WANTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt