Kapitel 14

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„Wir haben ein Problem.", schrie Marissa neben meinem Ohr.

„Ja und zwar das, dass ich immer durch Schreien geweckt werde und der Person, die immer schreit gerne die Stimmbänder rausreißen würde, damit ich endlich meine Ruhe habe."

„Onyx, sei nicht so gemein. Sie haben Tyr.", fauchte Marissa mich an.

Langsam setzte ich mich auf und rieb meinen Kopf. „Wie? Was? Wo? Wer? Warum?"

„Die Lichten haben Tyr gefangen genommen. Sie halten ihm im Kerker fest." Sie fing an zu schluchzen.

„Shit, hast du das schon dem Prinzchen erzählt?" Ich war nun hell wach. Tyr mag zwar nervig sein, aber trotzdem war er ein Freund von mir.

„Der würde doch sofort versuchen den Palast der Lichten alleine zustürmen.", schluchzte sie weiter.

„Nee, das mache ich. Ich habe einen Plan- NETOS!" Sofort sprang der Gerufene durch die Tür.

„Ja? Ist was passiert?", fragte er besorgt.

„Ich werde ihm es erst später erzählen, erstmal bringe ich ihn dazu, mich zu heilen." Ich dachte diese Gedanken so, dass Marissa sie hören konnte, aber Netos nicht. Ich sperrte ihn also aus. Marissa nickte mir zu.

„Nichts ist passiert, außer dass ich die Tage komplett verschlafe. Ich möchte raus und wieder fliegen.", murrte ich.

„Zeig mal deinen Flügel. Ich schaue, ob ich schon was anstellen kann. Meine Kräfte sind auch begrenzt. Deine werden mit der Zeit sicher noch stärker, dann hält dich sowas nicht mehr auf." Er hockte sich hinter mich und machte die Knoten an den Ranken auf. Ich versuchte meine Flügel auszubreiten. Die Schmerzen waren noch da, aber sie waren nicht mehr so stark.

„Ich kanns versuchen.", murmelte Netos und legte seine Hand auf den zerschmetterten Knochen. Ich spürte sofort, wie die Magie an dieser Stelle ihre Arbeit tat. Aber ich spürte auch, dass Netos viel Energie abgab. Der Strom wurde schwächer. Ich griff nach seiner Hand und versuchte ihm die Energie zurückzugeben. Es klappte, der Strom der Magie, der von ihm ausging, wurde wieder stärker.

Und so saßen wir da, wie ein ewiger Kreislauf. Vollkommen konzentriert auf uns, merkten wir nicht, dass Marissa schon wieder filmte. Die Magie schlug um uns herum Funken. Und man sah den Kreis leicht aufleuchten. Immer wieder flimmerte der hauchzarte Strang in hellen Gold- und Weißtönen. Die Abstände zwischen dem Aufflimmern waren regelmäßig, wie bei einem Puls beim Schlafen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen wir die Hände sinken. Meine Flügel waren wieder geheilt. Ich konnte sie so bewegen, wie ich wollte.

„Wenn ich gewusst hätte, dass du Energie auch zurückgeben kannst, hätten wir die Heilung schon eher beschleunigen können.", meinte Netos, aber ich war schon draußen und testete, ob ich wieder alles machen konnte. Als ich mit meinen Übungen und Tests durch war, betrachtete ich die Flügel genauer. Die Flügelhaut war wieder ganz und hatte keine Löcher. Die umliegende Haut hatte sich zusammen gezogen und nun sah es aus, als ob weiße Flammen auf den beiden Flügeln waren. Auch die Schuppen an der Stelle, wo die Knochen gebrochen waren, waren ausgeblichen. Die weiße Färbung zog sich fast bis in die Spitzen wie Feuer. „Wunderschön..." Sie waren der Gegensatz zu den zwei Flügel auf der anderen Seite. Die einen perfekt, ohne jegliche Makel. Zumindest wenn man von der Farbgebung absah. Die anderen perfekt unperfekt. Die weiße Haut und die entfärbten Schuppen zeigten einfach, dass ich schon gekämpft hatte und dass jeder Makel auch positiv sein konnte.

„Und jetzt los.", murmelte ich und wollte schon starten, aber jemand hielt mich fest.

„Mach mal halb lang, junge Dame. Wohin willst du und warum?", fragte Netos.

„Äheem... In den Kerker der Lichten?"

„Warum? Die suchen dich!"

„Es... könnte sein, ...dass sie Tyr gefangen halten.", murmelte ich und wurde zum Ende des Satzes immer leiser.

„Shit... Und was willst du da machen? Du wärst gerade alleine in die Arme von mehr als 300 Lichten gerannt."

„Ich möchte ihnen die Gedärme rausreißen und die an die Dunklen verfüttern. Den Rest der Körper würde ich schön zubereiten und vergiften. Dass würde ich dann allen anderen geben."

„Sie würden dich aber erkennen."

„Wozu gibt es Gestaltwandeln?" Die Art Gestaltwandeln, die ich meinte, war eine Illusion um seinen eigentlichen Körper. Diese erschuf man mit ein paar Tricks und Magie. Natürlich gab es noch Wandler, die sich in andere Wesen verwandeln konnten. Da änderten sich aber auch Muskeln, Sehnen und Knochen.

„Du beherrschst das schon?", fragte Netos mit hochgezogenen Augenbrauen. Diese Art der Anwendung der Magie benötigte oft viel Training und Konzentration, die man erst nach langer Übungszeit aufbringen und halten konnte.

„Ja. Was dachtest du denn?", fragte ich scheinheilig. Ich war scheinbar ein Naturtalent in der Magieanwendung.

„Dass du nicht ganz so stark bist."

„Tjaa... und jetzt muss ich los."

„Erzähl mir erst deinen richtigen Plan, dann fliegen wir dort zusammen hin und ich gebe dir Rückendeckung."

„Ich werde mich dort reinschleichen, Tyr befreien, auf demselben Weg wieder rauskommen. Und um nicht gesehen zu werden, setzte ich einen Zauber ein, der das Licht um meinen Körper herumlenkt oder halt Gestaltwandeln. Das Schloss und eventuelle Fesseln werde ich auftreten bzw. aufsprengen."

„Das hast du dir gerade ausgedacht.", stellte er fest.

„Nein, ich habe genau lange darüber nachgedacht!" Er hatte mich erwischt... „Ein Versuch ist es doch wert, wir können Tyr nicht da lassen und wenn sie mich auch gefangen nehmen, sprenge ich ihnen einfach die Bude über den Köpfen weg." Ich wollte schon motiviert los spazieren, aber das Prinzchen hielt mich wieder auf.

„Ich frage gar nicht erst wie. Weißt du, wo der Kerker liegt?"

„Nö."

„Das kann ich rausfinden, dir erzählen und du gibt's es über Gedanken an Onyx weiter.", sagte Marissa. Sie konnte mit ihrer Fähigkeit echt nützlich werden.

„Na, dann? Worauf warten wir noch? Gehen wir den Sitz der Lichtdrachen auseinander nehmen und hochsprengen."

„Hochsprengen nur im Notfall!", wandte Netos ein.

„Spielverderber. Nur ein kleines bisschen. Ein paar kleine Explosionen.", schmollte ich.

„Und die werden sich zu einer riesigen Explosion addieren...", murmelte er, aber folgte uns. Marissa und ich hatten uns schon auf den Weg gemacht. Fliegen war zu auffällig.

„Genau.", sagte ich und hüpfte den Weg entlang.

\T[S

(Not) WANTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt