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Völlig aus diesem Kampf ausgeschlossen, nutzte ich die Zeit, um mir dieses kleine erstaunliche Persönchen noch einmal genauer anzuschauen. Klein war sie, kräftig gebaut, um nicht sogar zu sagen dick, dennoch überragten ihre Brüste ihren Bauch um einiges, was für mich bedeutete, dass sie, oh Gott...bitte verzeih mir diesen perversen Gedanken! Ihre braunen Locken hatte sie auf der mir zugewandten Seite hinters Ohr gestrichen. Ihre Wangen waren leicht gerötet, ob vor Ärger oder Aufregung sei jetzt mal dahin gestellt, doch es passte perfekt zu ihren grün funkelnden Augen, die von langen schwarzen Wimpern umrahmt wurden. Alles in allem wirkte sie durch das pummelige doch sehr kindlich, so schien es mir zumindest. Wieder einmal fragte ich mich wie eine Frau so unperfekt aber trotzdem so übermäßig süß sein konnte? Sie brachte mich definitiv um den Verstand.

Da betrat Ina wieder das Büro und reichte David meinem Manager schnell den Vertrag. Insgeheim atmete ich auf, denn das waren sicherlich die längsten fünf Minuten meines Lebens gewesen und ich bin mir sicher für Ina und David musste es noch schlimmer gewesen sein, denn er lieferte sich ja nach wie vor das Blickduell mit Jj. Immer noch starrten sich die beiden unverwandt an. David ging einige Schritte auf sie zu und hielt ihr den Vertrag hin. Ohne noch einmal mit der Wimper zu zucken nahm sie die Papiere entgegen, drehte sich um und verließ den Raum.

Allen, mir eingeschlossen, klappte die Kinnlade herunter und dennoch schaffte ich es aufzuspringen und Emma am Arm zu packen, bevor sie das Büro verlassen konnte.

Die wiederum schaute mich an, als wenn ich nicht mehr ganz bei Sinnen wäre und fragte mich was das hier denn sollte.

"Was das soll? Sie ist hier gerade heraus spaziert! Mit den Vertrag!", versuchte ich ihr Verständnis ein wenig anzukurbeln, doch sie schaute mich nur aus ihren großen braunen Augen an und fragte:"Und?"

"Warum macht sie das?", mischte sich nun mein Manager ein, der sich wieder etwas gefangen zu haben schien und erntete dafür einen Blick, wie er spöttischer nicht hätte sein können, bevor sie laut nach Jj rief. Kurz darauf erschien der runde, aber durchaus süße Kopf der kleinen Brünetten wieder in der Tür.

Als Emma sie aufklärte und sie mit unserer Frage konfrontierte legte sich etwas über ihr Gesicht, dass ich nicht zu deuten vermochte. Etwas, dass mich nach Luft schnappen und, wenn es möglich gewesen wäre, zurückweichen ließ. Es schien als huschte ein Schatten darüber, bevor sie ihre wohl geformten Augenbrauen in die Höhe zog:"Warum ich den Vertrag mitnehme? Glaubt ihr allen Ernstes, dass ich den Vertrag jetzt und hier unterschreiben würde? Ohne ihn gelesen zu haben? Ihr, als Menschen, die täglich im Rampenlicht stehen oder mit eben solchen Menschen zu tun haben, solltet wissen, dass man so etwas nicht macht. Schon gar nicht, wenn die Geschäftspartner ihr seid...", sie schien es uns förmlich vor die Füße zu spucken und ich konnte an Davids Blick erkennen, dass auch er keine Ahnung davon hatte, was sie damit meinen könnte.

"Wir? Was stimmt denn mit uns nicht?", fragte ich daher gerade heraus. Es war mir gerade wirklich nicht ersichtlich, ich meine, ich bin echt ein prima Kerl, lieb nett und absolut zuvorkommend. Noch dazu war ich ihr zugegebenermaßen total verfallen.

Wieder huschte ein Schatten auf ihr Gesicht, dieses Mal blieb er aber unverhohlen dort und ich konnte ganz klar das böse Funkeln und den Spott darin erkennen:"Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber ihr als gestandene Geschäftsmänner, würdet ihr einen Vertrag unterschreiben, ohne ihn jemals gelesen zu haben?"

"Nein..."

"Würdet ihr ihn unterschreiben, wenn die, die ihn verfasst haben euch über einen Artikel in der Zeitung versucht hätten auszutricksen? Wenn sie das getan hätten, obwohl ihr ihnen schon einmal abgesagt hattet?", zählte sie auf, während sie sich locker in den Türrahmen lehnte.

"Nein...", gestand ich ihr nun flüsternd zu und senkte den Blick, starrte wie ein kleiner Junge auf die Spitzen meiner Schuhe.

"Da habt ihr eure Antwort. Und jetzt wünsche ich euch noch einen schönen Tag. Ihr werdet von mir hören,...vielleicht...", grinste sie und stellte sich nun wieder richtig hin.

"Aber, das kannst du doch nicht machen!", entfloh es meinen Lippen in einem schieren Verzweiflungsakt, doch im selben Moment bemerkte ich, dass ich das besser nicht gesagt hätte.

Sie hielt mitten in der Bewegung inne, kam dann auf einmal auf mich zu, schaute mich nicht an, sondern hatte ihren Blick auf meine Brust gerichtet, als sie ihre Hände hob und mir mit sanften Fingern meinen Blazer, den ich über meinem weißen T-Shirt trug, richtete, dann ihre Hände auf meinem Blazer heruntergleiten liess:"Weißt du, lieber Taylor...das habe ich schon so oft gehört. Johanna, das kannst du nicht. Johanna, das darfst du nicht. Johanna, nein, das schaffst du sowieso nicht... aber siehe da, hier stehe ich! Ich habe alles geschafft. Alles von dem andere gesagt haben, ich könnte es nicht. Jetzt stehe ich hier, mit dir, einem international bekannten Schauspieler, der, und dass muss ich jetzt mal zugeben, verdammt gut aussieht. Ich hätte dich sofort genommen, das kannst du mir glauben. Du hast nur leider einen klitzekleinen Fehler gemacht... Ich hasse Männer, die nicht hinter mir und meinen Entscheidungen stehen. Tja, sorry Taylor. DAS wird wohl nichts. Aber keine Sorge mein Lieber. Wenn ich deine Bilder fertig habe werden sie dir alle hinterherlaufen. Die Auswahl wird gigantisch sein."

Ihre Hände ruhten auf meiner Brust als sie zu mir auf schaute. In ihren Augen konnte ich nichts mehr von dem kampfeslustigen Funkeln sehen. Nein, tiefe Trauer schien ihre grünen Seelenspiegel zu überschatten, als sie mich anlächelte.

"Und merk dir bitte Eins: Wenn du sagst ich kann nicht... mache ich es erst recht!", damit drehte sie sich um und verließ, gefolgt von Emma das Büro.

Schnapschuss = LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt