Schnapschuss = Liebe

6.3

Noch bevor ich die Augen aufschlug wusste ich, dass ich mal wieder eine Nacht mit Keat auf dem Sofa verbracht hatte. Ich hörte es. Seine gleichmäßigen Atemzüge. Seinen ruhigen kräftigen Herzschlag. Und ich roch ihn. Ja, er lag neben mir, hielt mich fest in seinen Armen. Gerne hätte ich einfach weiter geschlafen, doch dann drehte ich mich um und mein Blick fiel auf die gegenüberliegende Couch. Zuerst juckte es mich nicht was ich da sah, doch dann drehte ich meinen Kopf doch noch einmal um in der Ahnung etwas gesehen zu haben, was so nicht sein konnte. Völlig gefühlslos schaute ich aus müden Augen das Paar an, dass auf dem anderen Sofa lag. Gemeinsam in eine Decke gehüllt und händchenhaltend.

Etwas wütend auf mich selbst schloss ich die Augen wieder. >Was soll denn an diesem Bild nicht stimmen? Mach einfach die Augen zu und schlaf weiter.< Müde drehte ich mich mit dem Rücken zu Keat und kuschelte mich sozusagen in der Löffelchenstellung an ihn.

*

Als ich das nächste Mal aufwachte schmerzte mein Rücken. Immer noch völlig fertig zog ich an Keatons Arm und nuschelte ein:"Keat, nimm deine Hand da weg, das tut weh...."

"Wovon redest du? Meine Hände sind doch hier...", stöhnte er und bewegte den einen, auf dem ich offensichtlich lag und umfasste mit der anderen meine Brust. Zuerst wollte es meinem noch ausgeschalteten Kopf nicht einfallen, doch dann schlich sich langsam aber sicher das Gefühl ein, dass hier etwas nicht so war wie es sein sollte.

"Hey...dein Knie... wo ist es?", fragte ich immer noch verschlafen und mit geschlossenen Augen.

"Hier...zwischen deinen Beinen...", nuschelte er zurück und tatsächlich spürte ich sein Bein zwischen meinen.

So langsam dämmerte es mir.... Wenn einer seiner Arme unter meinem Kopf, die andere Hand auf meiner Brust lag, das Bein zwischen meinen....was drückte dann bitte auf meine Wunde?

>Mooooooment! Wo ist seine Hand?<, nun war ich doch hellwach.

Mit einem lauten Knall landeten meine fünf Finger in seinem Gesicht und hinterließen einen roten Abdruck.

Wütend rauschte ich in mein Zimmer. Nicht nur dass er es gewagt hatte mir an den Busen zu fassen. NEIN!!! >ER MUSS MIR AUCH NOCH SEINEN DRECKIGEN SCHNIEDEL IN DIE WUNDE DRÜCKEN!!!<

*

Kurz nachdem ich mich geduscht und angezogen hatte klopfte es an der Tür und Emma trat ein. Auf ihrem Gesicht wieder dieser Ausdruck. Als würde sie mir etwas sagen wollen. >Ob sie sich dieses Mal traut?<

Wir setzten uns draußen auf den Balkon und blickten auf die Wälder. Ich hörte wie sie ein paar Mal tief durchatmete und dann zu sprechen begann:"Jj,....Ich....gestern...du...Wes...."

Ohne sie anzusehen antwortete ich:"Nichts zu danken." Es war mehr als offensichtlich, dass sie einfach nicht wusste was sie sagen sollte, mir aber danken wollte. Den Grund dafür konnte ich nur erahnen, aber hey, deswegen musste ich sie ja nicht so zappeln lassen.

Ich brauchte sie auch jetzt nicht anzuschauen, um zu wissen, dass sie mich erst erstaunt und dann liebevoll anschaute. Sie atmete erleichtert aus und sagte dann:"Ich danke dir!"

"Was genau ist übrigens heute Morgen zwischen euch beiden passiert? Keat wollte uns nichts erzählen, aber ich konnte genau die fünf Finger deiner Hand in leuchtendem Rot auf seinem Gesicht ausmachen...",grinste sie übertrieben neugierig.

Sofort verfinsterte sich mein Gesichtsausdruck:"Nichts, mir ist nur die Hand ausgerutscht... sonst nichts."

Ihr Grinsen vertiefte sich:"Ausgerutscht? Ohhhhhhhhhhh, ich verstehe!"

Böse funkelte ich sie an:"Was?"

"Nichts...",grinste sie immer noch. "Ich habe nur gerade darüber nachgedacht, das Keaton es in nächster Zeit nicht besonders leicht haben wird...."