10.1

25 2 0
                                        

Tiefseufzend richtete ich noch einmal mein Oberteil, bevor die netteSaftschubse mir die Tür des Fliegers öffnete und zu meinemerstaunen nicht nur Keaton und Ronan auf mich warteten. Für einenMoment glaubte ich eine Masse an Menschen zu sehen, die amTreppenabsatz des Flugzeugs durch eine Absperrung in zwei Teilegeteilt wurde, doch dann hatte ich das Gefühl zu erblinden. Zuerstwar ich total orientierungslos, der Überraschungsmoment tat seinübriges, doch dann machte sich eine Ahnung in mir breit, dass essich bei der Menschentraube dort unten nur um Reporter handelnkonnte. Stimmen wurden laut, riefen mir Fragen zu, die ich nichtverstand und ich hatte so eine Ahnung, dass ich sie auch gerade nichtverstehen wollte. Ich war unten angekommen und setzte mein nettestesLächeln auf, auch wenn mir grade so was von gar nicht danach war.Die Stimmen wurden immer lauter, es wurde gedrängelt und gedrückt.Ich fühlte mich gerade sehr unwohl in meiner Rolle. Was war inmeiner Abwesenheit passiert? Was hatte diese Aasgeier dazu gebrachtmich schon am Flughafen so zu belagern? Das konnte doch nichts Gutesbedeuten!

Hilfesuchendwarf ich einen Blick in Richtung Renee, der sofort verstand und zumir eilte. Gerade rechtzeitig um mich vor einem besonders mutigenFotografen zu beschützen, der mich unsanft am Arm gepackt hatte undmich so anscheinend zwingen wollte mit ihm zu reden.

"KeinKommentar!", sagte er und schirmte mich gegen weitereGrapschattacken ab, bugsierte mich zum Auto, ich bin mir nicht malsicher, ob meine Füße überhaupt den Boden berührten, und schlossschnell die Tür hinter mir, kaum das ich darin verschwunden war.Kurze Zeit später fuhren wir los, nachdem sich auch Ronanvergewissert hatte, dass mit Keaton und mir alles in Ordnung war, undbei allem was mir heilig ist, es war, als würden wir nur Millimeterum Millimeter voran kommen. Die Reporter, die sich vorher mehr oderweniger an die Absperrung gehalten hatten, sahen jetzt wohl keinenGrund mehr darin und belagerten den Wagen von allen Seiten. Schmissensich dagegen und drückten ihre Nasen an der Scheibe platt bei demVersuch einen Blick auf uns zu erhaschen. Erschrocken über so vielDistanzlosigkeit wich ich in die Mitte meiner Sitzbank aus, oderwollte es zumindest, bis mich eine Berührung an meiner Hand völligerschrocken zusammenfahren ließ. Waren die Reporter doch irgendwiein den Wagen gekommen? Erschrocken zog ich meine Hand zurück unddrückte mich in die Ecke zwischen Fenster und Sitz, sofern das ebenbei meinen körperlichen Ausmaßen möglich war.

"Nadas ist ja mal eine nette Reaktion auf deinen Freund...",grinste Keaton mich an, doch ich kam nicht umhin mir zu denken, dasser dabei irgendwie sehr traurig und geknickt aussah.

"Entschuldige,dass war nur grade irgendwie Alles zu viel.", antwortete ich,als mein Herz wieder seinen normalen Schlagrhythmus eingenommenhatte. Nun waren wir auch aus der Menschentraube heraus und fuhrenetwas entspannter weiter. Müde ließ ich mich in meinen Sitzplumpsen, als sämtliche Anspannung mit einem Mal von mir abfiel,ließ meinen Kopf gegen die Lehne sinken und atmete genüsslich ein.Was auch immer hier los war, ich würde mich schon noch früh genugdarüber aufregen dürfen, warum dann also nicht einfach mal die Ruhegenießen? Denn, ob es mir passte oder nicht, ich hatte Robertwirklich vermisst. Ich rollte meinen Kopf herum, sodass ich seinProfil sehen konnte. Nein ich hatte mich nicht geirrt. Er wirktetraurig, nachdenklich, besorgt, irgendwie klein. Noch nie hatte ichihn so gesehen. Was auch immer hier los war, es musste ihn wirklichschwer mitgenommen haben. Unsicher was ihm helfen könnte beschlossich schließlich, dass er schon mit mir reden würde, wenn er wollte.Wenn nicht, würde ich es sicher trotzdem erfahren, das ist derVorteil, wenn man mit einem Star zusammen ist.

Ichgriff nach seiner Hand, verschränkte meine Finger mit den seinen undantwortete auf seinen fragenden Blick mit einem Lächeln. Ich fragtemich, einmal mehr, ob er die Wärme oder die Zuneigung, die ich indiesem Moment empfand in meiner Stimme erkennen konnte als ich ihmleise ein simples "Hey," zuflüsterte.

Wasdann passierte kann ich mir bis heute nicht erklären. Zuerst hatteer mich auf eine ganz seltsame Art angeschaut. Über seine ohnehintrüb wirkenden Augen war plötzlich ein Schatten gehuscht. Panikhatte sich in mir breit gemacht. Hatte ich etwas falsch gemacht? DochZeit hatte ich wirklich nicht denn plötzlich war er mir nähergekommen. Kurz spürte ich seinen Atem über meine Wange streichen,bevor sich seine weichen Lippen auf die meinen senkten. Müde,ausgelaugt und überrascht, wie auch ohne Bewegungsmöglichkeit, warich nicht dazu imstande mich gegen seinen Überfall zu wehren. Es warals würde mir mein Köpf plötzlich den Dienst versagen, just in demMoment, indem er mir den ersten Kuss auf hauchte. Sanft liebkoste ermeine Lippen. Küsste erst den einen Mundwinkel, dann den anderen,strich mit seinen sanften Lippen über meine bevor er sie sanftanknabberte.

Wielange er dafür sorgte, dass sich mir mein Kopf verweigerte, konnteich nicht mehr sagen, doch es war schon kurz danach, das wir das Hausseiner Eltern erreichten. Völlig benommen und neben der Spur stiegich aus dem Auto aus. Ein fataler Fehler, wie mir schnell klar wurde.In diesem Zustand der völligen Verpeiltheit, war es für die Familieein leichtes mit mir zu tun und zu lassen, was sie wollten, ohne dassich dazu im Stande gewesen wäre, ihnen irgendetwas konstruktives,was mich hätte vor ihnen retten können, hervorbringen zu können.Wie nicht anders zu erwarten wurde meine erschöpfte Wenigkeit vondieser überherzlichen Familie überschwänglich in Empfang genommenund in den goldenen Käfig zurückgesperrt. Dort angekommen wurdeich, abwesend wie ich war auf das Sofa gesetzt und von der gesamtenFamilie umgluckt. Und bei Gott, ich hasste es wenn sie das taten! DieSchwestern hatten in meiner Abwesenheit von nicht einmal drei Wochenschon wieder eine komplett neue Garderobe für mich gekauft. PapaStromberg ließ keine Gelegenheit aus mich mit Komplimenten zuüberhäufen und Ausreden zu suchen, warum Keaton sich zu mir setzenmüsste und dort verweilen sollte, während mein "geliebter"Robert nur allzu gerne auf die Ausreden seines Vaters einging und mirnicht einen Millimeter von der Seite wich. Mama Stromberg war mit Wesin der Küche verschwunden und gab mal wieder ihren Lieblingsspruch,ich solle mich doch auf die Couch setzen und mich etwas ausruhen, zumBesten. Wes unterstützte sie dabei, natürlich nicht ohne sichvorher kurz auf mich zu stürzen, mich in eine wilde hemmungsloseUmarmung zu zerren, die mir sämtliche Luft zum Atmen raubte und sichanschließend eine noch viel wildere Verfolgungsjagd mit Robert zuliefern, die nicht selten mit Sprüngen über mich oder einen meinerKörpergliedern einher ging. Ronan und Renee bewachten die Tür undalle Fenster, als wenn ihr Leben davon abhinge.

Undich? Ich war mit der Situation so was von dermaßen überfordert,dass ich nicht einmal mehr mit meinen Gedanken hinterher kam. Alsomachte ich es wie immer, ich setzte mein nettestes Lächeln auf undbettete, nein, ich flehte, dass mir jemand zur Hilfe kam und mich ausdiesem Wirrwar herausholte. Schnell! Denn lange würde ich essicherlich nicht mehr aushalten. Als hätte mich jemand, man kannsich jetzt darüber streiten, ob es da oben überhaupt jemanden gibtoder nicht, erhört klingelte es an der Tür. Alle Köpfe flogenherum. Renee und Ronan bauten sich zu ihrer vollen Größe auf undgriffen...seid wann hatten die zwei den Waffen? Erschrocken riss ichdie Augen auf. Was sich hier gerade abspielte konnte echt nicht derenErnst sein! Jeder Actionfilm war realer, als dieser absurde Moment,in dem die beiden Bodyguards mit einer Hand an ihrer Waffe sich linksund rechts neben der Tür positioniert hatten. Sie nickten sich zuund Ronan schnellte vor um durch den, wo kam der denn jetzt aufeinmal her, neuen Türspion zu schauen. Die Spannung die in der Luftlag war zum Greifen nah, doch dann schien es, als hätte man einenSchalter bei ihm umgelegt und der normale Ronan kam wieder zumVorschein. Er machte eine Handbewegung, die auch Renee wiederentspannen ließ und öffnete die Tür.

DerHimmel hatte sie geschickt. Es konnte gar nicht anders sein. Mir warsogar, als wenn ein Leuchten sie erstrahlen ließ, als sie durch dieTür trat. Sofort wandt ich mich aus den Griffen von den StrombergBrüdern und eilte auf sie zu.

"Emma!",quietschte ich, in einem Anflug von Hysterie und stürzte ihrentgegen, während sie, ebenso verrückt kreischend, auf mich zukam.

Schnapschuss = LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt