Ohne Titel Teil23

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Nein! Nein! Nein! Das konnte einfach nicht sein! Ich hatte mir diese Stimme bestimmt nur eingebildet! Genau, blankes Wunschdenken, hatte mich überlistet. Paul war nicht hier und schon gar nicht, hatte er mein Gespräch mit Jared gehört.

„Ich glaub, ich geh mal Mom beim Essen helfen.", sagte mein Bruder und stand auf, „Ihr habt da, glaube ich, etwas zu klären."

Mist! Doch keine Einbildung! Als ich langsam meinen Blick hob und in Richtung Tür sah, stieg in mir eine fast schon unerträgliche Anspannung an. Verlegen sah ich zu Paul hinüber, welcher lässig im Türrahmen lehnte und mich an sah. Seinen Blick konnte ich beim besten Willen nicht deuten, doch er musste die unübersehbare Röte in meinem Gesicht wahr genommen haben.

Jared klopfte ihm im vorbei gehen auf die Schulter und ließ uns allein. Einen Moment lang sah ich ihn einfach nur an, wie er da in der Türe stand. Lässig am Rahmen angelehnt, nur in Shorts und Sneakers, was meiner geringen Konzentration den Rest gab. Seine dunklen Augen schienen zu leuchten und direkt in mein Inneres zu blicken. Sie nahmen mich so gefangen, dass ich beinahe das Atmen vergaß.

Langsam drehte Paul sich um und ich dachte schon, dass er Jared folgen würde. Doch er schloss lediglich die Türe hinter sich und kam langsam auf mich zu. Ein paar Schritte vom Bett entfernt hielt er inne.

„Luce", sagte er sanft, ja sogar ein wenig verletzt, „wie kommst du nur darauf, dass ich solche Dinge tun würde? Denkst du wirklich so über mich?"

Verlegen sah ich zu Boden, nicht in der Lage, seinem Blick, der gequält auf mir lag, stand zu halten. Unbestimmt zuckte ich mit den Schultern. Ich traute meiner Stimme keine verständliche Antwort zu. Außerdem war ich einfach zu feige, ihm etwas zu erwidern.

„Wieso glaubst du, dass ich dich nicht mag? Hab ich je etwas in der Art gesagt?", er hatte sich mittlerweile vorsichtig neben mir nieder gelassen.

„Ich...", zögerlich suchte ich nach den richtigen Worten, „warum solltest du? Wer bin ich schon. Du könntest so ziemlich jede haben, warum solltest du deine Zeit mit mir verschwenden?"

Unsicher knetete ich meine Hände und betrachtete die ausgeblichenen Holzdielen vor meinem Bett, welche ich gerade unheimlich interessant fand.

„Weil dir keine andere das Wasser reichen kann", flüsterte er und legte mir langsam, fast schon ängstlich, einen Arm um die Schulter. Vorsichtig zog er mich gegen seine warme Schulter. Unwillkürlich reagierte mein Körper, bevor mein Verstand diese Geste deuten konnte. Langsam legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und fühlte mich einen Augenblick lang einfach nur sicher und geborgen.

„Aber...", begann ich.

„Nichts aber! Du bist klug, witzig, nett und manchmal ein klein wenig dickköpfig. Du bist einer dieser Menschen, die, ohne zu zögern, alles für ihre Freunde tun würden. Du stellst dich hinten an, wenn deine Familie dich braucht. Du bringst einen Raum mit deinem eintreten zum Strahlen. Deine Augen leuchten wie Sterne, wenn du dich für etwas begeisterst. Wenn du lachst, kann man gar nicht anders, als mit lachen zu wollen. Außerdem bist du das wohl Schönste, das ich je gesehen habe. Du machst es einem so einfach dich zu mögen. Du schaffst es immer wieder, das es sich lohnt, morgens auf zu stehen und das nur, weil du mich an siehst. Mich so siehst wie ich bin. Bei dir ist es so einfach ich zu sein. Wenn ich könnte, würde ich jede Sekunde, jeden Tag bei dir verbringen auch, wenn ich dir nur dabei zusehen könnte, wie du schläfst. Luce, du bist alles für mich! Wie kommst du nur auf die absurde Idee, ich würde dich nicht Lieben? Ich würde einfach alles für dich tun."

Langsam und bedächtig strich er mir über den Rücken. Während seiner Worte hatte mein Herz zu rasen begonnen, noch bevor seine Worte meinen Geist erreicht hatten. Er hatte gesagt, er liebte mich! Scheiße ich hatte schon Halluzinationen. Er klang so aufrichtig, so voller Liebe, dass ich ihm einfach glauben musste, auch wenn ein Rest Zweifel übrig blieb. Doch ich traute mich noch immer nicht, den Kopf zu heben. Was, wenn er es doch nicht ernst meinte? Was wenn das alles nur ein großer Witz für ihn war?

live sucksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt