Teil 15: So schnell wie du kannst

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Ich war ungefähr bei der Hälfte der Straße angelangt, der gruseligste Teil war damit also geschafft. Plötzlich hörte ich quietschende Autoreifen und schon kam ein Auto um die Ecke gerast.

Ein schwarzer Van, mit abgedunkelten Fenstern fuhr geradewegs in meine Richtung. Mein Herz schlug bei jedem Meter, den mir der Van näher kam, schneller. Ich war froh, dass ich einigermaßen dunkle Sachen trug, so konnte man mich nicht auf anhieb erkennen.

Ich verringerte mein Tempo, um nicht aufzufallen. Doch aufeinmal wurde der Van langsamer. Er hatte mich gesehen und hielt neben mir an. Der Schweiß stand auf meiner Stirn. Mir wurde warm. Am liebsten wäre ich jetzt um mein Leben gefahren, hätte die Polizei gerufen und noch dazu Justin. Doch in dieser Gegend wusste ich nicht, ob das so gut war.

Das Fenster der Fahrerseite wurde langsam heruntergefahren. Eine große, graue Rauchwolke kam mir entgegen, welche ich ausversehen einatmete und zu huste begann. Ich wedelte den Rauch vor meinen Augen weg, um zu erkennen mit wem ich es quasi gerade zutun hatte.

Ein kräftiger Mann, mit schwarzen längeren welche zusammengebunden waren, schaute aus dem Auto. Er hatte ein völlig vernarbtes Gesicht, trug (zum Glück) eine dunkle Sonnenbrille, sodass ich ihm nicht direkt in die Augen schauen musste, und hielt eine Zigarre zwischen seinen Fingern. Als er zu sprechen begann, zuckte ich leicht zusammen.

Seine Stimme war dunkel, rau, verraucht und kratzig. "Na, was macht denn so ein hübsches Mädchen um die Uhrzeit noch hier?" sein Lachen welches er auf seinen Lippen hatte, war schon fast pädophil. "I-ich hab die Aus-aussicht dahinten genoss-genossen." stotterte ich ängstlich. Der Mann zog seine Augenbrauen hoch und lachte höhnisch.

"Du kennst mich zwar nicht, aber sowas kannst du deiner Mama erzählen. Du warst bei Justin, nicht wahr?"

Vor Schock riss ich meine Augen auf. Wieso kannte dieser Mann Justin? Und was sollte ich jetzt sagen? Würde ich Justin damit in Gefahr bringen? Oder würde ich mich selbst in Gefahr bringen, wenn ich meine Klappe halten würde? Ich war im Zwiespalt.

Ich sah dem Mann, so gruselig wie er war, in die Augen und fragte: "Kann ich weiter fahren, wenn ich die Frage beantworte?" Langsam nickte er. "Ich war ganz hinten am Ende der Straße. Dort zieh ich mich manchmal zurück, wenn ich alleine sein will. Einen Justin kenne ich nicht." log ich ihm knallhart ins Gesicht und fuhr dann weiter.

Ich hörte nur noch, wie der Van schnell losfuhr. Bis ich ein lautes Autoreifen-Quietschen bemerkte und kurz nach hinten sah. Der Van hatte gedreht und fuhr nun in meine Richtung. Ich hatte das Gefühl, mein Herz rutscht in meine Hose. "Aria! Fahr so schnell wie du kannst!!" schrie plötzlich eine vertraute Stimme.

Justin's Stimme.

One Stratford Summer ~ j.bWo Geschichten leben. Entdecke jetzt