Teil 12: Sehen mit den Augen und Sehen mit dem Herzen

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Leider bemerkte Justin auch dieses Problem schnell. "Dir ist kalt oder?" fragte er mich, während wir (immernoch Hand in Hand) auf dem Skateboard herumfuhren.

Ich nickte bestätigend. "Bin ich so durchschaubar?" "Nein, aber du zitterst, Kleine." Ich fühlte mich geschmeichelt und machte meine Haare wieder ein wenig zurecht, die sich durch den Fahrtwind ein wenig verknotet hatten.

Plötzlich machte Justin halt. "Da wären wir." "Ich sehe hier nichts, was wirklich sehenswert wäre." murmelte ich, und nahm mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche.

Wir hatten mittlerweile 18:30 Uhr. "Es gibt Menschen, die sehen mit den Augen und Menschen die sehen mit ihrem Herzen." Mehr sagte er nicht. Er nahm sein Board unter den Arm, genau wie ich und betrat eine alte, weit abgelegnene Garage, welche auf einem Hügel lag.

"Justin, ich finds hier echt unheimlich." Doch er winkte ab. "Wenn dir was passieren sollte: Ich bin erstens ein starker Junge und zweitens hab ich eh immer 'ne Knarre bei mir."

Ich lachte, er nicht. Und irgendwie kam es mir so vor, als war es sein völliger Ernst. Ich ließ das einfach mal so im Raum stehen, um ihn nicht zu sehr auszufragen.

Vor der Garage waren noch ca. 4 Meter Platz, bis ein Holzzaun vor den tiefen Hängen schützte. Justin setzte seine Cap kurz ab, fuhr sich durch die Haare und setzte sie andersrum wieder auf. Er öffnete das Garagentor und zum Vorschein kam eine große, aber alte Couch. Sie war abgedeckt mit mehreren buten Wolldecken. Ringsrum waren kleinere Lichterketten angebracht, die ein wenig Licht in der Dunkelheit spendeten.

Ich fühlte mich, als wäre ich in einem Traum. "Wo zur Hölle sind wir hier und wieso und ..?" ich war begeistert und wusste nicht mehr, was ich sonst noch sagen sollte. Justin setzte sich auf die Couch und legte sein Skateboard vor sich ab. "Kommst du her?" fragte er mich.

Ich kam näher, legte mein Board ebenfalls auf den Boden und machte es mir auf der Couch links von ihm gemütlich. Plötzlich spürte ich seinen starken um mich. Er zog mich näher an sich ran und streichelte meine Schulter. "Weißt du, du magst das hier jetzt wahrscheinlich alles ein bisschen strange finden, aber so bin ich halt. Ein bisschen strange und voller Überraschungen."

Als er das sagte, sah er in die Ferne. Unser Ausblick war wunderschön. Wir sahen auf Stratford hinunter. Überall diese Lichter. Den Victoria See konnte man von hier aus auch sehr gut erkennen.

Ich grinste. "Du hast Recht. Ich bin verwirrt gerade. Aber sowas hier ist Abenteuer."

One Stratford Summer ~ j.bWo Geschichten leben. Entdecke jetzt