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Als es klingelte löste ich mich widerwillig von Paul, nicht aber ohne das er mir noch einen kleinen Kuss gab und hastete zum Unterricht. Zum Glück kam mich fast Zeitgleich mit unserem Mathelehrer an, so dass Samy keine Zeit hatte mich mit Fragen zu löchern. Doch der bohrende Blick, den sie mir zu warf, machte mir deutlich, was mich in der Pause erwartete. Den gesamten Vormittag hibbelte sie ungeduldig auf ihrem Stuhl rum und warf mir viele mehrdeutige Blicke zu. Sie brannte nur so auf Neuigkeiten. Wahrscheinlich ging es fast der gesamten Schule so, denn immerhin hatte ich, die Neue, die Frechheit besessen, Paul Lahote! Vor versammelter Schule zu küssen.
Vom Unterricht bekam ich nicht sonderlich viel mit, da ich in Gedanken überall war, nur nicht hier. Gut hauptsächlich war ich bei Paul, weswegen ich auch eins dieser ekelhaften Dauerlächeln auf den Lippen hatte.
Als es zur Pause läutete ließ ich mir so viel Zeit wie möglich, um meine Sachen ein zu packen. Ich wollte Zeit schinden, bevor ich mich den drei Mädchen stellte, die an der Türe auf mich warteten. Es wunderte mich ja schon, dass sie nicht sofort auf mich zu gestürmt waren und mich löcherten. Doch dann sah ich den drohenden Blick, den Dena den anderen beiden zu warf. Sie verschaffte mir etwas Zeit und hielt die beiden Klatschtanten zurück, wofür ich ihr wirklich dankbar war. Als alles in der Tasche war und ich es nicht noch weiter heraus zögern konnte, gab ich mich seufzend geschlagen und ging zu meinen Freundinnen.
„Also, du und Lahote?", fragte Samy mich ungläubig.
„Ähm, ja, irgendwie schon", gestand ich verlegen und machte mich mit meinem Gefolge auf den Weg in die Cafeteria.
„Herzlichen Glückwunsch, Lucy, jetzt sind fast alle Mädels hier deine Feinde!", quietschte Samy und flog mir um den Hals.
„Ohoh, jetzt sind wir sie los!", lachte Dena.
„Buh!", kam es kichernd von Enola. Es war ein offenes Geheimnis unter uns, dass sie schon eine ganze weile von ihm schwärmte. Naja, von seinem Äußeren, es war nichts ernstes. Sonst hätte ich mich von ihm fern gehalten. Immerhin war sie eine meiner besten Freundinnen. Wir alle stiegen in ihn Gekicher ein.
„Na erzähl schon!", forderte mich Dena ungeduldig auf.
„Da gibt es nicht viel zu erzählen!", versuchte ich mich raus zu reden, ohne Erfolg, denn die drei ließen nicht locker. Also erzählte ich ihnen alles, was auch nur im Ansatz mit Paul zu tun hatte. Vom Eisessen, den unzähligen Stunden, die wie einfach mit Fernsehen verbracht hatten in den letzten Wochen, vom Tanzen am Wochenende und von den Ereignissen des gestrigen Tages. Als ich meinen Bericht mit den Vorkommnissen des Morgens beendete sahen mich die Drei verträumt an.
„Reden wir hier von Paul Lahote?", fragte Samy als erste.
„ähm, ja?", entgegnete ich etwas unsicher.
„Der Paul Lahote, der immer ne große Klappe hat. Der jede Prügelei mit nimmt, die er bekommen kann. Der nicht in der Lage ist sich auch nur im Ansatz vernünftig gegenüber Mädchen zu verhalten. Der gerne mal mit ihnen spielt?", plapperte Samy weiter.
„Keine Ahnung", gestand ich ihr noch immer unsicher, „so ist er gar nicht!"
„Scheiße, Lucy, was hast du denn mit dem gemacht?", schaltete sich nun auch Dena wieder ein.
„Paul Lahote?!", kam es skeptisch von Enola.
„Leute bitte. Ihr kennt ihn nicht einmal richtig. Paul ist nicht so. Er ist ... ach scheiße, ich weiß nicht, wie ich euch das erklären soll."
„Na da hat es eine aber ganz schön erwischt.", kicherte Samy und legte mir freundschaftlich einen Arm um die Schulter. Wieder stiegen wir alle in ihr Lachen ein und bogen um die Ecke.
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live sucks
FanfictionAugen, die noch vor wenigen Stunden so viel Wärme, Geborgenheit und Liebe ausgestrahlt hatten. Jetzt waren sie matt, fast schon leblos, als wäre nichts mehr in ihnen. Krampfhaft versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen. Das Chaos in meinem Inne...