"Wosind wir denn hier, Em? Ich kenne diesen Raum nicht", fragteich, nicht zuletzt, um sie aus ihren anscheinend düsteren Gedankenzu reißen.
Erstaunt schaute sie mich an und antwortete:" Beiden Strombergs."
Nun war es an mir sie erstaunt anzuschauen.Bei den Strombergs? Wieso kannte ich diesen Raum nicht? Seit einemviertel Jahr wohnte ich schon in diesem Haus, aber trotzdem war esmir, als wäre ich noch nie in diesem Raum gewesen. Das kam mir dochalles spanisch vor, was hier gerade wieder ablief und wieder einmalfragte ich mich, wie ich mich hatte auf die Zusammenarbeit mit denStrombergs einlassen können. Immer nur Ärger, wenn ich mit einemvon ihnen zusammen war. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass sichalles meistens immer wieder aufklärte, so wie in dem Club, aber ichwollte einfach nicht verstehen, warum die Aufklärung immer an meinemKörper Spuren hinterlassen musste. Da kam mir der Gedanke. Klar!Aufklärung!
"Wo ist Keat?", fragte ich nunZielgerichtet. Sie bedeutete mir mit einem Wink mit ihrem Finger,dass er sich sozusagen über uns befand.
Kurz nickte ich ihr zu,bevor ich aufstand. Etwas ratlos schaute ich mich auf dem Boden nachein paar Hausschuhen um, erblickte dann aber zwei paar Socken nebendem Bett in dem ich aufgewacht war. Sie schienen unbenutzt und frischzu sein. Ich nahm sie beide und hielt sie mir vorsichtig an die Nase.Glück gehabt. Sie rochen sanft nach Weichspüler. Sofort zog icherst die Sneaker-Socken an, dann die Flauschie-Socken mitanti-Rutsch-Noppen drunter, darüber. Anschließend nahm ich eine derdünnen Decken, mit der ich zugedeckt worden war, vom Bett undwickelte sie um mich, wie man es normalerweise mit den Handtüchernnach dem Baden tat. Dann verließ ich den Raum ungeachtet desProtests von Emma, oder der Tatsache, dass die Decke wie ein Kleid anmir wirkte, deren Schleppe ich wie eine Königin hinter mir her zog,weil ich einfach so klein und die Decke zu lang und zu groß war.Jetzt sollte mir dieser Kerl mal Rede und Antwort stehen. Die Versionvon Emma hatte ich ja schon gehört. Sie war in dem ganzen dieneutrale Stimme. Nun wollte ich mir anhören, was er zu der ganzenSache zu sagen hatte. Denn eins ist klar. Die Amerikaner scheinennach nur einem Prinzip zu leben. Ich hasste es, aber man muss nehmenwas man bekommt. Also: Wer nicht fragt bleibt dumm!Eswaren Stimmen zu hören, geflüsterte Stimmen. Aber sie klangengereizt. Das Zischen, erinnerte mich ein wenig an dieSchlangensprache bei Harry Potter.
Wiehieß die noch gleich? Parsel oder so? Naja, aber das war ja geradeegal. Ich klopfte an die riesige Tür, die ich im Moment keinembestimmten Raum in dem Haus der Strombergs zuordnen konnte. Nochbevor ich das tat, packte mich eine unausgesprochene Wut, die meinKlopfen laut und hämmernd ausfallen ließ. Lauter als eigentlichbeabsichtigt. Das meine Hand danach weh tat, blau und grün wie auchsie war, steigerte meine Wut nur noch mehr. Ohne auf die Aufforderungzu warten öffnete ich die Tür mit Schwung und betrat das Wohnzimmervon einer ganz anderen Seite als sonst. Als sowohl ich als auch Em,die mittlerweile zu mir aufgeschlossen hatte, den Raum betretenhatten drehte ich mich zu der Tür um und musste feststellen, dassich gerade eines der Regale gegen die Wand gedonnert hatte. Resultat:einige der Bücher, die sonst immer säuberlich sortiert daraufangeordnet waren, lagen nun wild durcheinander auf dem sonst sovertrauten Boden verteilt. Ich wusste, dass ich gerade dieAugenbrauen zusammen zog und ich merkte, dass auch das weh tat, aberich wusste auch, dass mir das im Moment egal war, denn ehrlich gesagtfühlte ich mich nach der Entdeckung der geheimen Tür hinter demBücherregal nicht mehr sicher in diesem Haus. Es schien mir dochalles sehr seltsam, sehr verzwickt und vor allem und ich war wirklichkein Mensch, der mit so etwas gut umgehen konnte, sehr gruselig. Dases mucksmäuschenstill geworden war, interessierte mich nicht, michinteressierte nur das Regal. Ich öffnete es immer wieder und schlosses, öffnete es und schloss es wieder und wieder und wieder, bis ichmir stöhnend die Hand vor die Augen hielt und den Kopf schüttelte.
"Wobin ich hier bloß rein geraten?", sagte ich laut und deutlich.Mir war klar, dass ich keine Antwort darauf bekommen würde, aber ichhoffte, das diese mehr rhetorisch als ernst gemeinte Frage ihnen einverdammt schlechtes Gewissen bescheren würde. Dann drehte ich michum und sah mich einer peinlich berührt dreinschauenden Stromberg-Sippe gegenüber, die es nicht einmal übers Herz brachten michanzuschauen.
Ichwechselte einen Blick mit Em. Sie sah wirklich sehr sehr müde aus.Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich daran dachte, dass sieim Grunde genommen wegen mir so aussah. Immer noch in mein Bettlakengewickelt, dass ich etwa 2 Meter hinter mir her schleppte, schrittich auf sie zu und nahm sie an die Hand. Dann drehte ich mich wiederzu den anderen um und sagte:"Ich weiß was passiert ist. Ichweiß von all dem, was sich in meiner Abwesenheit in den Medienabgespielt hat..." Sofort ruhten alle Blicke auf mir. In einigenkonnte ich Besorgnis lesen, in anderen erstaunen und in dem von KeatTrauer und Verzweiflung. "Aber," setzte ich fort, "Emund ich sind müde und eine Dusche würde, zumindest mir," ichzwinkerte Em zu "echt nicht schaden. Also bis später, ihr könnteuch ja in der Zwischenzeit überlegen, was ihr mir erzählen wollt.Ich bin gespannt auf eure Version der Geschichte." Und damitverließen Em und ich den Raum in Richtung meines Zimmers.
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Schnapschuss = Liebe
Romance*Achtung enthält sexuelle Handlungen und Szenen der Gewalt!* "Möchtest du uns denn keine Gesellschaft leisten?" "Macht es dir denn nichts aus?", fragte ich etwas außer Atem. Ihr Anblick mit Isaac im Arm, umhüllt von der Decke war einfach zu atember...