13. Kapitel

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Ich lag mit dem Rücken zum Feuer, satt, jedoch war das Essen für mich eine Herausforderung gewesen. Als ich in das Kaninchenfleisch gebissen hatte, sah ich vor meinem inneren Auge die leblosen kalten Augen des Tieres aufblitzen. Allerdings hatte irgendwann der Hunger gesiegt, vor zwei Tagen hatte ich zuletzt richtig gegessen und ich hätte nie gedacht, wie stark der Hunger seien konnte. Dabei waren es erst zwei Tagen, wie schlimm wäre er dann erst nach vier oder fünf Tagen, gar einer Woche?

Ich hatte die Augen geschlossen und durchlebte noch einmal die vergangenen drei Tage. Von der Mutprobe bis hinzu meinem ersten Treffen mit Koa, kurz nachdem ich ihn getroffen hatte, waren wir fast von ihnen gefunden worden. Ich wiederholte jedes Wort, dass wir gewechselt hatten und an das ich mich noch erinnern konnte, bis ich in Gedanken über etwas stolperte, dass Koa vor sich hin gemurmelt hatte. Ich dachte nicht, dass es für meine Ohren bestimmt gewesen war, sonst hätte er es mir doch heute gesagt, oder nicht?

Wusste Koa mehr, als er zugab? Fieberhaft überlegte ich, warum hatte er es heute nicht wiederholt? Sollte Castor es nicht erfahren, jedoch hatte Koa doch die Möglichkeit gehabt es mir zu sagen, ohne dass er etwas davon mitbekommen würde. Waren sie für mich keine Bedrohung, lies er mich deshalb in die Stadt gehen, weil sie für mich keine Gefahr darstellten? Aber warum sollte ich mir sonst Sorgen machen, dass sie mich kriegen? Sie waren eine Bedrohung für mich und sie wussten, dass ich hier war. Das hatte Koa gesagt: „Sie wissen, dass du hier bist."

Gerade als ich mich aufsetzten und ihn zu einer Erklärung zwingen wollte, erhob Castor die Stimme.

„Sie weiß nichts, oder?", seine Stimme klang abwesend, und ich konnte mir seinen Gesichtsausdruck vorstellen.

„Nein." Koas Stimme klang seltsam irgendwie verzerrt. „Und dadurch, dass du sie mit ihn die Stadt nimmst, wird nichts besser." Jetzt erkannte ich wodurch seine Stimme so verzerrt klang, es war Wut, aber warum?

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass die Beiden dachten, dass ich schlief. Ich versuchte mich nicht zu rühren und atmete tief und gleichmäßig weiter, während ich angestrengt horchte.

„Sie hat von sich aus gefragt, ich hätte es ihr niemals angeboten, allerdings würde ich es ihr nicht verwehren mit mir zu kommen, und da sie gefragt hat, habe ich mit ja geantwortet. Du hättest auch nicht anders gehandelt.", antwortete Castor anklagend.

Überaus reizend. Am liebsten hätte ich den Jungen gesagt, dass sie einen Namen hat und, dass sie anwesend ist. Doch da ich ja schlief, ging das leider nicht. Also verdrehte ich nur die Augen und versuchte ein Seufzten zu unterdrücken.

„Doch ich hätte anders gehandelt! Weil Rebecca in Gefahr ist, verdammt nochmal!", Koa hob die Stimme.

„Sssch! Sei leise oder willst du, dass sie Aufwacht?"

Einen Moment herrschte Stille. Ich öffnete die Augen und musste wirklich mit mir ringen, nicht aufzuspringen und Koa weiter auszuquetschen. Die Neugier brannte in meinem Inneren genauso stark wie die Angst, ich war also wirklich in Gefahr. Ich fühlte mich wie in einem Buch, das alles hier konnte nicht wirklich passieren. Jemand erhob sich und kam auf mich zu, schnell schloss ich die Augen, gerade, als der Schatten einer der Jungen auf mich fiel. Ich war aufgeflogen, sie hatten bemerkt, dass ich nicht schlief. Doch es wurde nur eine Decke über mich ausgebreitet. Ein leises Lächeln breitete sich über mein Gesicht aus, nicht nur aufgrund der wärmenden Decke, sondern vielmehr aufgrund dieser Geste. Meine Mutter hatte uns früher auch immer so zugedeckt, Lou und mich. Ich hatte häufig bei ihr mit ihm Bett geschlafen und dann hatte unsere Mutter die Decke immer genauso über uns ausgebreitet.

„Rebecca ist in Gefahr?", Castors Stimme war mir näher, als zuvor, also hatte er mich zugedeckt.

„Ja."

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