Ohne Titel Teil24

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Ich erwachte am folgenden Morgen schon mit einem komischen Gefühl im Magen. Ich war tierisch nervös, was der Tag bringen würde. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich mich für etwas zum anziehen entschieden hatte. Naja, wirklich entschieden hatte ich mich nicht, eher frustriert auf gegeben und das erst Beste gegriffen, das mir in die Finger kam. Einfache Jeans mit einem einfachen grünen Shirt, wird schon gehen.

Durch die ellenlange Suchaktion in meinem Kleiderschrank war ich nun mehr als nur spät dran. Ich würde mich jetzt echt beeilen müssen und für Frühstück war definitiv keine Zeit mehr. Das Jared bei Kim übernachtet hatte und ich zur Schule laufen musste, verbesserte meinen Zeitplan nicht gerade.

Mal wider super hin bekommen, Lucy! Der Morgen war ja noch nicht aufregend genug! Nein, ich machte es mir unnötig noch aufregender. Ich hatte fast schon Angst zur Schule zu gehen. Zumindest war das Gefühl in meinem Magen das selbe, wie wenn ich vor etwas Angst hatte. Wie sollte ich mich nach dem Kuss gestern und der merkwürdigen Verabschiedung nur Paul gegenüber verhalten? Und viel wichtiger, wie verhielt er sich? Würde er es bereuen? Würde er mich nun meiden? Bei dem Gedanken daran, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wolle, zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen.

Schnell zog ich meine Jacke über und verkabelte den iPod darunter. Dann schaltete ich die Musik ein und verließ eilig das Haus. Wenn ich ansatzweise pünktlich da sein wollte, musste ich mich nun echt beeilen.

Super! Jetzt regnete es auch noch wie aus Eimern! Also würde ich nass bis auf die Knochen werden, bis ich da war. Warum war ich heute Morgen nur aufgestanden? Vielleicht hätte ich besser im Bett bleiben sollen.

Doch aus Erfahrung wusste ich, dass es mir absolut nichts bringen würde, vor ihm davon zu laufen. Irgendwann würde ich mich ihm stellen müssen und bis dahin würden mich meine Gedanken in de Wahnsinn treiben. Also, auf ich den Kampf!

Mit gesenktem Kopf, die Kapuze so weit wie möglich ins Gesicht gezogen, bog ich eilig auf die Hauptstraße vor unserem Haus ein. Die Regentropfen tanzten auf dem durchnässten, schwarzen Asphalt und drangen schon nach wenigen Augenblicken durch meine Chucks. Innerlich verfluchte ich meinen Bruder dafür, dass er mich einfach bei dem Wetter laufen ließ.

Erst als ich plötzlich stehen bleiben musste, um nicht mit dem schwarzen, abgenutzten Blech zu kollidieren, welches gerade vor mir aufgetaucht war, nahm ich den Kopf wieder hoch.

Verwundert blinzelte ich gegen den dichten Regen, nur um sicher zu gehen, dass ich es mir nicht einbildete. Aber nein, da stand tatsächlich ein alter klappriger Wagen quer auf dem Bürgersteig vor mir. Der Fahrer hatte das Fenster herunter gelassen und sah mich abwartend an. Anscheinend hatte er mich angesprochen und wartete eine Antwort von mir. Schnell nahm ich die Kopfhörer aus den Ohren und sah ihn fragend an.

„Tschuldige, was hast du gesagt?"

„Eigentlich wollte ich wissen, warum du mich so standhaft ignorierst. Hab ich dir was getan?", fragte Paul mich nun ein wenig belustigt, mit dem Blick auf das weiße Kabel, welches nun vorne an meiner Jacke baumelte.

„Hä?", kam es unglaublich intelligent von mir. Na herzlichen Glückwunsch.

„Steig erst einmal ein, du holst dir ja den Tod da draußen", sagte er ernst und sein Blick blieb an meiner nassen Jeans hängen.

Das ließ ich mir nicht zwei mal sagen und ging eilig um den Wagen herum. Das mir dabei das Herz aus der Brust springen wollte und mein leerer Magen zu rebellieren begann, ignorierte ich für den Moment einfach. Zu sehr hasste ich die Kälte, die die Nässe mit sich brachte und meinen ganzen Körper ausfüllte.

„So", begann mein Retter, als ich im Auto saß und er es geschickt wieder auf die Fahrbahn gelenkt hatte.

„Bitte?", fragte ich verwirrt und rieb mir die vor Kälte schmerzenden Hände.

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