Ohne Titel Teil19

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Ich bekam kaum noch mit, wie die andren eingestiegen waren und wir zurück nachhause fuhren. Auch konnte ich am nächsten Morgen nicht sagen, wie ich ins Bett gekommen war. Doch da ich noch die Klamotten von Vortag trug, lag die Vermutung nahe, dass einer der Jungs mich hoch getragen hatte. Wer es wohl gewesen war? Ich konnte es nicht sagen. Zuzutrauen wäre es jedem von ihnen. Egal wer mich in mein Bett gebracht hatte, er hätte wenigstens die Vorhänge zu ziehen können. Denn das monotone Klatschen der Regentropfen an der Scheibe hatte mich aus meinem Schlaf gerissen.

Als ich erwachte war es noch recht früh, erst kurz nach acht. Jared und Mom würden frühestens gegen neun aus den Betten kommen. Also ging ich in aller Ruhe ins Bad und stieg unter die Dusche. Das heiße Wasser sorgte dafür, dass auch der letzte Winkel meines Körpers richtig wach wurde. Für ein paar erholsame Minuten ließ ich die angenehmen Tropfen einfach an meinem Körper herunter perlen. Es kam mir vor, als würden sich meine vom Tanzen beanspruchten Muskeln mit jedem Tropfen, der auf sie traf ein wenig entkrampfen. Erst als die Entspannung mich wie eine sanfte, angenehme Welle überrollte, bemerkte ich, wie sehr ich eigentlich verkrampft gewesen war.

Frisch, wach und munter ging ich anschließend in die Küche. Der Kaffee war schnell auf gesetzt, da unsere Mutter die Maschine am Abend immer vorbereitete. Schnell suchte ich alles zusammen, was ich fürs Frühstück brauchte. Sonntags wurde zusammen gefrühstückt, das war eines der wenigen unumstößlichen Dinge in diesem Haushalt. Genau so wie es gesetzt war, dass der der als erstes auf war, dafür sorgte, dass das Frühstück auf den Tisch kam. Dem nach blieb diese Aufgabe dann wohl heute an mir hängen, wie auch schon die letzten beiden Wochen zuvor. Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal, deckte den Tisch und backte die Brötchen auf.

Als sich der Geruch der warmen Brötchen langsam im gesamten Haus ausbreitete, kam auch gerade so langsam Leben in die obere Etage. Meine Mutter war die erste, die nach mir die Küche betrat, doch Jared folgte ihr nur ein paar Minuten später. Pünktlich, als ich die Brötchen aus dem Ofen holte und auf den Tisch stellte, betrat er die Küche.

Schweigend aßen wir gemeinsam. Ich war da genau wie meine Mutter. Bevor wir nicht unseren ersten Kaffee in Ruhe getrunken hatten, waren wir zu nichts zu gebrauchen. Im Normalfall interessierte es meinen Bruder herzlich wenig und er plapperte immer munter drauf los. Was ihm meistens nur böse Blicke von uns brachte, die er lächelnd ignorierte. Doch Heute war es anders. Er schloss sich unserem Schweigen an. Immer wider spürte ich seinen entschuldigenden Blick auf mir, den ich meiner Seits keine weitere Beachtung schenkte. Ich war noch nicht wach genug, um mir seine Entschuldigung an zu hören. Genau genommen wollte ich es auch nicht. Ich hatte für mich beschlossen, dass es sich so schnell eh nicht ändern würde, also hatte ich die Sache schon abgehackt. Nachtragend sein, war mir echt auf Dauer zu anstrengend.

Ein Klingeln an der Türe unterbrach die morgendliche Ruhe und meine Mutter erhob sich, um die Türe zu öffnen. Ich konnte leise Stimmen an der Türe aus machen. Irgendetwas wurde flüsternd diskutiert. Doch es war gerade so leise, dass ich nicht verstand was gesagt wurde, oder wer da war. Jareds Mine wurde mit einem Mal grimmig und er erhob sich rasch und verließ die Küche. Verwirrt blieb ich alleine zurück. Das Stimmengewirr an der Türe schwoll an und nun war es auch laut genug, dass ich etwas verstehen konnte.

„Was willst du hier?", fragte Jared genervt. Ich konnte mir seine Haltung bildlich vorstellen, wie er gereizt vor der Tür stand und seinem Gegenüber giftige Blicke zu warf.

„Guten Morgen erst einmal", antwortete der morgendliche Besuch ausgesprochen fröhlich. Sofort hatten sie meine gesamte Aufmerksamkeit. Was wollte Paul an einem Sonntag Morgen um halb zehn hier.

Als er keine Reaktion auf seine Worte bekam, beschloss er anscheinend Jared doch zu antworten.

„Ja, ähm...Jake braucht dich gleich in der Werkstatt und die anderen kommen später auch rüber."

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