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"Schmier diese Salbe zwei Mal täglich auf die Wunde, dann wird es dir bald besser gehen. Es ist gut, dass du mich konsultiert hast. Noch ist es nichts Ernstes, aber hättest du nur noch etwas Länger gewartet,wärst du im Krankenhaus gelandet...", erklärte mir der Doktor während er mir die Salbe auf meine Wunde auftrug. Sie fühlte sich eisig auf meiner erhitzten Haut an und ein kalter Schauer jagte meinen Rücken herunter und sie brannte wie Feuer.

"Sorry..."flüsterte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und meinte sowohl Emma, deren Hand ich grade vor lauter Schmerzen zerquetschte, als auch den Doc. Tränen kullerten mir die Wangen runter.

>VERDAMMTE SCHEIßE!!!! DAS BRENNT JA WIE HÖLLE!!!<, tobte mein Inneres.

"Schon ok..." antwortete der Doc, klatschte mir noch schmerzhaft das Pflaster auf den Rücken und verschwand.

"ARSCHLOCH!",schrie Emma ihm noch hinterher. Ihr war mein Blick offensichtlich nicht entgangen. "Was ist denn das für ein bescheuerter Doktor, der seinen Patienten ein Pflaster auf die Wunde haut? Er muss seine Lizenz irgendwo gewonnen haben, da wette ich drauf."

Erstaunt schaute ich sie an. Emma war wirklich ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie war mir sogar ziemlich ähnlich. Durchgeknallt. Ehrlich. Aber superlieb. Dankbar lächelte ich sie an. Dank der Salbe, die immer noch wie bescheuert meine Wunde ausräucherte, viel es mir schwer mich zu bewegen. Dennoch stand ich auf und richtete mein Oberteil. Gemeinsam gingen wir runter zu den anderen und ich setzte mein Pokerface auf. Nach der Aktion vorhin würde ich mir die Blöße nicht geben.

"Was hat der Dok gesagt?", fragte Keat besorgt. Wortlos ging ich an ihm vorbei in die Küche zu seiner Mom. Emma wusste dass ich ihm nicht antworten würde, also beeilte sie sich ihm die Antwort zugeben. Ich hörte gar nicht zu sondern begann schonmal damit den Tisch zu decken. Emma stieß bald dazu und so wurde selbst daraus ein echter Spaß. Zumindest hatte ich meinen. Keat hingegen schien langsam zu verstehen was gerade zwischen mir und ihm passierte. Nämlich...gar nichts! Ich ignorierte ihn, dass konnte ich echt gut und es fiel kaum auf, weil Emma und ich den anderen immer die Antwort des anderen gaben. Doch so langsam war er dazu in der Lage hinter unser Spielchen zu schauen. Er machte noch zwei Mal einen Versuch mit mir zu sprechen, ließ es dann aber bleiben.

>Endlich er hatt es verstanden!<, grinste ich Emma an. Die Verstand mich auch ohne Worte. Nach dem Essen gingen wir, Emma und ich, noch eine Runde spazieren. Als wir gerade 10 Minuten unterwegs waren holte uns Wes ein. Ich witterte eine Chance und blieb abrupt stehen. Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich die Beiden an.
"Ich habe etwas vergessen! Ich muss sofort zurück!!!", damit drehte ich mich um und rannte weg. Dann drehte ich mich noch einmal um und rief:"Geht ruhig schon mal weiter, ich komme nach..."drehte mich um und ging weiter. Leise flüsterte ich:"...vielleicht"

Natürlich hätte ich mir denken können, dass Wes nicht alleine gekommen war, aber in meinen Gedanken vertieft hatte ich nur daran gedacht den beiden eine Möglichkeit zu schaffen alleine zu sein. Deshalb erschreckte ich mich auch umso mehr als plötzlich eine Gestalt aus den Büschen am Waldrand emporstieg. Unfähig mich zu bewegen, schaute ich der schwarzen Gestallt entgegen, setzte mich dann aber wieder in Bewegung, als ich seine Stimme hörte:" Schau michnicht so an. Ich bin kein Monster."

>Der schon wieder...<, wütend ging ich schnellen Schrittes weiter.

"Ach Mensch, komm schon Jj! Ich halt es nicht mehr aus! Bitte! Es tu mir wirklich Leid!"

>Aha! Geht doch. Warum nicht gleich so?", verlangsamte ich meine Schritte, bis ich zum Schluss nur noch so vor mich hin schlenderte. Selbst wenn er langsam ging, würde es für ihn nicht schwer sein zu mir aufzuschließen. Kaum zu Ende gedacht, schlenderte er schon neben mir her.

Eine Zeit lang gingen wir gemütlich nebeneinander her, bis er mich fragte:"Soll ich nach Hause laufen und etwas für dich holen?"

Irritiert und mit einem wovon-sprichts-du-denn-hier-bitte-grad-Blick schaute ich ihn an. Als er meinen Blick sah blieb er stehen und zeigte erst in die Richtung aus der wir gekommen waren. Dann in die, in die wir gerade gingen, dann wieder zurück und setzte immer wieder zu einer Frage an, bekam aber, warum auch immer keinen Ton raus. Doch ich hatte verstanden und lachte hemmungslos drauflos:"hahahaha...das war...hahaha...eine Lüge...hahahahaaaaaaahah..."

Ich krümmte mich vor Lachen. War das lustig. Der Gesichtsausdruck in Kombi mit den Gesten. Göttlich!!!! Ich bekam kaum Luft, so heftig musste ich Lachen, doch es machte mir nichts aus. Wie lange war es her, dass ich mich so kaputt gelacht hatte?

Plötzlich berührte er mich an der Wange und wischte mir eine Lachträne weg, als ich immer noch lachend zu ihm aufschaute war er nicht wütend, wie ich vermutet hätte, nein er grinste. Der Typ grinste ZUFRIEDEN!?! Durch diesen Anblick wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wischte ich mir die Tränen aus den Augen und holte ein paar Mal tief Luft um mich zu beruhigen. Seine Hand ruhte nach wievor auf meiner Wange. Als ich mit meiner Hand in die Nähe der seinen kam, griff er sanft nach ihr zog sie an seine Lippen und hauchte mir einen Kuss darauf. Dann zog er mich mit sich zum Haus.

Für mich war das wieder einer dieser Momente in denen ich alles füreinen Blick in seinen Kopf gegeben hätte. Sogar meinen Körper...nee,dass dann doch nicht. Aber fast alles.

*

Wieder zu Hause angekommen verfrachtete ich Jj auf die Couch, gab ihr eine Decke und machte ihr einen Tee. Als ich wieder aus der Küche kam mit einem Tee für sie und mich hatte sie es sich schon bequem gemacht. Im Tv lief ein Musiksender und sie lauschte mit geschlossenen Augen der Stimme des Sängers...meiner Stimme. Etwas stolz setzte ich mich zu ihr, stellte die Tees ab und ließ mich in die Kissen sinken.Irgendwie regte es mich ein wenig auf, dass sie anscheinend dieses Lied mochte. Aufregen nicht wie in ausrasten sondern wie in vor Freude in die Luft springen. Ihre leise sanfte Stimme schlich sich in meine Gedanken.

"Ich liebe dieses Lied...als wäre es nur für mich gemacht", sagte sie und lächelte mich an. Gerade noch hatte ich mich gefragt, ob sie wusste, dass dieses Lied von Emblem3, also von Wes und mir war, doch nach diesem Blick wusste ich, dass es ihr nicht hätte klarer sein können. Kaum hatte ich es mir ebenfalls bequem gemacht fragte sie:"Darf ich?" und kuschelte sich an mich. Ihr Duft stieg mir in die Nase. Süß war er, so dass ich das Bedürfnis hatte sie noch Näher an mir zu haben. Ich vergrub meine Nase in ihren duftenden Haaren und schloss die Augen. Eine Weile saßen wir schweigend da, tranken unseren Tee und genossen die gegenseitige Nähe, zumindest ich. Aber da sie sich nicht wehrte, sondern von sich aus gefragt hatte ob sie sich an mich kuscheln durfte, ging ich davon aus, dass auch sie es genoss. Schließlich schliefen wir so aneinander gekuschelt ein.

*

"Schau sie dir an, Schatz. So süß, wie sie beide mit ihren Freundinnen dort liegen", hörte ich die Stimme meiner Mutter. Geistesgegenwärtig ließ ich die Augen geschlossen.

"Yeah, seid Jj da ist, hat sich einiges verändert. Nur zum Positiven, findest du nicht auch?", das war mein Vater.

"Sowie bei uns früher...." Urg, was genau taten die jetzt gerade da? Das hörte sich echt kriminell an!

"Lass uns hoch gehen", kicherte meine Mutter atemlos.

Oh, nein das hatte ich jetzt wirklich nicht hören wollen. Als meine Eltern sich leise die Treppe hoch geschlichen hatten, öffnete ich meine Augen und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Er blieb auf den gegenüberliegenden Sofa hängen. Dort lag Wes... mit Emma! Arm in Arm ganz nah aneinander gekuschelt. Beide hatten ein Lächeln auf dem Gesicht.

>Ob die beiden jetzt zusammen sind?< fragte ich mich. Selbst wenn nicht. Der Grund warum sie sich im Moment so nahe standen lag gerade in meinen Armen. Jj schlief mit dem Gesicht zu mir auf meinem Arm.Sie hatte das Gesicht eines süßen unschuldigen Engels wenn sie schlief. Ein warmes Gefühl breitete sich um mein Herz herum aus.

Ja, meine Eltern hatte recht. Seit sie in mein Leben getreten war hatte sich so vieles Verändert. Nie zum Negativen...nein. Immer zum Positiven.

Mein Blick huschte kurz zu meinem Bruder. Er hatte Emma gerade noch ein wenig mehr an sich gedrückt und schlief wieder mit einem Lächeln auf den Lippen ein.

"Danke!",flüsterte ich und drückte ihr sanft einen Kuss auf die Stirn. Sie lächelte kurz auf und drückte sich noch etwas mehr an mich ran.

Schnapschuss = LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt