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Die kommenden zwei Tage verbrachte ich zum größten Teil damit, meine Sachen immer wider um zu räumen, bis sie endlich da standen, wo ich sie haben wollte. Außerdem hatte meine Mutter an diesem Wochenende frei und wir verbrachten viel Zeit damit, uns besser kennen zu lernen. Am Sonntag Abend lag ich in meinem Bett und dachte über meine ersten Tage hier nach.
Ich fühlte mich erstaunlich wohl hier. Viel wohler, als ich mich in New York je gefühlt hatte. Mit meiner Mutter war es schon fast so einfach, wie mit einer besten Freundin. Wir verstanden uns einfach super, auch wenn man durch aus merkte, dass wir so lange getrennt waren. Manchmal sah sie mich mit einem so traurigen Ausdruck in den Augen an, dass ich mir sicher war, dass sie sich Vorwürfe machte. Irgendwie konnte ich sie verstehen und ein Teil von mir fragte sich schon, warum ich nicht bei ihr gewesen war, sondern Jerad. Ein winziger Funken Eifersucht keimte auch jedes mal in mir auf, wenn ich sah, was für eine enge Bindung sie zu Jerad hatte. Ich wollte auch so eine Beziehung zu meiner Mutter. Aber immer hin konnte ich jetzt darauf hin arbeiten und ich fand wir waren auf einem sehr guten Weg.
Mit Jerad war es was völlig anderes. Wir verstanden uns im im Großen und Ganzen super. Ich hatte schon immer Geschwister gewollt. Das wir uns in vielen Dingen seht ähnlich waren, machte es mit leichter, eine Bindung zu ihm auf zu bauen. Es fühlte sich zwar noch nicht an, als wäre er ein Bruder, aber als guter Freund sah ich ihn schon an. Alles andere würde wahrscheinlich noch etwas Zeit brauchen.
Und dann war da ja auch noch Kim. Die wenige Zeit die mein Bruder nämlich zuhause verbrachte, war sie immer da. Die beiden schien es nur im Doppelpack zu geben. Mir sollte das recht sein, denn auch wenn Kim sehr still war und noch nicht so richtig aus sich raus gekommen war, mochte ich sie. Weswegen konnte ich nicht genau sagen. Sie war einfach einer dieser Menschen, die man mögen musste.
Alles in allem hätte ich es nicht besser treffen können. Doch seid ich nach dem Abendessen wieder hoch gegangen war, breitete sich schleichend die Nervosität in mir aus. Ganz langsam und unaufhaltsam erfasste sie jede Faser meines Körpers.
Morgen war Montag! Eine Tatsache, die mir den Schweiß in die Handflächen trieb. Morgen würde ich in die Schule müssen, immerhin hatte ich noch knapp ein Jahr bis zu meinem Abschluss. Ja, es machte mich unruhig, morgen in eine neue Schule zu müssen. Immerhin kannte ich außer Jerad und Kim niemanden. Bestimmt würden mich alle anstarrten und über mich reden. Die Schule im Reservat war nicht sonderlich groß und alle waren hier zusammen aufgewachsen. Und dann kam ich! Drei Wochen zu spät ins Schuljahr! Wenn ich könnte, würde ich schreiend weg laufen.
Die Gedanken an den morgigen Tag kreisten nur so in meinem Kopf, so dass ich erst weit nach Mitternacht in einen unruhigen Schlaf glitt.
Am nächsten Morgen wurde ich sehr unsanft geweckt. Jerad stand grinsend mitten im Zimmer und warf mit Stiften nach mir.
„Aufstehen!!!", brüllte er in einer Lautstärke, die bestimmt auch Leah im Haus nebenan weckte. Hmm, ob sie wohl auch auf der Schule war, oder Seth?
„Ey!", brüllte ich nicht weniger laut zurück, „Was soll der scheiß!"
Er warf noch einen letzten Stift auf mich, bevor er hinter der Tür in Deckung ging, denn ich hatte damit begonnen zurück zu werfen.
„Mom hat gesagt, dass ich dich wecken soll", antwortete er mir mit einer Unschuldsmiene.
„Und deswegen wirfst du mit Stiften nach mir?", ich war mittlerweile aufgestanden und suchte die Stifte zusammen, die auf meinem Bett verstreut lagen.
„Ich dachte mir, dann brauchst du sie nicht zu suchen", immer noch suchte er Schutz hinter der Tür.
„Spinner", sagte ich kopfschüttelnd und begann die Stifte wieder in meine Tasche zu räumen. Wäre Jerad nicht gewesen, hätte ich sie fertig gepackt nur noch mitnehmen müssen. Aber nein, mein Bruder hatte sie, wohl auf der Suche nach etwas, dass er nach mir werfen konnte, einfach auf den Kopf gestellt.
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live sucks
FanfictionAugen, die noch vor wenigen Stunden so viel Wärme, Geborgenheit und Liebe ausgestrahlt hatten. Jetzt waren sie matt, fast schon leblos, als wäre nichts mehr in ihnen. Krampfhaft versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen. Das Chaos in meinem Inne...