Kapitel 52

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Zwei Schüsse ertönten. Ich wusste, der eine kam vom König und er hatte auf mich gezielt, aber ich konnte nicht ausweichen, denn auf mir lag immer noch der schwere Körper meines Wandler-Freundes. Außerdem stand ich total unter Schock, einer meiner besten Freunde hatte sich für mich geopfert.

Die Patrone schlug ein paar Zentimeter vor meinem Gesicht in den Boden ein. Das Parket spaltete sich auf und bremste so die Kugel ab.

Der König hatte mich verfehlt. Es klapperte, als ob die Waffe runtergefallen wäre. Kurz darauf hörte ich einen dumpfen Aufprall. Der zweite Schuss hatte jemanden getroffen.

Mühsam versuchte ich ihn von mir runter zu rollen, langsam schaffte ich es auch. Ein letzter Stoß und der Wandler rollte auf meine Beine. Langsam richtete ich meinen Oberkörper auf und schaute mich im Raum um.

Ich sah gerade noch, wie der König auf dem Boden zusammensackte. Langsam bildete sich ein Blutfleck auf seiner Brust. Die zweite Kugel hatte ihn getroffen. Eine Blutlache bildete sich schon unter dem toten Körper des dunklen Königs, als ich es endlich schaffte, meinen Blick von ihm loszureißen. Ich schaute mich, nach dem Schützen suchend, im Raum um. Ich schaute kurz zu Aletheia, die untätig daneben stand und zuschaute. Mit aufkommender Trauer und Wut, dass sie nichts gemacht hat, wandte ich mein Blick von ihr ab. Ich unterdrückte ein paar Tränen, ehe ich zur Königin schaute. Meine Augen weiteten sich geschockt.

Nazomi zitterte am ganzen Körper und ließ langsam ihre Hände sinken. In ihnen hielt sie meine Pistole. Scheinbar hatte die Königin sie von dem Waffenhaufen, auf dem Erebos sie geworfen hatte, aufgehoben. Sie brach schluchzend auf dem Boden zusammen. Ich drehte mich zischend zu der Göttin um: „Jetzt mach doch was."

Ich wollte kurz darauf aufspringen, aber sofort meldeten sich alle Wunden wieder und ich klappte zusammen. Der Schmerz durchzuckte meinen Körper und breitete sich in die entlegensten Winkel aus. Meine Beine und Arme fühlten sich wie Wackelpudding an. Schwarze Flecken erschienen in meinem Sichtfeld und alles begann sich zu drehen. Ich sah noch, wie die Königin aufsprang, dann schob sich Cerberus davor und jaulte auf. Er wollte mich ablenken, aber ich war schon zu dicht an der Ohnmacht dran. Kurz darauf verschwand ich schon in ihre unendlichen, schwarzen Weiten.

***

Langsam wurde ich wach. Es war total still, nur der Vogel vor dem Fenster tat so, als ob er gleich explodieren würde. Sein anhaltendes, lautes Piepen stach in meinem Kopf.

Langsam schlug ich meine Augen auf und schaute erstmal an eine weiße, glatte Decke.

Wenn der Vogel nicht gleich den Schnabel hält, hat sein letztes Stündchen geschlagen.

Ich hielt mir die Ohren zu und richtete mich auf. Ich lag in einem riesigen, weißen Himmelbett. Meine Wunden waren verbunden und das Gift von dem Lichtendolch war kaum noch in meinem Körper. Mir war klar geworden, dass sich die Lichte im Café als Schlange bezeichnet hatte, weil ihre Klinge mit Basiliskengift bestrichen war. Dieses Gift konnte tödlich sein, selbst für mächtige Wandler.

Ich schaute mich im Raum um. Alles war weiß oder cremefarben. Ich fühlte mich unwohl, dann viel mir das Geschehene ein. Ich schlug die Decke weg und wollte aufspringen. Neben dem Bett klappte ich zusammen. Neben einem Stechen in meinem Brustkorb hatte ich Schmerzen am Rücken. Sofort erstarrte ich und verrenkte meinen Hals, um nach meinen Flügeln zu schauen. Sie waren geschient und lagen leblos neben mir. Wahrscheinlich waren die Knochen zerschmettert, wie schon mal ... nur diesmal schlimmer.

Ich rappelte mich wieder auf und schleppte mich langsam und unter Schmerzen zur Tür. Aus Angst, jemand könnte mich hören, drückte ich so sanft wie möglich die Türklinke nach unten. Sofort begann ein schrillender Alarm. Mit den Händen an den Ohren kauerte ich mich auf den Boden und versuchte meinen Kopf zu beruhigen. Dieser spielte verrückt.

Nach ein paar Minuten kam endlich jemand und stellte dieses nervtötend Piepen aus. Jetzt hielt auch der Vogel die Klappe. Endlich ...

Dieser jemand hob mich hoch und legte mich wieder ins Bett.

„Wenn du nochmal flüchten willst, fessel' ich dich ans Bett.", sagte diese Person. Sie klang sehr stark nach Hel, aber die Stimme war zu kratzig. Langsam richtete ich meinen Blick auf die Göttin und es war wirklich Hel... mit einem geschwollenen Hals.

„Starr nicht so! Auch für Götter ist es nicht gut 'nen Strick um den Hals zu haben.", murrte sie und zupfte am der Decke rum.

Ich wollte sie fragen, was passiert war, aber ich konnte nur krächzen und man verstand nichts.

„Sch~ bald, kleine Schwester." Jemand anderes kam rein, stellte ein Tablett auf dem Nachttisch ab und haute wieder ab. Hel hielt mir kurz darauf eine Tasse vor die Nase.

„Trink." Ich nickte sanft und öffnete meinen Mund. Hel kippte die Tasse und langsam lief das Getränk meine Kehle runter. Ich musste so sehr würgen, dass das Zeug wieder hoch kam und die Totengöttin das Gebräu kurz darauf im Gesicht hatte.
Das Zeug schmeckte nach einer Mischung aus Petersilie, Erdnuss und Würmern.

„Deine Oma meinte, du würdest das gerne trinken.", meinte Hel und wischte sich das "Getränk" vom Gesicht. Ich schüttelte meinen Kopf und zischte auf. Die ruckartige Bewegung verursachte nur Schmerzen.

„Schlaf noch ein bisschen. Deine Magie braucht noch ein bisschen bis alles weg ist. Ach übrigens... deine Waffen liegen da drüben im Schrank." Hel kannte mich zu gut. Sie ging zum Schrank und holte einen kleinen Dolch. Als Bestätigung, dass es wirklich meine Waffen waren. Sie überreichte ihn mir und ich strich über seine Klinge. Sie würde noch Rache üben~

„Ich gehe mal mit Nyoko wegen ihrem Tee reden. Ich glaube, sie hat das falsche Rezept genommen und ... ähh... da hat sich was bewegt. Sie hat das Zeug also auch nicht richtig gemixt. Ähm ... ich geh dann mal mit ihr reden und du schläfst einfach." Hel drückte mich zurück ins Kissen und ich ließ den Dolch unter diesem verschwinden. Hel hatte die Waffe komplett vergessen und eilte schon aus dem Zimmer.

Ich schloss meine Augen und schlief wieder ein.

(Not) WANTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt