Untitled Part 10

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Ich wurde von einem penetranten Klopfen an meiner Zimmertüre geweckt. Das erste, dass ich bewusst wahr nahm, war das es meinen Kopf zum Explodieren bringen würde, wenn es nicht bald aufhörte. Ich hatte nen Mords Kater, dabei hatte ich gestern nur Cola getrunken.

„Was?", fauchte ich in Richtung der geschlossenen Türe. Shit, meine Stimme klang, als wäre ich Kettenraucher.

„Lucy, mach auf!", vernahm ich, gedämpft durch die Türe, die Stimmer von Jerad.

„Nein!", sagte ich entschieden. Ich wollte ihn jetzt nicht sehen und ließ mich wieder in die Kissen fallen. Meiner Meinung nach gab es keinen Grund, ihm die Türe zu öffnen.

„Lu bitte!", flehte er beinahe, „Ich ... ich möchte mich..."

Den Rest seiner Worte verstand ich nicht mehr, denn ich hatte mir meinen iPod geangelt und beide Knöpfe in die Ohren gesteckt.

Absolut nicht förderlich für meinen Kopf, aber immer noch besser, als mich mit meinem Bruder auseinander zu setzte. Ich schloss meine Augen und ließ mich von der Musik erfüllen. Nach drei Liedern öffnete ich die Augen. Ich war neugierig geworden, wie spät es sein mochte. Das Display zeigte mir an, dass es bereist früher Nachmittag war.

Seufzend erhob ich mich. Wenn ich meinen Hintern jetzt nicht aus dem Bett bekam, würde ich heute bestimmt nicht mehr aufstehen. Zum Glück hatte ich eine Flasche Wasser am

Bett stehen, welche ich jetzt mit großen Zügen leerte. Dann ging ich zu meinem Schrank rüber, zog mir eine Strickjacke über und riss das Fenster auf.

Vielleicht würde die kühle Luft meinen Kopf wieder vernünftig in Gang bringen. Mit angezogenen Beinen setzte ich mich auf die Fensterbank und starrte in den Wald, der hinter unsrem Garten begann. Starrte war der richtige Ausdruck, denn obwohl der Wald direkt vor mir lag, sah ich ihn nicht wirklich.

Immer wieder lief mir eine einzelne Träne übers Gesicht. Auch wenn ich es nicht wollte, musste ich immer wieder an den kalten Blick denken, mit dem Jerad mich gestern angesehen hatte. Auch wenn ich es ihm gegenüber nie zugeben würde, tat es weh, wenn er mich so an sah. Doch ich schwor mir, dass er es nie erfahren würde. Lieber ließ ich ihm in den Glauben, dass ich einfach nur stur und sauer war. Das taffe Mädchen aus New York. Die mit der großen Klappe.

Erst als ich im Augenwinkel eine Bewegung in unserem Garten wahr nahm, kam ich ins hier und jetzt zurück.

Jerad verließ gerade gefolgt von Kim das Haus. Wahrscheinlich würden sie wieder zu Sam gehen, wo sie die meiste Zeit verbrachten. Er sah geknickt aus. Sein Gang war schwerfälliger als sonst und Kim schien ununterbrochen auf ihn ein zu reden.

Ich weiß, dass es lächerlich war, aber ich stand auf und ging vom Fenster weg. Ich wollte nicht, dass er mich sieht. Aber jetzt, wo er nicht mehr zuhause war, gab es auch keinen Grund mehr, das Zimmer nicht zu verlassen. Also nahm ich mir eine bequeme Jeans, Sweatshirt und Unterwäsche und ging ins Bad. Dort fand ich auch Kopfschmerztabletten.

Nachdem ich ausgiebig geduscht hatte und die Tablette ihre Arbeit tat, ging es mir gleich viel besser.

Da es trocken war, schnappte ich mir meine Tasche und beschloss ein wenig an den Strand zu gehen. In der Küche füllte ich mir einen Thermobecher mit Kaffee und nahm mir einen Apfel mit, dann verließ ich das Haus. Wo meine Mutter schon wieder war wusste ich nicht, aber es störte mich gerade auch nicht, dass ich ihr nicht über den Weg gelaufen war. So blieb es mir wenigstens vorerst erspart, ihr zu erzählen, was vorgefallen war. Denn ich hatte ein wenig Angst vor ihrer Reaktion. Immerhin kannte sie Jerad besser als mich.

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