Ohne Titel Teil16

70 1 0
                                    

15

Einen Monat war ich jetzt schon hier. Einen Monat, in dem sich mein Leben so gravierend geändert hatte, dass ich es selbst noch nicht richtig realisiert hatte.

Mit Mom kam ich gut zurecht, auch wenn wir hin und wieder kleinere Meinungsverschiedenheiten hatten. Aber wer hatte das mit seiner Mutter nicht? Vor allem wenn es darum ging, ob ich mehr Zeit mit meinen Freunden oder der Schule verbrachte. Meine drei Mädels waren so etwas wie meine besten Freundinnen geworden, welche ich um nichts in der Welt eintauschen wollte. Fast jeden Tag unternahmen wir etwas gemeinsam und wenn es nur das sinnlose rum sitzen und reden in meinem Zimmer war. Selbst Jareds Freunde waren schon fast so etwas wie meine Freunde, oder zumindest sehr gute Bekannte.

Und mein Bruder? Ja, mein Bruder war so ein Fall für sich. Entweder wir verstanden uns super, oder gar nicht. Das war meistens Tagesform abhängig. Im Moment ging es einigermaßen. Wir hatten zwar keinen Zoff, aber wirklich miteinander geredet hatten wir seid Tagen nicht mehr.

Es war wieder einer dieser Samstage, an denen es regnete. Ich hasste Regen noch immer, auch wenn es hier mindestens jeden zweiten Tag regnete. Ich lag auf meinem Bett und wartete darauf, dass Samy auf meine Nachricht antwortete. Ich hatte ihr vor über zehn Minuten geschrieben und sie hatte noch immer nicht geantwortet. Völlig untypisch für sie. Normalerweise trug sie ihr Handy immer bei sich und antwortete umgehend. Hätte ich Dena geschrieben, wäre mir klar gewesen, dass ich mich auf eine längere Wartezeit einstellen müsste. Doch nun lag ich hier und starrte wie gebannt auf das schwarze Display, in der Hoffnung, dass eine Antwort kommen würde. Ich hatte sie gefragt, ob wir heute was zusammen machen würden, denn mir war langweilig und normalerweise ging es ihr Samstags ähnlich.

Mit Dena brauchte ich heute nicht rechnen, denn sie arbeitete neuerdings Samstags in dem kleinen Laden der Calls. Enola war eh in der letzten Woche so ein Fall für sich gewesen. Sie hatte einen Haufen Stress mit ihren Eltern, die sich wohl trennen würden. Was leider unweigerlich dazu führen würde, dass ihre Mom zu ihrer Familie nach LA zurück gehen würde. Wenn Enola ihren Vater nicht davon überzeugen konnte, dass es das Beste für sie wäre hier zu bleiben, dann würde sie in ein paar Wochen schon weg sein. Daher verbrachte sie jede frei Minute mit ihren Eltern. Sie wollte nicht weg und setzte alles daran bleiben zu dürfen.

Wäre schon komisch, wenn unser Quartett plötzlich nur noch ein Trio wäre. Vor allem, da Enola irgendwie die gute Seele in unsrer Truppe war. Unser Kummerkasten. Sie hatte immer ein offenes Ohr, ein paar aufmunternde Worte und sah in allem nur das Gute.

Dann endlich erlöste mich das leise Pling meines Handys. Samy hatte mir geantwortet.

> Sorry bin raus für Heute. Meine Mom meint ich muss mit ihr nach Port Angeles. <

Seufzend ließ ich mich noch weiter in die Kissen fallen. Na super! Und nun? Ich hatte keine Lust, den ganzen Tag alleine im Haus zu verbringen. Mom war eh so gut wie nie da. Entweder war sie arbeiten, oder sie traf sich mit irgendwelchen Freunden.

Jared würde bestimmt wieder den ganzen Tag an Kim kleben. Das würde ein langer Tag werden. Frustriert warf ich mein Hand aufs Bett und erhob mich. Es war erst halb elf und der elendige lange Tag lag noch vor mir. Wenn ich mir nicht irgendwas einfallen ließ, würde ich noch vor Langeweile um kommen.

Ich beschloss zunächst in die Küche zu gehen und mich mit frischem Kaffee zu versorgen. Vielleicht würde ich ja noch eine zündende Idee haben, was ich mit meiner nicht gewollten Freizeit anfangen könnte. Meine Mutter würde jetzt einfach behaupten, dass ich ja was für die Schule tun könnte. Doch unerklärlicher Weise war das nicht wirklich eine Option für mich.

Gerade als ich mich an der Kaffeemaschine zu schaffen mache, vernahm ich dumpfe Schritte auf der Treppe. Anscheinend war mein Bruder noch zuhause und so wie es klang war er auch noch alleine. Denn die leichten, federnden Schritte seiner Freundin konnte ich nicht vernehmen.

live sucksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt