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Ihregrünen Augen bohrten sich erbarmungslos in die Meinen. Soverunsichert und zerbrechlich sie gerade eben noch gewirkt hatte, sosicher und standfest hatte sie sich nun aufgerichtet. Stark wirktesie plötzlich und meine Güte, wie stand ich darauf, dass sie sowar. Der Fels in der Brandung, mit all seinen Ecken und Kanten.Uneben im Gestein und dennoch mit fester Struktur. So rau, dass mansich daran verletzen konnte und doch auch so glatt, dass alles an ihrabperlte. Das Grün blitzte herausfordernd auf und verdammt nochmal!Es kostete mich wirklich einiges an Beherrschung dieseHerausforderung nicht an zu nehmen! Nicht, dass ich sowieso schontotal verzweifelt war, nein, jetzt musste sie mich auch nochprovozieren!

Ichatmete mehrfach tief durch, schloss sogar für einen Moment dieAugen, um wieder etwas herunter zu kommen. Erst dann sprach ichweiter:" Jj, du machst einfach immer alles auf eigene Faust. Sei esdeine Fototermine oder deine Klienten. Nichts sprichst du mit mir ab.Das macht mich nervös. Mehr noch, das macht mich sauer. Klar, binich nur auf dem Papier dein Freund, aber, Mensch, wie soll ichjemandem plausibel machen dass ich dein Freund bin, wenn ich nichtsüber dich weiß? Du triffst einfach Entscheidungen über meinen Kopfhinweg. Ich wüsste nicht, das Paare das so machen. Meine Meinungüber, was auch immer, werden nicht einmal in Erwägung gezogen. Dasalles," er fuchtelte wild mit seinen Armen in der Luftherum,"verunsichert mich. Du musst verstehen, dass ich mir dannnicht anders zu helfen weiß als so..." meine Stimme brach ab undich merkte selbst, dass mir sämtliche Gesichtszüge entglitten, alsich auf sie zeigte. Auf ihren geschundenen Körper, in dem sie sichim Moment kaum Bewegen konnte, wie es schien. Wie eine Puppe, einSammlerstück saß sie in eine Haut aus grün, blau und lila gehülltauf dem Sessel. Die Arme hingen regungslos an ihr herab, bewegtensich keinen Millimeter, die Beine, bedeckt von ihrer Jogginghose, vondenen ich wusste, das auch sie aussahen wie der Rest ihres Körpers,schienen ebenso leblos.

DerKlos in meinem Hals, den ich schon seid geraumer Zeit mit mir herumschleppte, genauer gesagt, seid ich sie unter Taylor liegend entdeckthatte, wurde immer größer und ich wusste, dass nicht mehr vielfehlen würde um ihn zum zerbersten zu bringen. Je länger ich siemir betrachtete umso weniger konnte ich mir erklären, was mich dazugebracht hatte, wie eine Furie auf Taylor los zu gehen und dabeimeine Umgebung so derart auszublenden, dass ich nicht einmal dasMädchen wahr genommen hatte, dass mir doch eigentlich schon so sehrans Herz gewachsen war, dass ich wegen ihr sogar eine Prügelei miteinem anderen Typen angefangen hatte. Ich war so derart in Ragegewesen, dass ich nur noch ihn gesehen hatte. Ihn und seineBehauptungen. Seine Visage. Seinen Blick. Ich hatte genau gesehen,wie er sie angestarrt hatte. Es hatte mich geärgert. Mich wütendgemacht. Das Blut in meinen Adern hatte angefangen zu kochen. MeinPuls hatte sich bis ins Unermessliche beschleunigt. Und dann hatteich nur noch Rot gesehen. Ich war auf ihn zugestürmt und hatte ihnauf den Boden der Tatsachen verfrachtet. Von da an wusste ich nichtsmehr. Blackout.

       

Ichspürte, wie ihr Blick auf mir ruhte, die unausgesprochene Fragevöllig wertfrei und unverschleiert mitschwingend, als ich auf sie zuging. Langsam ging ich in die Hocke.

Schnapschuss = LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt