One Stratford Summer ~ j.b

Teil 9: Ding Dong

Den Sonntag verbrachte ich gezwungenermaßen draußen mit meinem Bruder. Meine Mutter hatte mich quasi dazu verdonnert, mal wieder was mit ihm zu machen. Und wenn sie das sagte, lief es meistens darauf hinaus, dass ich einen beschissenen Plastikball in ein verrostetes Fußballtor schießen sollte.

Eigentlich hatte ich sowieso die meiste Zeit mein Handy in meiner Hand und tippte Nachrichten an meine Freundinnen. Und Logan. Früher hatten wir geschrieben, wie man halt schreibt. Man fragt wie es einem geht, was man gerade macht und so weiter.

Nun ja. Bei Logan und mir ist das Ganze ein bisschen anders. Meistens schreibt einer von uns beiden den Anderen aus heiterem Himmel an. Zum Beisßiel hat er mir heute einfach mal 'Mein Bett ist geiler als Deins' geschrieben.

Ohne jeglichen Hintergrund und ohne jegliche Konversation, die stattgefunden hatte. Weiter ging es aber dann mit sowas wie: 'Okay geil ich zieh bei dir ein' , 'Hab auch ein eigenes Bad', 'Da werd ich duschen gehen' und 'Ich komm mit'. Meistens realtiv emotionslos und trotzdem ist es immer wieder lustig.

"Boah Ari, das macht mit dir voll keinen Spaß!" regte sich mein kleiner Bruder auf. "Ach, spiel doch alleine." murmelte ich und verschwand im Haus.

Kurz darauf klingelte es an der Tür. Dass es eine von meinen Mädels ist, glaub ich eher weniger. Bei uns ist es meistens so, dass wir uns schreiben, wenn man die Tür aufmachen soll, um Begegnungen mit Mutter, Vater oder sonst wem zu vermeiden (nicht, dass man sie nicht mag, aber es ist immer wieder unangenehm). Ich ging zur Tür und öffnete sie.

Ach du heilige Scheiße. Mehr ging in meinem Kopf nicht ab. Vor mir stand Justin. Und er sah so wunderschön, heiß und geil zugleich aus. Am liebsten hätte ich ihn sofort in ein Zimmer gezogen, und die Post wäre abgegangen.

Aber in Wirklichkeit stand ich da, wie ein schüchternes kleines Kind, was kein Wort heraus bekam. "J-Justin?" stotterte ich. "Hey Aria, hast du Zeit, mir die Stadt zu zeigen?" fragte er mich und lächelte.

Er trug weiße Supras, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Sie hatten jeweils an der äußeren Seite einen goldenen Reißverschluss, die er nur halb zugezogen hatte. Dazu eine schlichte schwarze Jogginghose und ein weißes T-Shirt, dessen Ärmel er ein wenig hochgekrempelt hatte. Silberne Diamant-Stecker schmückten seine Ohren und seine wuscheligen Haare versteckte er unter einer 'BRXTN'-Cap. "Ja, klar. Ich muss mich kurz umziehen, willst du rein kommen?" fragte ich. "Gerne."

Ich bat ihn in mein Haus, verschwand schnell oben in mein Zimmer und zog mich um.