Kapitel 37

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Und warum bist du jetzt genau hier?", fragte Finni nun schon zum zehnten Mal.

„Ich bin hier, weil ich erst Kontrolle über meine Kraft trainieren möchte und nicht nebenbei zahlreiche Wandler die Seele entreißen möchte."

„Und warum bist du dann zu uns gekommen und hast dich nicht irgendwo in der Wildnis oder so verkrochen?"

„Hmmm ... überleg mal. Wie kommt das bei Hoffnungsvollen Seelen an, wenn sie hören, dass ihre Anführerin sich in der Wildnis verzogen hat und dort ihr klägliches Leben bis sie die Kontrolle über den Bernstein schafft, fristet? Da kommt viel besser, dass das Hauptquartier verlegt wurde. Außerdem müssen wir die Rebellion überall vorantreiben, deswegen bauen wir jetzt auch hier Stützpunkte auf.", erklärte ich und legte meine Füße auf den Tisch.

„Wann fängst du mit deinem Training an?"

„Jetzt gleich.", meinte ich und stand auf. Ich ging aus unserem Versammlungszimmer, dem Büro des Arena-Leiters, raus und lehnte mich an die Wand. Frustriert seufzte ich und machte die Augen zu. Ich war nicht die starke, furchtlose Anführerin, die ich allen zeigte.

„Was ist los, Kätzchen?", sagte eine altbekannte Stimme neben mir.

„Nicht hier." Ich stieß mich von der Wand ab und ging in meinen Schlafraum. Dort angekommen, schmiss ich mich aufs Bett.

„Jetzt sag.", meinte der Prinz und schloss die Tür.

„Ich bin nicht die starke Anführerin, die ich allen zeige. Ich habe Angst, weiß nicht was zu tun ist und fühle mich einfach nur schwach.", erzählte ich mehr der Decke.

„Warum?" Netos ließ sich am Rand des Bettes nieder.

„Ich habe Angst, alle zu zerstören und den Anforderungen der Rebellen nicht gerecht zu werden, alles falsch zu machen. Ich habe Angst vor mir und meinen Fähigkeiten, vor der Magie. Du hast gesehen, wie gefährlich ich bin und ich kann das alles nicht kontrollieren. Das was ich mache, mache ich instinktiv. Ich weiß nie, was meine Kampfstrategie ist, wie ich mich als nächstes bewege und trotzdem sehen Leute zu mir auf. Zu mir, einen unkontrollierbarem Monster."

„Du bist kein Monster. Seit wann denkst du so? Du hast dich seit der Bibliothek verändert. Nur weil deine Fähigkeit einen Namen bekommen hat und du sie noch nicht vollständig kontrollieren kannst, heißt das nicht, dass du ein Monster bist. Ein Monster ist etwas, das ohne Grund tötet und das machst du nicht. Ein Monster ist etwas, was sich nicht kontrollieren kann. Und du kannst dich selbst im Kampf kontrollieren, ein Monster hätte Hel die Dolche durchs Gehirn gejagt, du nicht. Außerdem, was ist schlecht daran, instinktiv zu kämpfen? Es macht es nur für deine Gegner schwerer, deinen nächsten Zug vorherzusehen und du kannst auf deine Fähigkeiten vertrauen. Deine Kräfte sind perfekt, du kämpfst mit ihnen gegen Götter und dass machen nur sehr wenige und du bist die einzige, bei der ich es weiß, dass sie siegen kann. Und das zeigt, du bist nicht schwach, du hast auch die Hinrichtung in der Arena gut weggesteckt und Rache geschworen. Dafür solltest du kämpfen. Nur weil du nicht weißt, wie es weitergeht, heißt es nicht, dass du schwach bist.", belehrte mich mein Gefährte.

„Wenn du meinst-"

„Ist so, also hör auf, an dir zu zweifeln!"

„Okay."

„Themawechsel: Weißt du, wie du Kontrolle erlangst?" Ich schüttelte meinen Kopf. Lange Zeit sagte keiner von uns etwas.

„Versuch es mal mit Meditieren oder so. Wie du damals die Magie gesucht hast." Ich nickte und setzte mich ans Kopfende vom Bett. Sanft lehnte ich mich an die Wand und grub mich in Kissen ein. Es würde länger dauern und da wollte ich es wenigstens bequem haben. Ich schloss meine Augen und Netos strich mir über die Haare, danach hörte ich noch, wie mein Gefährte das Zimmer verließ. Sofort regte sich Zelos in mir, aber ich sperrte ihn aus. Ich ließ ihn nicht in meine Gedanken, er würde mich nur ablenken.

Ich ging in mich und überlegte, wie ich anfangen könnte. Mir kam die Idee, dass ich erstmal mehr über meine Fähigkeit herausfinden sollte. Und am meisten darüber weiß meine Magie. Ich stellte mir vor, wie meine Magie in mir schlief. Ich sah mich, allerdings nicht wie Menschen mich sehen würden. Ich sah die Magie, wie sie in mir schlief und sich trotzdem immer wieder regte. Ich setzte mich in meine Traumgestalt vor mein anderes Ich. Ich hatte meinen Geist von meinem Körper getrennt und war in eine Art Traumwelt übergegangen. Lange Zeit beobachtete ich die Magie und dabei entdeckte ich zwei Zentren. Eins an meinem Handgelenk, wo Zelos schlief, und eins, das größere und damit mächtigere, in meinem Brustkorb.

Sanft streckte ich meine Hand nach diesem aus und die Magie wurde wach. Sie umschloss meine Hand und wärmte sich an ihr, langsam zog ich meine Hand weg und spürte dabei ein leichtes Empören. Die Magie kommunizierte mit mir also über Gefühle, deshalb streckte ich sofort meine Hand wieder aus und strich sanft über die Oberfläche der Magie. Gleich darauf durchzog mich ein Gefühl der Geborgenheit, ich fühlte mich glücklich. Ich kraulte die Magie weiter, irgendwann kam sie aus meinem echten Körper und fing an, herumzutollen. Ich beobachtete sie lachend. Man musste sich die Magie wie eine unförmige, pulsierende Masse vorstellen, die jede Gestalt andeuten kann. Nach kurzer Zeit kam die Magie zu mir und legte sich auf meine Hand. Aus dem unförmigen Ball aus Energie wurde eine Flamme. Meine Hand brannte und ich wollte, dass es aufhört. Ich wollte meine Hand schütteln, aber ich spürte, dank der Magie, dass dies falsch war. Ich überlegte also so schnell wie möglich, wie ich die Schmerzen wegbekommen konnte.

Ich kam zum Entschluss, dass ich die Quelle des Schmerzes ändern musste. Ich stellte mir also vor, wie ein kleiner Vogel auf meiner Hand saß. Ich versuchte die Flamme zu vergessen und zu verdrängen. Ich erzählte der Magie, schöne Dinge, die nur da wären, wenn sie in dieser Form wäre. Ich lockte sie in diese Gestalt, aber ich log sie nicht an. Ich erzählte ihr wahre Dinge und Informationen bis hin zu Erinnerungen. Die Flamme begann zu flimmern und wurde unschärfer, langsam wurde sie kleiner. Immer kleiner und irgendwann glich die Form der Magie einem Vogel. Ich wollte sie noch mehr schmeicheln, eine klare Form anzunehmen, doch ich wurde von einem Schrei unterbrochen.

Ich wurde zurück in meine normale Gestalt gezwungen. Der Schmerz, der das begleitete, löste fast aus, dass ich in Ohnmacht fiel. Eine Störung der Außenwelt hat mich geweckt. Benommen saß ich auf meinem Bett und spürte immer noch, wie die Magie pulsierte. Sie war klar und mächtig. Jetzt war ich am gefährlichsten, nicht wegen meiner Fähigkeit. Meine Kraft war gerade einfach nur explosiv. Ich hatte Kopfschmerzen, alles tat weh, ich fühlte mich ausgetrocknet und steif. Wie lange war ich weg?

„IHR SEID VERLOBT?!", schrie jemand... Marissa... direkt vor meiner Tür. Ich schlug die Augen auf und fixierte die Wand, welche weggesprengt wurde. Ich hatte nicht nur meinen Blick darauf fokussiert, sondern auch die Energie.

Langsam stand ich auf und ging zu der erstarrten Gruppe.

„Noch ein Wort und ich reiße euch die Herzen raus und transportiere sie in euren Lungen zu den Totengöttern.", zischte ich während ich mich an ihnen vorbei in die Küche schleppte. Mich verfolgten ihre erstarrten und verwunderten Blicke. In der Küche erwarteten mich Hades und Oma.

„Na, Süße? Einen Weg zur Kontrolle gefunden?", quasselte meine Oma. Ich rieb mir nur die Stirn und holte mir ein Glas, um etwas zu trinken. Diese unmenschlichen Kopfschmerzen wurden mit jedem Schritt schlimmer.

„Ja und ich hätte noch mehr Informationen, wenn mich die Dumpfbacken nicht gewaltsam zurück gezwungen hätten.", zischte ich und trank mein Glas leer.

„Wo warst du denn?"

„Ich vermute eine Ebene zwischen Leben und Tod."


(Not) WANTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt