Sie schüttete sich zwei kleine Tabletten auf die Handfläche. Sie betrachtete sie geraume Zeit. So weit war es mit ihr jetzt schon gekommen. Beruhigungsmittel. Sie bekam Beruhigungsmittel von einem Arzt verschrieben. Beruhigungsmittel. Sie würden ihr helfen, hatte er gesagt.
Doch seit wann, brauchte sie Hilfe? Seit wann ließ sich die Konsulin helfen? Sie brauchte keine Hilfe! Vor allem keine Medikamente, die bekamen nur Verrückte. Sie war nicht verrückt. Sie hatte eine Bestimmung, sie würde dieser Welt zu einer neuen, besseren Ordnung verhelfen. Das war der Grund warum es sie gab. Sie war die mächtigste Frau dieser Welt, sie würde sich nicht vorschreiben lassen. Mit ihr war alles in Ordnung! Ihr ging es bestens! Alles war in Ordnung, auch wenn das Ende nah war. Alles war in Ordnung.
Das waren die Gedanken, der Konsulin, während sich ihre Finger bedächtig um die kleinen Tabletten schlossen und sie langsam, aber unnachgiebig zermahlten. Zögernd öffnete sie ihre Hand wieder und betrachtete die weißen Krümel, die in ihrer Handfläche übrig geblieben waren und an ihren Fingern klebten. Die Konsulin drehte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zum Mülleimer, sie trat auf den Öffner und der Deckel des Mülleimers öffnete sich geräuschlos. Sie schüttete die Überbleibsel des Beruhigungsmittels in den Abfall und klopfte ihre Hände aneinander ab. Als sie den Fuß vom Öffner des Mülleimers nahm und sich der Deckel genauso geräuschlos schloss, wie er sich geöffnet hatte, richtete sie ihren Overall und betrachtete die Unterlagen auf ihrem Tisch vor sich. Es war so, als wäre nie etwas passiert. Wie sie gedacht hatte, es war alles in bester Ordnung.
„Ich tue das Richtige. Es ist alles in Ordnung. Ich werde ihn finden."
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Spiegelwelt
Science FictionStell dir vor, deine Schwester verschwand vor sechs Jahren. Stell dir vor, du wünscht dir nichts sehnlicher, als sie wieder zurück zu haben. Stell dir vor, du begibst dich in dasselbe Haus in dem sie damals verschwand. Stell dir vor, dort passiere...