Teil 100: Mein ganzes Leben

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Mrs. Peters und ich setzten und wieder auf die Plastikstühle, welche direkt gegenüber des OP-Saals standen. Immer noch gab ich mir die Schuld an allem. Und gleichzeitig baute sich eine enorme Wut in mir auf. Django dieser Mistkerl wollte uns in die Luft jagen und hat es auch noch geschafft, meinem Mädchen etwas anzutun. Wenn er mir das Nächste mal unter die Augen tritt, werde ich definitiv für nichts mehr garantieren können. Ich starrte gefühlte Stunden auf die weisse Wand gegenüber von mir.

Es konnte doch nicht wahr sein, dass An Stelle von mir nun Aria im Krankenhaus liegt. Wahrscheinlich schwer verletzt, sonst hätten sie sie nicht in den OP-Saal gebracht. Ich merkte, wie Mrs. Peters mit ihrem Fuß nervös auf dem Boden herum tippte. Ich sah auf die Uhr meines Handys. Sie waren jetzt schon 1 1/2 Stunden da drin und so langsam konnte ich es auch nicht mehr aushalten. Ich wollte einfach sehen, dass es ihr gut geht. Aufeinmal wurden die Türen zum Raum geöffnet und ein großer Kerl in weißem Kittel kam auf uns zu. Sofort stand die Mutter meiner Freundin auf, um ihm augenblicklich die Hand zu schütteln, bevor er sie wegen Aria's Gesundheitszustand aufklärte. "Wir konnten durch einen CT eine Hirnblutung feststellen. Mr. Bieber hatte uns vorher erzählt, dass sie wohl mit dem Kopf auf einer harten Fläche aufgekommen sein muss, anders kann ich mir diese Hirnblutung nicht erklären. Wir haben sie künstlich beatmen müssen, da sie selber nicht mehr in der Lage dazu war. Wir haben den Bluterguss vollständig entfernen können. Soweit ist sie wieder stabil, jedoch muss sie noch einige Tage hier verbringen, zu Kontrolle, versteht sich." Er redete beinahe ohne Punkt und Komma und trotzdem konnte ich ihm folgen.

Ihrer Mutter sah man an, dass es ihr das Herz brach. Mir sah man nichts mehr an. Meine Mimik war neutral. Ich hingegen verspürte einfach gar nichts mehr. Meine Gefühle waren wie weggeblasen, mein Körper fühlte sich leer an. Ich war weder traurig, noch hatte ich die Wut von gerade eben in mir. Ich stand auf und lief den Flur langsam auf und ab, bis ich endlich meinen Engel wieder zu Gesicht bekam. Kreidebleich lag sie in diesem Bett. Umhüllt von einer grau-weissen Bettdecke. Um ihren Kopf herum war ein Verband gebunden. Ihre Lippen sahen fad aus. Jegliche Farbe hatten sie verloren. Langsam ging ich ihr hinterher. Genau wie ihre Mutter es tat. Aria wurde auf ein Zimmer geschoben, bevor die Krankenschwestern uns dann endlich an sie heran ließen.

Mit einem "Sie braucht viel Schlaf und Ruhe." verliessen diese den Raum. Gefühlte Stunden saß ich rechts neben ihr. Ihre Mutter links. Wir redeten nicht miteinander. Wir starrten nur auf das bleiche Mädchen im Bett, welches innerhalb von ein paar Sekunden ihre Lebensfreude verloren hatte. Plötzlich stand Mrs. Peters auf. "Kaffee?" fragte sie mich mit einem müden Blick. "Nein danke." Ein kurzes Lächeln schmückte mein Gesicht, bevor sie das Zimmer verließ. Schnell gab ich Aria einen leichten Kuss auf die Stirn. Sie war leicht warm, was mich ein wenig beruhigte. Auch ich stand nun auf. Ich brauchte unbedingt ein Stück Papier und einen Stift. Nach längerer Sucherei hatte ich zum Glück etwas brauchbares gefunden. Auch, wenn es für mich nicht leicht war, musste ich es einfach tun. Ich legte das Blatt auf das kleine Nachttischchen, welches neben dem Krankenbett stand, und begann zu schreiben. Immer wieder sah ich zu ihr. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie die Liebe meines Lebens ist und auch bleiben wird, bis an mein Lebensende.

ARIA'S SICHT

Ich bemerkte grelles Licht. Mein Körper fühlte sich schwer an. Genau, wie meine Augenlider. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch es gelang mir nur zu blinzeln. "Maus?" hörte ich eine Stimme. Sie klang dumpf und trotzdem kam sie mir irgendwie bekannt vor. "Justin?" murmelte ich leise. Mir wurde leicht über die Wange gestrichen. "Nein, Liebes. Ich bin's, deine Mutter." Ein leichtes Grinsen überkam mich, welches jedoch sofort von Kopfschmerzen überschattet wurde. Wieder versuchte ich, meine Augen zu öffnen und diesmal schaffte ich es sogar.

Langsam sah ich mich im Raum um. Plötzlich merkte ich ein Stechen in der Brust, als mir klar wurde, dass Justin nicht hier war. Mir wurde heiß und kalt zugleich. "Mama, wo.." mein Hals war ziemlich trocken, weswegen ich erstmal schlucken musste, bevor ich weiter sprechen konnte. "..wo ist Justin?" Meine Mam streichelte mir beruhigend über den Kopf. "Ihm geht es gut, er war die ganze Zeit hier. Wo er jetzt ist, weiss ich aber nicht." Sie lächelte. Ich war ein wenig enttäuscht, dass er nicht hier war, aber er würde sicherlich bald wieder kommen.

-2 Tage später-

Auch, wenn es mir körperlich vielleicht gut ging, war ich psychisch schon fast am Ende. Justin hatte sich nicht gemeldet. Ich hatte ihm mehrere Nachrichten geschrieben und er hatte nicht geantwortet. Ich hab ihn etliche Male angerufen und jedes Mal ging er nicht dran. Ich wusste nicht mehr was ich tun sollte. Ich machte mir Sorgen, auch wenn meine Mutter mir versichert hatte, dass er keinerlei Verletzungen hatte. Ich esse immer weniger. Würde ich was essen, würde es mir wahrscheinlich kurze Zeit später wieder hochkommen. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war und keine Ahnung, was mit Justin los war. Zwischendurch kamen immer wieder Krankenschwestern zu mir, um mir mein Essen zu geben, welches sie eine Stunde später unberührt wieder mitnehmen konnten. Als dann endlich ein Arzt zu mir kam, um mir zusagen, dass ich entlassen werden konnte, war ich zwar glücklich, aber konnte es nicht zeigen.

Ich fühlte mich alleine. Ich fühlte mich leer.

Selbst mit meiner Familie redete ich kaum, bis gar nicht mehr. Langsam setzte ich mich von meinem Bett auf, und begann das Bettzeug abzuziehen, da ich darauf bestanden hatte, mein eigenes verwenden zu können. Als ich das Kopfkissen dann in die Hand nahm, viel ein kleiner zusammengefalteter Zettel auf den Boden. Ich hob ihn langsam auf und starrte auf das kleine weiße Ding, wo mein Name mit blauem Kulli geschrieben stand. Ich erkannte diese Schrift. Es war Justins. Ich begann zu zittern und setzte mich langsam wieder auf das Bett, während ich den Zettel auffaltete und Angst vor dem Hatte, was darin stand. Berechtigt.

"Mein Engel. Du bedeutest mir mehr, als mein Leben. Ich würde mein Leben opfern, damit es dir gut geht. Ich kann es mir nicht verzeihen, dich hier liegen zu sehen. Deine Haut ganz blass und auch deine Lippen haben jegliche Farbe verloren. Ich gebe mir die Schuld, dass du hier liegst. Wir hätten uns niemals kennenlernen dürfen. Ich hätte mich von dir fernhalten sollen. Ich hätte dich mehr beschützen müssen, aber das habe ich nicht getan. Es tut mir unendlich Leid. Ich will, dass es dir gut geht und ohne Gefahr dein Leben führen kannst. Ich werde alles dafür tun, dass dieser Mistkerl von Messura zur Strecke gebracht wird. Ich werde immer an dich denken. Ich werde dich niemals vergessen. Du bist das Beste, was mir je passieren konnte. Aber du hast einen besseren Freund verdient, als ich es einer bin. Fühl dich von mir geküsst, ich werde dich vermissen, Aria. Aber das Risiko, dass du nochmal das Ziel meiner etlichen Feinde werden könntest, ist mir zu hoch. Ich habe dich immer geliebt, ich liebe dich jetzt auch noch und werde dich immer lieben. Bitte verzeih mir, aber ich kann nicht anders. Du hast mir den schönsten Sommer bereitet, den ich je hatte. Du bist was besonderes. Lebe wohl, Prinzessin. Ich werde Stratford verlassen. Auf unbestimmte Zeit. Ich liebe dich."

Mir kamen die Tränen. Er war weg und ich werde ihn nie wieder sehen. Die Tränen verboten mir die Sicht. Ich begann zu schreien, als hätte mir jemand mein Herz auf dem Körper gerissen. Das konnte er mir doch nicht antun? Er konnte doch nicht einfach so verschwinden? Ich hörte mich schreien. Immer wieder rief ich nach ihm. ich rief seinen Namen. Doch die einzigen Menschen, die ins Zimmer gestürmt kamen, waren Krankenschwestern und Ärzte. Alles spielte sich wie in Zeitlupe ab. Die Tränen liefen immernoch bitterlich über meine Wange. Ich konnte und wollte mich nicht beruhigen. Ich hatte gerade den Menschen verloren, der mich am Leben hält. Den Menschen der mir, nach nur einem Sommer, mein ganzes Leben bedeutete.

One Stratford Sommer

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Kommentar:

Hiermit habt ihr den letzten Teil meiner One Stratford Summer Fanfiction gelesen. :) Es wird einen zweiten Teil geben, ich weiss nur noch nicht wann :) Ich hoffe euch hat der Teil gefallen, er ist ziemlich emotional geworden. Weitere Infos zur Fortsetzung werde ich hoer bekannt geben, in jeweiligen 'Info-Kapiteln' . DANKE FÜR 12K ICH LIEBE EUCH !!!! ❤️❤️

One Stratford Summer ~ j.bWo Geschichten leben. Entdecke jetzt