Ohne Titel Teil32

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In der nächsten Zeit war ich immer mal wieder bei Bewusstsein. Allerdings nie länger als ein paar Minuten. Zwei Mal hatte er mir eine trockene alte Scheibe Brot in den Mund gerammt. Ab und zu wurde mir auch grob eine Flasche abgestandenes Wasser an die Lippen gehalten, so dass ich hastig ein paar Schlucke trinken konnte.

Und auch wenn ich nichts lieber wollte, als Michael alles entgegen zu spucken, so nahm mein Körper gierig alles an, was er bekommen konnte. Es fiel mir immer schwerer meine Augen zu öffnen und es gelang mir auch immer nur ein paar kurze Augenblicke lang. Wenn die unnachgiebigen Seile, die sich in mein Fleisch geschnitten hatten nicht wären, läge ich längst zusammengekauert auf dem Fußboden.

Kraftlos ließ ich mein Gewicht in den Seilen hängen, was den Druck auf jenen nicht gerade minderte, aber mir fehlt die Kraft eigenständig zu stehen.

Wie lange war ich schon hier? Stunden, unmöglich! Tage, Wahrscheinlich! Wochen, oh Gott, bitte nicht!

Ob bereits jemand nach mir suchte? Hatte Paul überhaupt jemandem erzählt, was zwischen und gewesen war? Wenn ja, dann glaubten die anderen bestimmt nur, dass ich etwas Zeit brauchen würde. Bestimmt waren sie der festen Überzeugung, dass ich schon zurück kommen würde.

Und ich betete darum, dass ich zurück kommen würde. Das Michael mich auch dieses Mal gehen lassen würde.

Aber bestimmt würde er warten, bis man mir meine Verletzungen nicht mehr an sah. Da er noch nicht müde geworden war, mich als seinen persönlichen Boxsack zu gebrauchen, konnte ich davon ausgehen, dass ich wohl noch ein paar Tage hier verbringen konnte.

Und genau darauf stellte sich gerade mein Gesamter Körper ein. Er schaltete so weit es ging ab. Versuchte sich vor den Einwirkungen der Schläge zu schützen.

„Lucinda!", rief die Stimme meines Peinigers ekelhaft süß nach mir. Er wusste, dass ich bei Bewusstsein war, auch wenn meine Augen geschlossen waren.

„Was willst du noch von mir?!", spie ich ihm entgegen, wobei das Blut in meinem Mund ihm entgegen spritzte. Doch auch wenn ich mir alle Mühe gab, giftig zu klingen, so konnte ich die Veränderung in meiner Stimme deutlich wahr nehmen. Sie war gebrochen, wie mein Körper.

„Aber, aber, wer wird denn gleich so zickig werden. Ich wollte dir doch nur noch einmal alles erklären", sagte er unschuldig und ließ sich auf einem kleinen Hocker nieder. Er war viel zu breit für diesen und sein massiver Körper lugte über die Sitzfläche hinaus. Immer der Schwerkraft nach geben. Sein Anblick ekelte mich an.

„Du hast deinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht", murmelte ich kraftlos.

„Na, wer wird denn da so schnell auf geben", er streckte seine Hand aus um mir die mit Blut verklebten Haare aus dem Gesicht zu wischen. Dabei genoss er es, wie ich versuchte vor ihm zurück zu weichen. Härter als nötig griff er nach meinen Haaren und zog sie nach hinten.

Ich zog scharf die Luft ein, um mich von dem enormen Brechreiz ab zu lenken.

„Hmmm... Da hat mir dein Schoßhund besser gefallen. Der hat wenigstens versucht sich zu wehren.", jetzt klang Michael belustigt und ein teuflisches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. In mir zog sich alles nur noch mehr zusammen. Ich hätte es wissen müssen, in dem Moment schon, als Paul mir davon erzählt hatte. Warum war es mir nicht bewusst geworden? Paul war hier gewesen, bei Michael. Er war es gewesen, der Paul so zugerichtet hatte.

Blanke Wut kroch in mir auf.

„Was?", kam es mir entsetzt über die Lippen, bevor ich es verhindern konnte.

„Ich musste doch sicher gehen, dass du dein Wort gehalten hast. Ich hielt es für eine gute Idee mal deinen neuen besten Freund zu fragen, was du denn so von New York erzählt hast!", erklärte er selbstgefällig, als hätte er das Rad neu erfunden. Aber Moment mal, bester Freund!

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