Kapitel I

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Nicolas' Sicht

"Aufstehen, Nicolas! Sonst kommst du noch zu spät!", rief meine Mutter. Ich stöhnte auf und machte mich auf den Weg ins Bad zum Duschen.

Ich wusste nicht warum, aber jeden Freitag fiel es mir besonders schwer, aus dem Bett zu kommen. Ich hatte so schon Probleme mit dem Aufstehen, aber freitags nahm das einfach überhand. Die Dusche machte mich aber zum Glück etwas wacher.

Es war ein schöner Frühlingstag. Ich zog mir eine beige Chino-Hose, ein dunkelblaues Shirt, einen grauen Cardigan und meine schwarzen, schon etwas kaputten Vans an. Schnell packte ich meine Schulsachen in meinen Rucksack und lief nach unten in die Küche. Meine Eltern und mein jüngerer Bruder Jannik saßen bereits am Esstisch und frühstückten.

"Guten Morgen, Nici.", begrüßte Jannik mich. Ich hasste es, wenn man mich Nici nannte, aber er durfte das - noch. "Morgen.", brummte ich und wuschelte ihm durch seine Haare. "Uncool, Nick! Meine Haare saßen gerade perfekt.", meckerte er und richtete sich seine Frisur. Ich liebte es, Jannik zu ärgern. Wem machte es denn nicht Spaß, seine Geschwister zu nerven? Lachend nahm ich mir einen Apfel und biss rein.

"Beeil dich bitte, Jannik. Ich möchte los.", bemerkte mein Vater. Erbrachte uns jeden Morgen zur Schule, denn die lag praktischerweise auf dem Weg zu seiner Arbeit. Mein Vater war Therapeut und hatte seine eigene Praxis. Eigentlich ganz cool, nur nervte es manchmal, wenn er dich sozusagen therapierte. Aber man konnte echt super mit ihm reden.

Jannik stellte seine Müslischüssel in die Spülmaschine und wir gingen in die Garage. Ich konnte es kaum noch erwarten, endlich selber Auto zufahren. Ich hatte meinen Führerschein bereits, allerdings war ich noch 17 und durfte somit noch nicht alleine fahren.

Mein Vater lieferte uns vor der Schule ab und fuhr weiter. Ich steuerte auf den Eingang zu. Freitag war mein Lieblingsschultag. Erste Stunde Englisch, dann Politik, zwei Stunden Theater und zuletzt zwei Stunden Sport. Donnerstags war es fast genauso gammelig.

Ich ging also in meinen Klassenraum, setzte mich auf meinen üblichen Platz und holte mein ZP-Übungsbuch raus. Je näher der Mai rückte, desto nervöser wurde ich. Naja, momentan war ich noch die Ruhe selbst.

Meine beste Freundin Jasmin dagegen hatte voll Angst vor den Zentralen Prüfungen. Warum machte man sich da so ein Stress? Wenn man die letzten Jahre aufgepasst hatte, würde schon nichts schief gehen.Okay, das konnte ich auch so leicht sagen. Immerhin war ich Klassenbester und das mit einem Notendurchschnitt von nur 2,0.

Ich tippte mit meinen Fingern auf dem Tisch herum und wartete auf den Lehrer. "Hi Nick.", begrüßte mich Jasmin. Sie sah so hübsch aus wie immer. Sie war recht klein, hatte schwarze Haare und dunkelbraune Augen, wie es für Asiaten eben üblich war.

Sie war wirklich eine Schönheit, dennoch hatte sie noch keinen Freund.Viele dachten ja, dass wir irgendwann mal zusammenkommen, aber darüber lachten wir immer nur. Ich wollte nichts von ihr und sie nicht von mir. Wir waren fast schon wie Geschwister.

"Hi Minie Beanie.", entgegnete ich. Sie hasste diesen Spitznamen.Genau deswegen nannte ich sie auch so. Nerven war eins meiner Hobbys."Hast du schon das Neuste gehört?" Ich schüttelte den Kopf. "Maxim hat sich mal wieder geprügelt. Gerade eben erst.""Na und?" Sie wusste ganz genau, dass mich das nicht interessierte.

Maxim war ein Idiot. Da erwartete man nichts Anderes. Ich konnte ihn noch nie leiden und er mich nicht. Das war schon im Kindergarten so. Damals meinte er, mir immer mein Spielzeug wegnehmen zu müssen oder meine Sandburgen kaputtzumachen.

Min verdrehte die Augen und holte ihre Sachen raus. Sie hatte kein Verständnis für meine Reaktion. Sie verstand einfach nicht, dass wir uns nicht leiden konnten. Nicht mal wir wussten genau, warum wir uns nicht leiden konnten. Besser gesagt wusste ich nicht,warum wir uns nicht ausstehen konnten.

Glücklicherweise kam unser Englischlehrer Herr Perdo - oder Herr Pedo, wie wir ihn zurecht nannten - in die Klasse und begann mit dem Unterricht.

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Die ersten beiden Stunden waren schnell vorbei. Und obwohl Maxim in meine Klasse ging, war er nicht anwesend. Es interessierte mich nicht weiter. Wahrscheinlich saß er beim Direktor wegen der Schlägerei.Selbst schuld.

Die Pause verging ebenfalls schnell. Jetzt war AG angesagt. Ich hatte Theater, während Jasmin Kunst gewählt hatte. Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Weg zur Aula.

Zusammen mit meiner Klassenlehrerin, meinem Mathelehrer und einem weiteren Lehrer plante der zehnte Jahrgang die Abschlussfeier. Ich hatte das Glück, mich mit Technik auszukennen und somit nicht auf der Bühne stehen zu müssen. Das war wirklich nicht mein Ding.

Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum ich dann überhaupt Theater gewählt habe. Ganz einfach. Ich war auf einer Drecksschule, wo man nur Mädchenfächer wählen konnte. Ich musste mich zwischen Textil, Hauswirtschaft, Kunst oder Theater entscheiden. Ich war in allem schlecht. Eine andere Möglichkeit als Theater gab es da für mich einfach nicht.

Aber etwas Gutes hatte es: Maxim war nicht hier. Ich müsste zwei Stundenlang mal nicht sein dummes Gelaber anhören, wurde nicht dumm von ihm angemacht oder sonst was. Ich konnte meinen Klassenkameraden zusehen,wie sie sich zum Affen machten und dabei gemütlich herumsitzen. Eine bessere Stunde gab es fast schon gar nicht.

"Hey Nick.", hörte ich Jasmins Stimme. Verwirrt drehte ich mich zur Tür des kleinen Regieraums, in dem ich arbeitete.Sie stand im Türrahmen und grinste. "Was machst du denn hier?""Hartmann ist krank und Schulke hat uns hierhin geschickt.",erklärte sie und setzte sich auf den Stuhl neben mich.

Wenn Min kein Kunstunterricht hatte, bedeutete das... "Maxim is in dahouse!" ...der Idiot war auch hier. Und ich dachte, der Tag wird super.

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Das war das erste Kapitel. Hoffe es hat euch gefallen. Voten & Kommentieren nicht vergessen. ;D

Feinde unter einem Dach  [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt