Kapitel 18: Anspielungen

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Nach dem Frühstück, wenn man diesen widerlichen Fraß so nennen konnte, ging ich schon in Richtung Schule. Ich wusste, dass es noch viel zu früh war, aber das war mir egal, hauptsache ich musste mit niemandem reden. Auf dem Schulhof angekommen, sah ich weit und breit keine Menschenseele.

Ich hatte alles für mich ganz allein und platzierte mich auf eine gemütliche Bank neben dem Sportplatz. Na ja ok, der Betonklotz neben dem kaputten Basketballkorb.

Ich holte noch einmal mein Handy heraus, 13 verpasste Anrufe. Ihr könnt euch denken von wem. Ich entschloss mich dazu, seine Nachrichten zu öffnen, schließlich hatte ich ja sonst nichts zu tun.

Bei den ersten Nachrichten hätte ich bereits kotzen können:

"Charlet es tut mir Leid!"

"Charlet, ich liebe dich!"

"Ich weiß, ich hab ein Fehler gemacht, aber bitte verzeih mir!"

...

Ich scrollte nach unten, ohne die weiteren Nachrichten zu lesen. Ich antwortete:

"Du kannst mich mal am Tüffel tuten!"

Neee zu kindisch. Nochmal Löschen...

"Du verlogener Dreckssack, ich glaub dir kein Wort!"

Neee, wir wollen ja sozial bleiben. Also nochmal weg...

"Meines Erachtens ist, dass du deinen Erkenntnishorizont überschritten hast, dies bezüglich gedenke ich nicht nocheinmal mit dir zu debattieren."

Neee zu gehoben, außerdem kann ich jetzt auch nur vermuten was ich damit meine. Nein, es muss etwas sein, das ihm die Augen öffnet...

Ich schloss eine Weile die Augen und legte meine Hand auf mein Herz.

Dann schrieb ich los:

"Gabriel, ich habe mir nicht die Mühe gemacht, mir deine Nachrichten nochmal durchzulesen, aber ich glaube, du hast alles gesagt. Jetzt bin ich dran.

Ich denk' mal, diese wird die letzte Nachricht sein, die ich dir schreibe.

Ich wollte dir danken, danken für Nichts.

Du hast mich nur belogen.

Ich meine, ja... Wir hatten eine schöne Zeit, bis zu dem Zeitpunkt, als du dein wahres "Ich" offenbart hast.

Ich habe dich geliebt.

Stimmt, es war mein Fehler. Mein Fehler, dir zu glauben. Mein Fehler, Gefühle zu haben und es war auch mein Fehler, dir zu vertrauen. Ich dachte zum ersten Mal es könnte einfach werden, bei dir hab ich mich geborgen gefühlt. Aber jetzt weiß ich, dass es nur ein Spiel war. Deine Liebe war eine Tarnung. Eine Tarnung, die ziemlich gut war. Ich will, dass du verschwindest. Du brauchst nicht mehr zu antworten, denn wir haben beide alles gesagt."

Ich zögerte einen Moment und wischte mir mit meiner Fingerkuppe eine Träne weg. Dann nickte ich mir selber zu und schickte dir Nachricht ab. Als ich sah, wie er online ging, schaltete ich das Handy ganz schnell aus und steckte es in meinen Rucksack. In der Trance gefangen ging ich dann zum Haupteingang unserer Schule. Ich zog an der Tür.

Mit Feuer spielt man nicht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt