19. Kapitel

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Erschöpft ließ ich mich an das Ufer eines Flusses fallen. Castor beobachtete mich aus einigen Metern Entfernung herablassend. In seinen Gesichtszügen war kein bisschen Erschöpfung oder auch nur Müdigkeit. Zorn flammte bei seinem Blick in mir auf. Was erlaubte er sich? Ich ballte die Hände zu Fäusten.

„Du solltest etwas trinken.", merkte Castor an.

War er jetzt mein Babysitter? Ich lächelte ihn gekünstelt an: „Danke, auf die Idee wäre ich auch noch gekommen."

Ich beugte mich über das glitzernde Wasser, betrachtete die Blätter von den Bäumen über mir im, bis mein Blick auf mein Gesicht im spiegelglatten Fluss fiel. Ich sah nicht gut aus, meine Haare waren zerzaust, was die Mütze nicht verbessert hatte, unter meinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab und meine Augen wirkten glasig. Ich beugte mich näher an die Wasseroberfläche.

Irgendetwas war gewesen. Es war nur kurz außerhalb meiner Reichweite, ich musste nur einen Moment nachdenken. Weiterhin betrachtete ich mich in der spiegelnden Oberfläche.

Spiegel?

In diesem Augenblick durchbrach eine schillernde Hand das Wasser. Sie packte mich am Handgelenk und begann an mir zu zerren. Ich schrie auf und versuchte die Hand von mir zu lösen, doch sie war unglaublich kräftig, trotz ihrer Zierlichkeit. Eine zweite Hand schoss aus dem Fluss ergriff meine Rechte und hinderte mich somit daran meinen Versuch mich zu befreien fortzusetzten. Auch sie versuchte mich in den Fluss zu reißen. Mit all meiner Kraft kämpfte ich dagegen an. „Castor!", schrie ich aus Leibeskräften.

Die Sirenen würden mich unter Wasser ziehen! Und Koa und Castor hatten mich noch vor glatten Wasseroberflächen gewarnt. Aber das hier war doch ein Fluss, er sollte keine spiegelglatte Oberfläche besitzen.

Immer mehr Hände erschienen aus dem Wasser griffen nach meinen Haaren und zogen.

„Castor!", schrie ich erneut verzweifelt.

Panik machte sich in mir breit. Lange würde ich nicht mehr durchhalten und es wurden immer mehr Hände. Sie rissen schmerzhaft an meinen Haaren. Mein Gesicht neigte sich immer und immer weiter der Wasseroberfläche zu. Nur noch wenige Zentimeter trennten mich von ihr. Doch dahinter konnte ich nichts weiter als ein Flussbett erkennen.

Meine Haare wurden immer weiter in die Tiefe gerissen. Meine Kopfhaut brannte und ich war überrascht, dass sie mir die Haare noch nicht ausgerissen hatten. Nur noch zwei Zentimeter und mein Gesicht würde die Wasseroberfläche durchbrechen.

Wo zum Teufel war Castor? Oder beobachtete er die Szene nur ruhig und griff nicht ein, weil er sauer war? Falls er das tat würde er es büßen.

Weitere Hände griffen nach meinen Oberarmen und Schulter. Zogen weiter. Ich konnte nicht mehr, meine Kräfte waren am Ende. Was würde geschehen wenn sie mich unter Wasser gezogen hatten? Im Stillen entschuldigte ich mich bei Lou, weil ich sie nicht hatte retten können.

Dann holte ich tief Luft und gab ihrem Ziehen und Zerren nach. Kalt umschloss mich das Wasser, als es über mir zusammen schlug und ich tiefer und tiefer getragen wurde.

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