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„Hey! Was war denn gestern mit dir los?", begrüßte mich Samy eilig, als sie an der Schule an kam. Ich stand schon ein paar Minuten vor der Türe und hatte, so wie immer auf sie gewartet. Auch wenn es aus Eimern goss, unter dem Vordach blieb ich trocken. Die Ankommenden Schüler, die an mir vorbei ins Gebäude liefen, beachteten mich nicht weiter, sondern wollten sich nur schnell vor dem Regen in Sicherheit bringen. Einzig mein Bruder und seine Monster standen draußen herum. Im Schutz des Vordaches der Sporthalle beobachteten sie die morgendliche Hektik der anderen. Immer wider lachten sie, oder verfielen in angeregte Gespräche. Das fiel mir aber nur auf, weil ich es nicht unterdrücken konnte, immer wieder in ihre Richtung zu blicken. Natürlich versuchte ich dabei unbemerkt zu bleiben. Und selbstverständlich gestand ich mir nicht ein, dass der Grund dafür, lässig und selbstsicher wie immer, zwischen Jared und Jake an der Wand gelehnt stand. Fast bildete ich mir sogar ein, seinen Blick quer über den Parkplatz auf mir ruhen zu spüren.
„Hey! Ich brauchte gestern ein wenig Ruhe.", antwortete ich ihr. Ich zwang mich, sie an zu sehen und meinen Blick endgültig von Paul zu lösen. Kurz sah Samy verwirrt in die Richtung, in die ich geblickt hatte, bevor ein wissender Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien.
Wir machten uns sofort gemeinsam auf den Weg zum Unterricht. Aus Erfahrung würden Dena und Enola bereits vor unserem Klassenraum auf uns warten. Sie waren immer viel früher als wir da und hassten es in der Kälte auf uns zu warten. Darum trafen wir uns immer erst hier drinnen. Samy und ich ließen uns neben den beiden an der Wand hinunter rutschen und warteten auf den Beginn des Unterrichts.
„Morgen!", begrüßte ich Dena und Enola freundlich, doch ich bekam nur ein Brummen zurück.
„Du bist unten durch, weil du mit den Jungs feiern warst, ohne uns.", klärte mich eine grinsende Samy auf. Oh nein! Ein Wunder, dass ich nicht zum Tode verurteilt wurde. Womit hatte ich dieses milde Urteil nur verdient? Die beiden konnten ganz schöne Drama-Queens sein.
„Aha", wenn das so war, ich zuckte mit den Schultern „dann eben nicht."
Es hätte keinen Sinn gemacht den beiden die Situation zu erklären. Spätestens nach der Schule würden sie eh wieder mit mir reden. Die beiden wollten nur ihren Standpunkt klar machen, aber sie konnte einfach nicht wirklich aufhören mit mir zu sprechen. Erstens, konnte ich ja nichts dafür, dass sie keine Zeit gehabt hatten und zweitens mochten sie mich zu sehr, um wegen so etwas ernsthaft sauer zu sein. Und am aller wichtigsten, brannten meine Freundinnen auf einen ausführlichen Bericht des Abends.
„Aber ich rede noch mit dir!", stellte Samy fest und sah mich abwartend an. Mist! Der Bericht würde wohl früher fällig sein, als erhofft.
„Super", gab ich zurück. Als wäre mir das nicht auch schon aufgefallen. Zur Sicherheit erst mal so tun, als wüsste ich so gar nicht, worauf sie hinaus wollte.
„Mensch Lucy! Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Erzähl schon, wie war es?", sie brannte so sehr vor Neugierde, dass es mich wirklich überraschte, dass sie nicht zu Wibbeln begann.
„War ganz lustig", antworte ich ihr unbestimmt. Ich hatte nicht vor, ihr die Vorkommnisse des Abends bis ins kleinste Detail zu erzählen. Besser ich hielt mich möglichst oberflächlich. Nicht dass sie noch Wind von meinen Gefühlen für Paul bekam. Wenn sie denn wirklich da waren. Erst wollte ich mir selbst sicher sein, was da war. Was, wenn ich mir das alles nur eingebildet hatte.
Ungläubig sah sie zu mir herüber. Okay, an ihrem Blick zu urteilen, würde ich wohl nicht mit so einer wagen Antwort davon kommen. Ich spürte quasi, wie ihr Blick mich durchbohrte und eine bessere Auskunft verlangte.
Meine Rettung und ich war noch nie so froh darüber, war das Auftauchen unseres Geschichtslehrers. Doch auch wenn der Beginn des Unterrichts für den Moment gerettet hatte, so gab mir meine Freundin unmissverständlich zu verstehen, dass sie noch nicht mit mir fertig war.
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live sucks
FanficAugen, die noch vor wenigen Stunden so viel Wärme, Geborgenheit und Liebe ausgestrahlt hatten. Jetzt waren sie matt, fast schon leblos, als wäre nichts mehr in ihnen. Krampfhaft versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen. Das Chaos in meinem Inne...