Justin nahm seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und schloss die Tür auf. Wieso hatte er einen Schlüssel für das Haus von seinem Freund? Ich bezweifle, dass er hier Blumen gießen sollte, wenn sein Kumpel mal nicht da war.
Es roch nach Zigarettenqualm und Alkohol. Gelächter drang in den Flur. "Hey Jungs!" rief Justin, als er seine Schlüssel auf die kleine Kommode im Flur legte. Mein Herz pochte, ich war ziemlich aufgeregt. Ich hasse es, wenn ich nicht weiß, was auf mich zu kommt.
"Yoo Bro!" antworteten mehrere dunkle, kratzige Stimmen im Einklang. Langsam folgte ich Jus und griff nach seiner Hand. Verwirrt sah er zu mir und schüttelte seinen Kopf. Er zog seine Hand wieder weg und ging weiter. Zu zweit standen wir in einem Raum mit 5 Jungs.
Ich sah in die Runde. Ein Schwarzhäutiger saß auf einem großen abgesessenen Sessel, daneben auf einer Couch ein kräftiger, tättowierter Mann mit hellbraunem Haar. Rechts von ihm saß ein braun gebrannter Typ, mit dunkelbraunen -fast schwarzen- Haaren. Ich traute meinen Augen nicht.
Ich war in einem Raum, zusammen mit Aaron. Aaron Hunters. Der Typ, der an dem Tod von Amber's Vater Schuld ist. Seine stahlblauen Augen sahen mich an. Ich wurde sauer und sah zu Justin. "Ich gehe." zischte ich, wollte mich gerade umdrehen, als ich Logan auf einem weiteren Sessel bemerkte.
Überfordert mit der Situation verließ ich schlagartig den Raum. Schnelle schritte verfolgten mich. "Scheiße Aria, sorry." Logan packte mich am Arm und brachte mich dazu, mich umzudrehen. "Du bist nicht im Ernst Mitglied in der Gang von Aaron Hunters, oder?!" keifte ich ihn an. Ich kochte vor Wut.
"Wenn ich dir das gesagt hätte, hättest du mich umgebracht!" versuchte er, sich zu verteidigen. Ich warf meine Arme in die Luft. "Ja und jetzt habe ich es selbst herausgefunden und das macht es nicht besser! Ich opfere fast mein Leben für einen behinderten Wixxer, den ich seit höchstens 3 Wochen kenne und du bist mit Aaron Hunters befreundet!!!"
"Wir werden dich doch-" er wurde von Aaron unterbrochen, der mit lauten Schritten um die Ecke kam. "Wir müssen los." gab er mit seiner kratzigen Stimme von sich und pustete mir den Zigarettenrauch ins Gesicht. Mit einer Hand wedelte ich ihn von mir weg und warf Hunters einen vernichtenden Blick zu. "Ganz schön heiß, deine Kleine." sagte er, als Justin mit den anderen Jungs um die Ecke trat.
Justin sagte nichts, er zwinkerte mir nur zu und deutete auf das Klebeband, welches er in der Hand hatte. Ich verstand nicht wirklich, was er damit wollte, aber ich würde es schon bald erfahren. Ich verließ das Haus, gefolgt von Sam, Jake, Travis, Logan, Aaron und Justin. Freundlicherweise hatte Justin mir die ganzen Typen noch vorgestellt, bevor sie mich im Auto wohl oder übel mit dem Klebeband an meinen Handgelenken fesseln mussten.
"Das gehört alles zur Show." meinte Logan und schloss die Autotür. Jeder von ihnen fuhr sein eigenes, was meiner Meinung nach völlig überflüssig gewesen war, aber wahrscheinlich gehörte auch das 'mit zur Show'. Justin startete den Motor und fuhhr los. "Kannst du mir mal die Zigaretten geben?" "Würde ich gerne, wenn ich in der Lage dazu wäre. Aber Rauchen ist eh ungesund, Justin." entgegnete ich.
"Mir doch scheißegal, ich werde früher oder später eh sterben." murmelte er, nahm sich die Packung selber und zündete sich einen Stägel an. Während er jeden Zug auf sich wirken lies und den Rauch immer wieder aus dem Fenster pustete, starrte er konzentriert auf die Straße. Sein Kiefer war angespannt, als würde er über irgendetwas nachdenken.
Ich brach die bedrückende Stille im Auto. "Justin, ich hab Angst."
Justin drehte sich zu mir und sah mich an. "Angst haben wir alle. Der Unterschied liegt in der Frage wovor." Er wusste doch ganz genau, dass ich Angst vor diesem Django hatte. Hatte Justin mir gerade also ernsthaft versucht klarzumachen, dass ich mich vor diesem Kerl nicht fürchten brauchte?
Justin bemerkte meinen verwirrten Blick, mit dem ich ihn ansah. "Du brauchst keine Angst haben. Ich hab dich in die Scheiße geritten, also hol' ich dich da auch wieder raus, Kleine." kurz zwinkerte er mir zu und sah dann wieder auf die Straße. Wir waren kurz vor dem heruntergekommenen Instustrieviertel, als Justin den Wagen kurz stoppte und das Klebeband von der Rückbank nahm.
"Gehört alles zur Show." er zuckte mit den Schultern, riss ein Stück ab und wollte es mir gerade auf den Mund kleben, ich hielt ihn jedoch davon ab. Unsere Blicke verfingen sich ineinander. Keiner von uns beiden war in der Lage, diesen intensiven Moment zu zerstören. Unsere Gesichter näherten sich immer mehr. Ich sah auf Justin's Lippen, welche er genau in diesem Moment mit seiner Zunge überstrich und dann mit seinen Händen mein Gesicht liebevoll hielt.
Ohne Vorwrnung legte ich meine Lippen auf seine, als würden sie magnetisch angezogen werden. Sofort spielten unsere Zungen heftig miteinander. Ich wollte nicht, dass dieser Moment endete. Ich wollte einfach nur bei ihm bleiben, doch das ging nicht. Langsam hatte ich eingesehen, dass dieser Mensch einfach zu gefährlich für mich war. Ich würde das hier jetzt einfach durchziehen und mich dann nie wieder bei ihm melden. Ich würde das Alles vergessen und einfach so weiter machen, wie vorher. Eine Autohupe war der Grund, weswegen wir voneinander abließen. "Alter, wir kommen sonst zu spät!" schrie Sam aus seinem alten Ferrari.
Unbehutsam klebte Justin mir das Klebeband auf den Mund und gab Gas. Ich glaube so schnell bin ih noch nie in meinem Leben Auto gefahren. Die Bäume, die normalerweise eine Allee bildeten, sahen aus wie eine grüne Wand, die nicht zu enden schien. Kurz sah ich auf die Straße. Dann auf Justin, wie er angespannt das Auto lenkt und dann auf meine -mit Klebeband- zusammen gebundenen Hände. Das hatte ich ja mal wieder super hinbekommen.
Im Rückspiegel sah ich die Jungs, die wie Bodyguarts hinter uns her fuhren. Wir waren angekommen. Angekommen an einem riesigen Backsteingebäude mit zerschlagenen Fenstern und sperrigem Licht. "Du weißt, was du zu tun hast." erinnerte Justin mich. Ich nickte. Es konnte losgehen und ich hoffte, dass dieses Drama so schnell wie möglich sein Ende fand. Justin stieg aus dem Wagen, checkte dann, ob er seine Knarre dabei hatte und warf die Autotür mit voller Wucht zu.
Er schlenderte um das Auto herum und verzog dabei keine Miene. Mir öffnete er die Tür und sah mich böse an. Ich setzte mein ängstlichstes Gesicht auf und wurde dann von ihm aus dem Auto gezogen. Wir betraten das große Gebäude, gefolgt von den Anderen, die allesamt ihre Pistolen herausgezogen hatten. Bei jedem Schritt, den Justin machte, wirbelte er den Staub vom blanken Beton auf. In der Mitte des Raumes blieben wir stehen.
"Messura, hier hast du, was du willst." rief Aaron. Sie hatten allesamt einen Kreis um Justin und mich gebildet, um uns von allen Seiten schützen zu können. Mein Herz pochte so schnell, dass man meinen könnte, jeder in diesem Raum könnte es hören. Mein Atem wurde ebenfalls immer schneller und meine Hände begannen zu schwitzen.
Justin beugte sich leicht zu mir "Bleib ruhig." flüsterte er in mein Ohr.
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One Stratford Summer ~ j.b
Hayran KurguAria, ein 16 jähriges Mädchen, führt ein ganz normales Leben in Stratford. Bis sie Justin kennenlernt und sich ihr Leben vom einen auf den anderen Tag ändert. Ist er wirklich so nett wie er scheint? Oder hat er irgendetwas zu verbergen? Will er sie...