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Wer auch immer diese Emily war, ihr Zuhause war einfach nur super süß. Das war das Erste, das mir durch den Kopf schoss, als das kleine Holzhaus, in mitten des Waldes, vor uns auftauchte. Sofort fielen mir die unzähligen keinen Blumentöpfe auf der Veranda auf, in denen jemand, vermutlich Emily Küchenkräuter gepflanzt hatte. Hier und da standen auch blühende Blumen, wie kleine Farbspritzer dazwischen. Ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen stand neben der massiven Türe und ließ alles sehr einladend aussehen.
Zielstrebig ging Kim auf die offene Türe zu und verschwand nach drinnen. Unsicher folgte ich ihr. Ich fand es zwar mehr als nur unhöflich, einfach so in ein fremdes Haus zu laufen, aber ich wollte auch nicht allein hier draußen stehen. Das innere des Hauses war genau so gemütlich und einladend, wie ich es von außen vermutet hatte. Kim stand in einer hellen Wohnküche, zusammen mit einer weiteren Frau, sie war bestimmt schon kein Mädchen mehr. Sie wirkte offen, freundlich und aufgeschlossen. Ihr Äußeres war zierlich, zart und fast schon unschuldig. Nur die großen Narben in ihrem Gesicht zeigten, dass sie bereits die Härte des Lebens kennengelernt hatte. Was wohl mit ihr passiert war? Doch ich besaß genug Anstand, um meinen Blick nicht darauf haften zu lassen und keine Fragen dazu zu stellen.
„Hallo, ich bin Emily", stellte sie sich lächelnd vor und reichte mir die Hand.
„Hi, ich bin Lucy", entgegnete ich schüchtern. Immerhin war ich einfach, ohne Einladung in ihr Zuhause gekommen.
„Pauls Mädchen?", richtete sie sich an Kim, welche zustimmend nickte. „Na dann komm her. Setzt dich."
Langsam ging ich mit den beiden auf den großen Holztisch zu, welcher fast den halben Raum ausfüllte und so aus sah, als hätten an ihm locker 12 Personen platz. Wir setzten uns an ein Ende des Tisches und Emily reichte mir und Kim eine Cola, bevor sie sich zu uns setzte.
„Schön dich mal persönlich kennen zu lernen. Immerhin spricht Paul von nichts anderem mehr", strahlte Emily mich an. Ich spürte einen unangenehmen Stich im Herzen, doch ich lächelte ihr tapfer zu. Kaum merklich nickte ich ihr zu bevor ich mich hilfesuchend an zu Kim drehte.
„Paul hat sich seid gestern Mittag nicht mehr gemeldet und auch auf keinen ihrer Anrufe reagiert."; erklärte Kim knapp, woraufhin Emily nur wissend nickte.
„Ja, die Jungs sind manchmal ein wenig merkwürdig. Aber ich wette mir dir, dass er einen guten Grund dafür hatte.", versuchte nun auch Emily mich zu beschwichtigen. Ebenfalls ohne Erfolg.
„Hm, das hab ich heute schon irgendwo mal gehört", murmelte ich.
„Na dann", lachte sie, „wird wohl was dran sein."
Dann stand sie auf und verschwand an der Küchenzeile. Sie stellte einen riesigen Topf auf den Herd und setzte Wasser auf. Kims Blick glitt kurz zu der altmodischen Uhr, welche an der Wand hinter ihr hing und laut tickte. Es war halb zwölf. Für die beiden jungen Freuen schien das irgendwas zu bedeuten, denn auch Kim erhob sich und gesellte sich zu Emily.
„Ähm"; gab ich verlegen von mir. Emily drehte sich lächelnd zu mir um.
„Die Jungs kommen gleich zurück, die haben sicher Hunger.", erklärte sie mir, während sie eine riesige Portion Fleisch aus dem überdimensionalen Kühlschrank holten und in eine Pfanne gab.
„Okay", sagte ich, auch wenn mich ihre Aussage nicht wirklich weiter brachte.
„Jared und die anderen verbringen die meiste Zeit hier. Emily ist so was wie die Mutter der Gruppe", erklärte Kim mir, die meinen verwirrten Gesichtsausdruck verstand.
„Kann... kann ich auch was tun?", fragte ich die beiden vorsichtig, denn sie wirkten wie ein eingespieltes Team und ich wollte nicht dazwischen funken.
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live sucks
FanfictionAugen, die noch vor wenigen Stunden so viel Wärme, Geborgenheit und Liebe ausgestrahlt hatten. Jetzt waren sie matt, fast schon leblos, als wäre nichts mehr in ihnen. Krampfhaft versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen. Das Chaos in meinem Inne...