Ohne Titel Teil11

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Krampfhaft starrte ich aus dem Fenster und beobachtete den vorbei rauschenden Wald. Paul fuhr schnell. Immer wieder unterdrückte ich den Drang nach links zu sehen, auf ihn. Ein beklemmendes Schweigen hatte sich zwischen uns ausgebreitet und ich wusste nicht, wie ich es brechen konnte. Also sah ich einfach weiter stur aus dem Fenster, als gäbe es dort etwas spannendes zu betrachten.

Nach etwas mehr als zehn Minuten Fahr, schien auch Paul das Schweigen zwischen uns zu blöd zu werden.

„Also, wenn wir uns den ganzen Nachmittag an schweigen, bist du hinterher genau so schlau wie noch heute Morgen.", durchdrang seine angenehm raue Stimme die Stille im Wagen.

Ruckartig drehte sich mein Kopf in seine Richtung. Ich hatte ihn für einen kurzen Moment völlig ausgeblendet gehabt und seine Worte holten mich gedanklich wieder in den Wagen.

„Hm", erwiderte ich nur. Wenn ich ernsthaft gewusst hätte was ich sagen sollte, hätte ich es schon längst getan. Denn mal ehrlich, so spannend war der Wald nun auch wieder nicht.

Paul sah weiter auf die gewundene Straße vor uns, an dessen Seiten jetzt die ersten Häuser von Forks auftauchten. Doch ein kleines Lächeln hatte sich auf seine Lippen gelegt.

„Na los, frag schon", forderte er mich heraus.

„Was denn?", sprach ich das erste, was mir in den Sinn kam aus. Jetzt wurde sein Grinsen richtig breit und wenn ich mich nicht irrte, funkelten seine Augen einen kurzen Moment lang amüsiert auf.

„Alles was du willst."

„Okay ... ähm", wow das war nicht gerade hilfreich. Was sollte ich ihn denn bitte jetzt fragen? Was wollte ich über ihn wissen? Die Antwort darauf war einfach! Alles!

„Wow, doch so viele Fragen auf einmal?", kam es spöttisch von ihm, als ihm mein zögern zu lange zu dauern schien.

„Ja, so viele, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll", gestand ich leise und bemerkte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Na super, natürlich bemerkte er es sofort. Aber zu meinem Glück, verkniff er sich einen Kommentar dazu.

„Okay, dann fang ich einfach an zu erzählen und du unterbrichst mich, wenn dir was eingefallen ist."

Nachdenklich blickte er auf die Straße.

„Okay", sagte ich kleinlaut und richtete meinen Blick ebenfalls gerade aus.

„Mein Name ist Paul Lahote und ich werde im Januar 19. Ich bin n Tacoma geboren, aber mit meinem Dad her gezogen, als ich acht war....", er unterbrach sich, vermutlich um zu überlegen, wie er fortfahren sollte.

„Was ist mit deiner Mutter?", fragte ich ihn vorsichtig. Ich wollte ihn keinen Falls verletzten und schon gar nicht wütend machen. Immerhin war er für sein aufbrausendes Temperament berüchtigt.

Doch er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern, bevor er mir eine Antwort gab.

„Ich glaube sie ist noch in Tacoma mit John. Das letzte Mal hab ich an meinem Geburtstag mit ihr gesprochen."

„Oh, das tut mir leid", sagte ich betroffen, doch er winkte nur ab.

„Das muss es nicht. Dad und ich kommen super zu recht. Außerdem war es ihre Entscheidung dort zu bleiben."

Auch wenn er alles daran setzt völlig gelassen zu wirken, so hatte ich doch das Gefühl, dass es ihm viel mehr aus machte, als er bereit war zu zugeben.

„Aber...", begann ich, stockte aber sofort, als ich ihn direkt an sah. Es quälte ihn darüber zu sprechen. Da war ich mir sicher, er brauchte es nicht zu sagen, seine Augen verrieten ihn. Sie begannen auf eine Art zu glitzern, die ich bei ihm so schnell nicht vermutet hätte. Und ich wusste, dass niemand diese Seite von ihm sehen solle. Ich respektierte seinen Wunsch und ließ das Thema fallen.

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